Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kuschelmuschel

Kuschelmuschel

Titel: Kuschelmuschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Dahl
Vom Netzwerk:
sie gleichzeitig umbringen würde. »
     
«Und kaputte Ehen? »
     
«Mein lieber Freund», sagte Henri. «Der Möglichkeiten sind Legion. »
     
Genau in diesem Augenblick begann in meinem Kopf langsam eine Idee zu keimen. Wie Sie wissen, habe ich eine Leidenschaft für Politik. Und obgleich ich Engländer bin, habe ich immer mit Leidenschaft die Politik der Vereinigten Staaten von Amerika verfolgt. Ich war immer der Meinung, dort drüben, bei jener mächtigen, aus vielen Völkern bestehenden Nation, müsse sich das Geschick der Menschheit entscheiden. Und gerade jetzt war dort ein Präsident im Amt, den ich nicht ausstehen konnte. Er war ein böser Mensch, der eine niederträchtige Politik verfolgte. Und schlimmer als das, er war eine humorlose und unattraktive Kreatur. Warum jagte ich, Oswald Cornelius, ihn also nicht aus dem Amt?
     
Die Idee reizte mich.
     
«Wie viel Bitch haben Sie im Moment noch im Labor? », fragte ich.
     
«Genau zehn Kubikzentimeter», sagte Henri.
     
«Und wie groß ist eine Dosis? »
     
«Für den Test nahmen wir einen Kubikzentimeter. »
     
«Mehr brauche ich nicht», sagte ich. «Einen Kubikzentimeter. Ich werde ihn heute mitnehmen. Und ein Paar Nasenstöpsel. »
     
«Nein», sagte Henri. «Wir wollen in diesem Stadium noch nicht damit spielen. Es ist zu gefährlich. »
     
«Es ist mein Eigentum», sagte ich. «Die Hälfte davon gehört mir. Vergessen Sie nicht unsere Vereinbarung. »
     
Schließlich musste er nachgeben. Aber er tat es höchst ungern. Wir gingen ins Labor zurück, steckten uns die Stöpsel in die Nase, und Henri füllte genau einen Kubikzentimeter Bitch in ein kleines Parfumfläschchen ab. Er versiegelte den Stöpsel mit Wachs und gab mir das Fläschchen. «Ich flehe Sie an, vorsichtig damit zu sein», sagte er. «Dies ist wahrscheinlich die wichtigste wissenschaftliche Entdeckung des Jahrhunderts, und man sollte nicht damit scherzen. »
     
Von Henris Räumen fuhr ich direkt zum Atelier eines alten Freundes, Marcel Brossollet. Marcel war Erfinder und Hersteller von winzigen wissenschaftlichen Präzisionsinstrumenten. Er arbeitete für Chirurgen, entwickelte neue Herzklappen und Schrittmacher und jene kleinen Ventilklappen, die den inneren Druck im Schädel bei Menschen mit einem Wasserkopf vermindern.
     
«Ich möchte», sagte ich zu Marcel, «dass du mir eine Kapsel machst, die genau einen Kubikzentimeter Flüssigkeit fasst. Mit dieser kleinen Kapsel muss ein Zeitzünder-Mechanismus verbunden sein, der sie in einem vorher bestimmten Augenblick aufschlitzt und die Flüssigkeit freigibt. Das ganze Ding darf nicht mehr als gut einen Zentimeter lang und gut einen Zentimeter hoch sein. Je kleiner, um so besser. Glaubst du, dass du das schaffst? »
     
«Kein Problem», sagte Marcel. «Eine dünne Plastikkapsel, ein winziges Stück von einer Rasierklinge, um die Kapsel aufzuschlitzen, und die übliche Weckvorrichtung aus einer sehr kleinen Damenuhr. Soll man die Kapsel füllen können? »
     
«Ja. Mach sie bitte so, dass ich sie selbst füllen und versiegeln kann. Kann ich sie in einer Woche haben? »
     
«Warum nicht? », sagte Marcel. «Kein Problem. »
     
Der nächste Morgen brachte traurige Nachrichten. Simone, dieses kleine, geile Biest, hatte sich offenbar, gleich nachdem sie ins Labor gekommen war, mit dem gesamten restlichen Bitch-Vorrat - mehr als neun Kubikzentimeter besprüht! Dann hatte sie sich hinter Henri geschlichen, der sich gerade an seinen Schreibtisch gesetzt hatte, um seine Aufzeichnungen zu machen.
     
Ich brauche Ihnen nicht zu erzählen, was anschließend passierte. Und was das Schlimmste von allem war - das dumme Ding hatte vergessen, dass Henri ein akutes Herzleiden hatte. Verdammt, er durfte ja nicht einmal zu Fuß eine Treppe hinaufsteigen. Als ihn also die Moleküle trafen, hatte der arme Kerl keine Chance mehr. Er war binnen einer Minute tot, im Kampf gefallen, wie man so sagt. Und das war's.
     
Das verteufelte Weibsstück hätte wenigstens warten können, bis er die Formel aufgeschrieben hatte. Wie sich herausstellte, hatte Henri keine einzige Aufzeichnung hinterlassen. Ich durchsuchte das Labor, als man seine Leiche weggebracht hatte, aber ich fand nichts. Also war ich entschlossener denn je, guten Gebrauch von dem einzigen Kubikzentimeter Bitch zu machen, den es jetzt noch auf der Welt gab.
     
Eine Woche später holte ich einen wunderschönen kleinen Gegenstand bei Marcel Brossollet ab. Der Zeitzünder bestand aus der

Weitere Kostenlose Bücher