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Kuschelmuschel

Kuschelmuschel

Titel: Kuschelmuschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Dahl
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begann mich zu fragen, wie lange es noch dauern mochte, bis bei ihr der Funke zündete.
     
Ich gab nicht auf.
     
Aber warum dieses Schweigen? Warum diese völlige und absolute Reglosigkeit, warum diese erstarrte Haltung?
     
Plötzlich fiel es mir ein. Ich hatte Jerry völlig vergessen! Da ich selbst so aufgeregt war, hatte ich seine persönliche Taktik ganz und gar vergessen! Ich tat es auf meine Art, nicht auf seine! Seine Methode war viel komplizierter als meine. Sie war lächerlich umständlich. Das war ganz unnötig. Aber so war sie es nun einmal gewohnt. Und jetzt bemerkte sie den Unterschied und versuchte festzustellen, was denn um Himmels willen eigentlich los sei.
     
Aber es war zu spät, jetzt noch die Technik zu ändern. Ich musste so weitermachen.
     
Und ich machte weiter. Die Frau neben mir lag wie eine gespannte Sprungfeder da. Ich konnte die Spannung unter ihrer Haut förmlich spüren. Allmählich geriet ich ins Schwitzen.
     
Plötzlich gab sie ein seltsames, leises Stöhnen von sich.
     
Weitere grässliche Gedanken zuckten mir plötzlich durch den Sinn. War sie etwa krank? Hatte sie einen Herzanfall? Sollte ich hier vielleicht lieber ganz schnell verschwinden?
     
Sie stöhnte wieder - diesmal lauter. Dann rief sie ganz plötzlich laut: «Ja-ja-ja-ja-ja!», und wie eine Bombe, deren träger Zünder endlich das Dynamit erreicht hat, wurde sie explosionsartig lebendig. Sie riss mich in ihre Arme und machte sich mit solch unglaublicher Wildheit über mich her, dass ich mich wie von einem Tiger angefallen fühlte.
     
Oder sollte ich lieber Tigerin sagen?
     
Ich hätte mir nie träumen lassen, dass eine Frau solche Dinge tun könnte, wie Samantha sie mit mir tat. Sie war wie ein Hurrikan, ein betäubend wilder Wirbelsturm, der mich entwurzelte, umherschleuderte und in Himmelshöhen empor riss, von deren Existenz ich nie etwas geahnt hatte.
     
Ich selbst trug nichts dazu bei. Wie konnte ich auch? Ich war hilflos. Ich war der Palmbaum, der durch die Luft wirbelte - das Lamm in den Klauen des Tigers. Mit Mühe und Not konnte ich gerade noch weiteratmen.
     
Trotzdem war es ungeheuer erregend, sich einer so explosiv ungestümen Frau widerstandslos in die Hände zu geben, und in den nächsten zehn, zwanzig oder dreißig Minuten - wie sollte ich das genau wissen? - tobte der Sturm mit unverminderter Heftigkeit weiter. Aber ich habe nicht die Absicht, den Leser hier mit bizarren Details zu ergötzen. Ich halte nichts davon, in der Öffentlichkeit schmutzige Wäsche zu waschen. Es tut mir leid, aber so bin ich nun einmal. Ich hoffe, dass meine Zurückhaltung bei meinen Lesern keine zu starken Frustrationen hervorruft. Jedenfalls konnte von Frustration in meinem Fall nicht die Rede sein, und in einem letzten, rauschenden Paroxysmus schrie ich auf, dass die gesamte Nachbarschaft hätte wach werden müssen. Dann brach ich zusammen, fiel in mich zusammen wie ein leerer Weinschlauch.
     
Samantha hingegen wandte sich - als hätte sie lediglich ein Glas Wasser getrunken - einfach von mir ab und schlief sofort wieder ein.
     
Huiii!
     
Ich lag still da und erholte mich langsam wieder.
     
Sehen Sie, ich hatte wirklich recht gehabt mit jenem winzigen Krönchen auf der Unterlippe, nicht wahr? Wenn ich darüber nachdachte, hatte ich mehr oder minder in allem recht gehabt, was mit dieser unglaublichen Eskapade zusammenhing. Was für ein Triumph! Ich fühlte mich wunderbar gelöst und wohlig erschöpft.
     
Wie spät mochte es wohl sein ? Meine Uhr hatte kein Leuchtzifferblatt. Ich sollte lieber gehen, dachte ich. Also kroch ich aus dem Bett und tastete mich, diesmal etwas weniger vorsichtig, außen daran herum - aus dem Schlafzimmer den Gang entlang - die Treppe hinunter und in die Diele des Hauses. Ich fand meinen Regenmantel und meine Hausschuhe und zog beides an. In der Tasche meines Regenmantels hatte ich ein Feuerzeug. Ich machte es an und sah auf die Uhr. Es war acht Minuten vor zwei. Später als ich gedacht hatte. Ich öffnete die Haustür und trat in die schwarze Nacht hinaus.
     
Meine Gedanken begannen sich jetzt auf Jerry zu konzentrieren. War mit ihm alles in Ordnung? Hatte er es geschafft? Ich ging durch die Dunkelheit auf die Lücke in der Hecke zu.
     
«Hallo, Sportsfreund», flüsterte eine Stimme neben mir.
     
«Jerry! »
     
«Alles in Ordnung? », fragte Jerry.
     
«Phantastisch», sagte ich. «Umwerfend. Was ist mit dir? »
     
«Bei mir ist es ebenso», sagte er. Ich sah das weiße

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