Kuss der Nacht - Band 02
schnupperte einmal lange und kräftig an seinem Blut, dann leckte ich es auf und prägte mir den Geruch ein. Mit grimmiger Zufriedenheit wandte ich mich an Tate.
»Ich habe die Witterung aufgenommen. Gib mir den Sender. Ihr folgt mir im Auto. Ändere ich meine Position nicht mehr, heißt das, ich habe ihn gefasst. Mal sehen, was er weiß.«
»Cat. .« Tate betrachtete staunend seine Hände und dann das Höhleninnere. Ich wusste, dass sich sein Bewusstsein erweitert hatte. »Ich fühle mich so. .«
»Ich weiß. Los jetzt.«
7
Die Kugeln ließen Lazarus langsamer werden; Silber war das Kryptonit der Vampire. Lazarus hatte viel Energie verbraucht, um sich zu regenerieren, weil er aber noch kein neues Blut getrunken hatte, fehlte es ihm an Kraft. Statt in seinem Mund war das meiste von Daves Blut auf dem Boden gelandet, und Lazarus war in den Wald geflohen, ohne vorher noch einen Snack zu sich nehmen zu können. Ich war jetzt schneller denn je und holte auf; sein Geruch zeigte mir die Richtung wie ein unsichtbarer Wegweiser. Außerdem kannte ich mich im Wald aus. Hier hatte Bones mich trainiert. Wurzeln und Bodenvertiefungen, die Lazarus stolpern ließen, überwand ich mühelos, während die Erinnerungen so ungefiltert auf mich einstürmten, dass ich fast glaubte, Bones' Stimme hinter mir hören zu können, spottend und mit britischem Akzent.
»Soll das schon alles gewesen sein, Kätzchen? Mehr hast du nicht drauf? Mach so langsam weiter, und du bist bald nur noch ein rosiger Hauch auf den Wangen irgendeines Vampirs... na los, Kätzchen'. Das hier ist ein Kampf auf Leben und Tod, kein beschissenes Kaffeekränzchen. «
Gott, wie ich ihn in jenen ersten Wochen gehasst hatte, und was ich jetzt alles dafür gegeben hätte, die Zeit zurückdrehen und alles noch einmal erleben zu können. Die Erinnerung spornte mich zusätzlich an. Ich witterte Lazarus etwa acht Kilometer vor mir. Durch den Gegenwind konnte er meinen Geruch allerdings nicht wahrnehmen, bald aber würde er mich hören. Ich hoffte, dass er Angst hatte. Wenn nicht, würde ich das ändern.
Lazarus brach zwischen den Bäumen hervor, um eine Straße zu überqueren. Er wich dem aus beiden Richtungen kommenden Verkehr aus. Augenblicke später folgte ich ihm. Bremsen kreischten, wenn Autofahrer, erschrocken über den undeutlichen Schatten, der vor ihnen über die Fahrbahn huschte, ruckartig anhielten. Durch Hinterhöfe und über Bahngleise verfolgte ich Lazarus, und der Abstand zwischen uns wurde immer geringer. Jetzt konnte ich ihn auch sehen. Knappe anderthalb Kilometer entfernt bewegte er sich auf einen See zu.
Er durfte ihn auf keinen Fall erreichen. Im Wasser würde er mich abschütteln, weil ich im Gegensatz zu ihm auf Sauerstoff angewiesen war. Ich musste es schaffen. Und wieder war es ein dunkles Augenpaar, das mir die nötige Kraft gab. Keine Bange, Süße. Ich bin im Handumdrehen wieder da.
Das waren Bones' letzte Worte an mich gewesen. Das letzte Mal, dass ich seine Stimme gehört hatte. Mehr Motivation brauchte ich nicht. Wenn ich nur schnell genug rannte, konnte ich vielleicht alles ungeschehen machen und noch ein einziges Mal seine Hände spüren. .
Weniger als zwanzig Meter vom Wasser entfernt stürzte ich mich von hinten auf Lazarus. Das Messer lag fest in meiner Hand, und ich stieß es ihm mit der ganzen Wucht meines Kummers ins Herz, drehte es allerdings nicht herum. Noch nicht. Erst hatten wir noch etwas zu besprechen.
»Wie fühlt sich das an, Lazarus? Tut weh, nicht wahr? Weißt du, was richtig wehtut?
Wenn es sich ein ganz kleines Stückchen bewegt . .«
Ich ruckte ganz leicht an dem Messer. Er verstand und erstarrte, seine silbrigen Augen färbten sich grün.
»Lass mich sofort los«, befahl er mit sonorer Stimme.
Ich lachte hämisch. »Netter Versuch, aber Gedankenkontrolle zieht bei mir nicht, Junge. Und weißt du auch, warum?«
Zum ersten Mal ließ ich ihn das Flackern in meinem Blick sehen. Als er vorhin die Ladung Kugeln ins Gesicht bekommen hatte, war es ihm wohl entgangen. Verständnislos starrte Lazarus in meine leuchtenden Augen. »Das kann nicht sein. Du atmest, dein Herz schlägt. . das ist unmöglich.«
»Ja, nicht wahr? Das Leben kann so gemein sein.«
Man konnte die kreischenden Bremsen eines stoppenden Wagens hören, dann Schritte, die schnell näher kamen. Ich brauchte den Blick nicht von Lazarus abzuwenden, um zu wissen, dass es Tate, Juan und Cooper waren.
»Na, seht mal, Amigos, wen haben wir denn da?«,
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