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Kuschelmuschel

Kuschelmuschel

Titel: Kuschelmuschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Dahl
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«Überhaupt keine», sagte er. «Deshalb schicke ich Simone jetzt hinaus, damit sie die Dosis, die versprüht werden soll, abfüllt. » Das Mädchen ging in das Hauptlabor und schloss die Tür hinter sich.
     
«Sie sprühen also etwas auf das Mädchen, und ich gehe auf sie zu? », fragte der Boxer. «Und was passiert dann? »
     
«Das müssen wir abwarten», sagte Henri. «Sie haben doch keine Angst, oder? »
     
«Ich, Angst? », sagte der Boxer. «Vor einer Frau? »
     
«Sehr gut», sagte Henri. Er war jetzt sehr aufgeregt. Er begann von einem Ende des Zimmers zum anderen zu hüpfen, wobei er die Position des Stuhls auf der Kreidemarkierung kontrollierte und abermals kontrollierte und sämtliche zerbrechlichen Gegenstände wie gläserne Messbecher, Flaschen und Reagenzgläser vom Tisch entfernte und auf ein hohes Regal stellte. «Das hier ist nicht der ideale Ort», sagte er, «aber wir müssen das Beste daraus machen. » Er band sich eine Chirurgenmaske über die untere Gesichtshälfte und reichte auch mir eine.
     
«Trauen Sie den Nasenstöpseln nicht? »
     
«Es ist eine zusätzliche Vorsichtsmaßnahme», sagte er. «Legen Sie sie lieber an. »
     
«Das Mädchen kehrte mit einer winzigen Spritzpistole aus rostfreiem Stahl zurück. Sie gab Henri die Pistole. Henri zog eine Stoppuhr aus der Tasche. «Macht euch bitte fertig», sagte er. «Pierre, Sie stellen sich dort auf die Sechs-Meter-Marke. » Pierre tat es. Das Mädchen setzte sich auf den Stuhl. Es war ein Stuhl ohne Lehnen. Sie saß sehr steif und gerade da in ihrem blütenweißen Kittel, hielt die Hände gefaltet auf dem Schoß und drückte die Knie zusammen. Henri baute sich hinter dem Mädchen auf. Ich stand auf der einen Seite. «Sind wir soweit? »
     
«Augenblick», sagte das Mädchen. Es war das erste Wort, das sie gesprochen hatte. Sie stand auf, nahm sich die Brille ab, legte sie auf ein hohes Regal und kehrte zu ihrem Stuhl zurück. Sie zog den weißen Kittel an ihren Schenkeln glatt, faltete dann die Hände und legte sie wieder auf den Schoß.
     
«Sind wir jetzt soweit? », fragte Henri.
     
«Geben Sie's ihr», sagte ich. «Drücken Sie ab. »
     
Henri richtete die kleine Spritzpistole auf eine freie Hautpartie genau unter Simones Ohr. Er drückte auf den Abzug. Die Pistole machte ein leise zischendes Geräusch, und aus ihrer Düse kam ein feiner feuchter Nebel.
     
«Ziehen Sie die Nasenstöpsel heraus! », rief Henri dem Boxer zu, während er schnell von dem Mädchen fortsprang und sich neben mich stellte. Der Boxer ergriff die Fäden, die aus seinen Nasenlöchern baumelten, und zog. Die mit Vaseline bestrichenen Gummistöpsel glitten heraus.
     
«Los, los! », rief Henri. «Gehen Sie jetzt! Werfen Sie die Stöpsel auf den Boden, und gehen Sie langsam vorwärts! » Der Boxer machte einen Schritt vorwärts. «Nicht so schnell! », rief Henri. «Langsam! Das ist besser! Weitergehen! Weitergehen! Nicht stehen bleiben! » Er war verrückt vor Aufregung, und ich muss gestehen, dass auch ich etwas von meiner Gelassenheit verloren hatte. Ich warf einen Blick auf das Mädchen. Sie hockte auf dem Stuhl, nur wenige Meter von dem Boxer entfernt, bewegungslos. Sie verfolgte jede seiner Bewegungen, und ich musste plötzlich an ein weißes Rattenweibchen denken, das ich einmal in einem Käfig zusammen mit einer riesigen Pythonschlange gesehen hatte. Die Python würde die Ratte gleich fressen, und die Ratte wusste es. Die Ratte kroch förmlich in sich zusammen, hypnotisiert und völlig fasziniert von dem langsamen Vorwärtskriechen der Schlange.
     
Der Boxer rückte langsam vor.
     
Als er die Fünf-Meter-Marke überschritt, nahm das Mädchen die Hände auseinander. Sie legte die Hände flach auf die Schenkel. Dann überlegte sie es sich anders und schob sie fast unter ihre beiden Gesäßhälften, wobei sie sich auf beiden Seiten am Stuhlsitz festhielt und sich so für den kommenden Ansturm rüstete.
     
Der Boxer hatte gerade die Zwei-Meter-Marke überschritten, als ihn der Geruch traf. Er blieb wie angewurzelt stehen. Seine Augen wurden glasig, und er schwankte auf seinen Beinen, als habe man ihm einen Schlag mit dem Holzhammer auf den Kopf versetzt. Ich meinte schon, er würde gleich umfallen, aber das tat er nicht. Er stand da und schwankte wie ein Betrunkener sanft von einer Seite zur anderen. Plötzlich begann er durch die Nasenlöcher Geräusche von sich zu geben, sonderbare kleine Schnaufer und Grunzer, die mich an ein Schwein

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