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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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auch Häberles Assistent Mike Linkohr wieder auf. Er war in den frühen Morgenstunden heimgegangen, um wenigstens ein paar Stunden schlafen zu können. Zumindest hatte er dies behauptet. Was er jedoch unter ›heimgehen‹ verstand, war im Kollegenkreis wieder einmal Grund für Sticheleien. Ob der ewige Junggeselle, der mit keiner Frauenbekanntschaft jemals länger als ein paar Monate glücklich gewesen war, wieder eine neue Flamme hatte, sorgte schon seit Tagen für Gesprächsstoff. Trotz geschickter Fragen der in Vernehmungen geübten Kollegen war dies bislang nicht herauszufinden gewesen.
    Er wirkte jedenfalls unausgeschlafen, huschte an Häberle vorbei und lehnte sich an die rückwärtige Wand des Lehrsaals.
    »Und worum ging’s in den Briefen?«, hakte ein älterer Kriminalist ungeduldig und Brezel kauend nach.
    »Es wird kein Lösegeld gefordert, falls Sie das meinen.« Häberle sah in die Runde. »Es geht um die Preispolitik, um den Strompreis. Ich hab die Briefe einscannen lassen und sie in den gespeicherten Ermittlungsakten zugänglich gemacht. Ihr könnt sie nachlesen. Es wird zunächst indirekt, im letzten Brief aber unverblümt damit gedroht, dass etwas Aufsehenerregendes geschehen werde, wenn das Albwerk nicht innerhalb von drei Tagen eine Strompreiserhöhung bekannt gebe.«
    Keiner der Polizeibeamten wusste zunächst etwas damit anzufangen. »Und wem, bitt schön, soll das nützen?«, durchbrach einer die entstandene Stille.
    Häberle grinste. »Wem schon? Den großen Konzernen natürlich – wem sonst? Sicherlich nicht dem Kunden. Wenn so ein kleiner Stromversorger viel günstiger ist, egal wie er dies auch anstellen mag, dann wird doch bei der heutigen Spar-Hysterie kein einziger Kunde zu einem Großen wechseln wollen. Deshalb sind so kleine Versorgungsgebiete, solche Inseln der regionalen Selbstständigkeit, den Großkonzernen ein Dorn im Auge.«
    »Sie meinen, da wird mit allen Mitteln gekämpft, wenn’s sein muss, mit solchen?«, fragte einer aus der Runde.
    »Nicht nur mit solchen«, entgegnete der Chef. »Sondern noch mit ganz anderen. Da bin ich mir ziemlich sicher.«
    Niemand wollte widersprechen.
    »Für mich besteht keinerlei Zweifel, dass der Tod von Büttner und dieser Anschlag auf das Umspannwerk heut Nacht in direktem Zusammenhang stehen«, stellte Häberle fest und trank seine Tasse leer. Er stellte sie auf einen Tisch und fingerte sich eine Brezel aus einer aufgerissenen Papiertüte.
    »Gehen wir also die bisherigen Fakten durch«, fuhr er fort. »Wir haben aus Büttners Haus jede Menge Unterlagen retten können. Und zwar Unterlagen, die irgendjemand beseitigen wollte. Und beinahe wäre ihm dies auch gelungen.«
    »Wir haben sein ganzes Arbeitszimmer ausgeräumt«, meldete sich ein junger Kriminalist eifrig zu Wort. »Computer, Speichermedien und Akten. Die Kollegen sichten bereits, was Büttner in den letzten Tagen auf dem Computer gemacht hat. Er soll heftig gechattet haben, sagen die Jungs.«
    Häberle nickte. Er wusste, was damit gemeint war, überlegte jedoch, wie viele der Kollegen seines Jahrgangs eine Ahnung davon hatten, wie dies funktionierte. Er selbst hatte es noch nicht versucht, sich aber von den Experten erläutern lassen, worum es dabei ging. Wie bei einem normalen Gespräch konnte man sich in sogenannten Chatrooms in Echtzeit unterhalten – mit dem Unterschied, dass die Kommunikation schriftlich ablief, nicht mündlich. Wer noch wusste, wie diese früheren, mechanischen Fernschreiber funktionierten, konnte sich wenigstens das Prinzip vorstellen.
    »Und mit wem hat er gechattet?«, wollte einer der Kollegen wissen, dem diese moderne Art des Kommunizierens offenbar geläufig war.
    »Mit jemandem, der sich Katimaus nennt«, erwiderte Häberle grinsend. Er hatte sich diesen originellen Namen gemerkt. »Das muss nichts bedeuten«, wirkte er dem Gelächter seiner Kollegen entgegen. Ihre Reaktion verriet, woran sie dachten. »In diesen Chatrooms legt man sich einen Spitznamen, einen sogenannten Nickname, zu, um anonym zu bleiben.«
    »Für unsere Experten wird’s ein Leichtes sein, die IP-Adresse des Computers rauszukriegen, von dem aus kommuniziert wurde«, wusste einer der Kriminalisten Bescheid.
    »Natürlich. Und zwar noch mindestens ein halbes Jahr lang«, zeigte sich Häberle informiert. Sie alle wussten aus früheren Verfahren: Bei jedem Einloggen ins Internet wird dem Computer eine mehrstellige Nummer zugewiesen, unter der sämtliche Transaktionen und Aktivitäten

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