Kuss der Nacht - Band 02
ranhalten.«
30
»Ich werde etwa zwei Stunden brauchen, um Rodney und deine Jungs abzuholen, Kätzchen. Verträgst du dich mit Annette, bis ich wieder zurück bin?«
Bones war schon spät dran. Das war meine Schuld, aber das störte mich beim besten Willen nicht.
»Mach dir keine Sorgen. Wenn sie richtig frech wird, habe ich ja noch mein Silber.«
Zur Bekräftigung warf ich einen Blick auf das Waffenarsenal im Schrank. Er stieß ein schnaubendes Lachen aus. »Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich euch beide gerne unversehrt wiedersehen.«
»Ich werde mir Mühe geben. Beeil dich, ich warte auf dich.«
Das hatte ich nur so dahingesagt, aber sein Blick wurde düster. Mit einem Seufzer sprang ich aus dem Bett und umarmte ihn.
»Sag Rodney, er kann seinen Arsch darauf verwetten, dass ich diesmal nicht abhaue.«
Bones drückte mir einen Kuss auf die Stirn und lächelte, wieder ganz vergnügt.
»Natürlich. Ruf deine Jungs an. Sie sollen sich bereitmachen. Bis gleich.«
»Aber lass Tate heil.«
Er schnaubte. »Mal sehen.«
Als er weg war, rief ich im Stützpunkt an, um meine Essenseinladung loszuwerden, und musste mir dann fünf Minuten lang Dons Bedenken anhören, weil die Männer das Gelände verlassen würden, während Max frei herumlief.
»Zwei Vampire, ein Ghul, und ich bin auch noch da, Don. Wer würde sich mit uns anlegen wollen? Es ist nur ein Abendessen, um Himmels willen. Ich verspreche dir, sie stehen nicht auf der Speisekarte. Sie sollen ruhig die Leute kennenlernen, denen sie ihr Leben anvertrauen.«
Schließlich reichte Don den Hörer an Tate weiter, und ich erzählte ihm von meinem Angebot. Tate sagte sofort zu. Er wollte so viele Leichensäcke kennenlernen wie möglich, wie er es so schön ausdrückte. Wir hatten nichts zu essen im Haus, und zum Kochen reichte die Zeit sowieso nicht, also duschte ich und ging in die Küche, um das Telefonbuch zu suchen. Rodney hatte den schwarzen Peter, denn soweit ich feststellen konnte, lieferte niemand rohes Fleisch oder Leichenteile frei Haus. Ich entschied mich für Italienisch und bestellte verschiedene Gerichte, damit für jeden etwas dabei war. Das Essen würde in etwa einer Stunde gebracht werden, also gleich wenn die Gäste eintrafen.
Zwanzig Minuten später kam Annette hereingeschwebt, angetan mit einem langen, wallenden Rock und einem Top in einem hellen Pfirsichton. Sie sah umwerfend aus, aber kaum hatte ich ihre Aura gespürt, wusste ich, dass sie auf Krawall gebürstet war.
»Also, mein Liebes, du fühlst dich bestimmt ziemlich überlegen nach dieser Szene im Auto, aber ich möchte dich daran erinnern, dass ich schon über zweihundert Jahre lang mit Crispin zusammen bin, und das wird auch die nächsten zweihundert so bleiben. Ob du hingegen auch nur die nächsten Monate überdauerst, steht noch in den Sternen.«
Ich klappte die Gelben Seiten mit einem lauten Schlag zu. Oh, das war dann wohl die offizielle Kriegserklärung.
»Ich kann gut verstehen, dass du dich bedroht fühlst, Annette. Schon übel, wenn sich der eigene Traummann in eine andere verguckt, was? Sieh mal, ich bin bereit, darüber hinwegzusehen, dass ihr mal etwas miteinander hattet, und mich wohlwollend zu verhalten. Aber leg dich mit mir an, und du wirst es bereuen.«
Sie lächelte, ein boshaftes leichtes Kräuseln der Lippen. »Dummes Ding, ich habe schon Tausende solcher Traumtänzerinnen wie dich überdauert. Zehntausende sogar. Crispin kommt immer wieder zu mir zurück, und weißt du auch, warum? Weil ich ihm gebe, was er wirklich will. Wie die Geschichte an seinem Geburtstag vor Jahren ausging, hat er dir wohl nicht erzählt, oder? Wir waren nicht nur zu dritt - wir waren zu fünft. Zwei Sterbliche, Belinda und ich. Wir haben alle zusammen eine Nummer geschoben. Ich habe die Sterblichen selbst ausgesucht. Crispin steht ja so auf warme lebendige Körper. Und außerdem konnten wir sie hinterher noch vernaschen. Du weißt schon, was ich meine.«
Verflucht. Annette kicherte leise, als sie mein wütendes Gesicht sah. Sie hatte ihr Ziel erreicht. »Ach, Schätzchen, ich weiß schon gar nicht mehr, wie oft wir zumindest zu zweit mit ihm im Bett waren. Crispin ist einfach unersättlich. Das war er immer schon, sogar als Mensch. Und du bist ihm auch nicht heilig, Süße. Hat er dir erzählt, was wir beide vor zwei Monaten noch miteinander gemacht haben? Du bist für ihn nichts weiter als ein kleines Stolpersteinchen auf einem langen, verschlungenen Pfad. Besser, du erfährst
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