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Kuschelmuschel

Kuschelmuschel

Titel: Kuschelmuschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Dahl
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reden», sagte sie. «Solange wir verheiratet sind, habe ich kein einziges Mal mit dir darüber gesprochen. »
     
«Das stimmt», sagte ich.
     
Sie trank einen Schluck Kaffee, aber sie war in Gedanken offensichtlich weit weg. «Der Grund dafür ist», sagte sie, «dass ich es nie gemocht habe. Falls du es genau wissen willst: Ich habe es sogar gehasst. »
     
«Was gehasst? », fragte ich.
     
«Sex», sagte sie. «Was man da macht. »
     
«Allmächtiger Gott! », sagte ich.
     
«Es hat mir nie das geringste Vergnügen bereitet. »
     
Das allein war niederschmetternd genug, aber der wirklich zermalmende Schlag würde noch kommen - dessen war ich mir sicher.
     
«Es tut mir leid, wenn dich das überrascht», fügte sie hinzu.
     
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, deshalb blieb ich still.
     
Ihr Blick hob sich wieder von der Kaffeetasse und musterte mich mit so lauernder Aufmerksamkeit, als hegte sie eine bestimmte Vermutung. Dann senkte sie die Augen wieder.
     
«Ich wollte es dir nie erzählen», sagte sie. «Und ich hätte es auch nie getan, wenn nicht das in der vergangenen Nacht gewesen wäre. »
     
Ich sagte sehr langsam: «Was war in der vergangenen Nacht? »
     
«In der vergangenen Nacht», sagte sie, «da habe ich plötzlich erkannt, was an dieser ganzen verrückten Sache eigentlich dran ist. »
     
«Wirklich? »
     
Sie sah mir jetzt tief in die Augen, und ihr Gesicht war so offen wie eine der Sonne zugewandte Blume. «Ja», sagte sie. «Ganz gewiss. »
     
Ich rührte mich nicht.
     
«Oh, Liebling! », rief sie und sprang auf, stürzte zu mir herüber und gab mir einen glühenden Kuss. «Ich danke dir so sehr für die vergangene Nacht! Du warst wunderbar! Und ich war wunderbar! Wir waren beide wunderbar! Mach doch kein so verlegenes Gesicht, mein Liebster! Du solltest stolz auf dich sein! Du warst phantastisch! Ich liebe dich! Wirklich! Ganz toll! »
     
Ich saß einfach nur da.
     
Sie lehnte sich dicht an mich und legte den Arm um meine Schultern. «Und jetzt», sagte sie sanft, «nachdem du... ich weiß nicht recht, wie ich es ausdrücken soll... nachdem du irgendwie entdeckt hast, was ich brauche, von jetzt an wird alles so wunderbar sein! »
     
Ich saß immer noch stumm da. Sie ging langsam zu ihrem Stuhl zurück. Eine große Träne rann ihr über die Wange. Ich konnte mir nicht erklären, warum.
     
«Es war doch richtig von mir, dass ich es dir gesagt habe, nicht wahr? » sagte sie und lächelte unter Tränen.
     
«Ja», sagte ich. «O ja. » Ich stand auf und trat an den Herd, um ihr nicht ins Gesicht blicken zu müssen. Durchs Küchenfenster sah ich Jerry mit der Sonntagszeitung unterm Arm seinen Garten durchqueren. Es war etwas Federndes in seinem Gang, ein tänzelnder Schwung des Triumphes in jedem seiner Schritte, und als er an die Treppe zur Veranda seines Hauses kam, stürmte er sie, zwei Stufen auf einmal nehmend, hinauf.

Der letzte Akt
Es klingelte. Anna stand in der Küche und wusch den Salat für das Abendessen. Die Klingel war direkt über dem Spülstein angebracht, so dass Anna jedes Mal zusammenfuhr, wenn es klingelte und sie in der Nähe war. Aus diesem Grund benutzten auch weder ihr Mann noch ihre Kinder die Klingel. Diesmal jedoch schien sie besonders laut zu schrillen, und Anna schreckte mehr zusammen als sonst.
     
Als sie die Haustür öffnete, standen zwei Polizeibeamte draußen. Sie starrten sie mit wachsbleichen Gesichtern an. Anna starrte sie ebenfalls an und wartete darauf, dass sie etwas sagten. Sie starrte sie an, aber die beiden rührten sich nicht und sagten kein Wort. Sie standen so steif und so regungslos da, als seien sie zwei Wachsfiguren, die ihr jemand aus Jux vor die Haustür gestellt hatte. Sie hielten jeder mit beiden Händen ihren Helm vor sich.
     
«Was ist? », fragte Anna.
     
Sie waren beide jung. Sie trugen lederne Stulpenhandschuhe, die ihnen bis zu den Ellbogen reichten, und hinter ihnen am Straßenrand konnte Anna ihre schweren Motorräder stehen sehen. Herbstlaub fiel auf die Maschinen herab und trieb den Bürgersteig entlang. Die ganze Straße lag im leuchtenden gelben Licht des klaren, windigen Septembernachmittags. Der größere Polizist scharrte unbehaglich mit den Füßen. Dann fragte er: «Mrs. Cooper, Madam? »
     
«Ja, die bin ich. »
     
«Mrs. Edmund J. Cooper? », fragte der andere.
     
«Ja. » Allmählich begann es ihr zu dämmern, dass diese Männer, die beide nicht sonderlich erpicht darauf schienen, zu erklären,

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