Kuss der Sünde (German Edition)
einander tief in die Augen. In den ihren fand er lediglich dasselbe Staunen wie zuvor. Juliette hätte in diesem Moment Komplimente und Liebesschwüre von ihm gefordert. Die Comtesse, dieses teuflische Weib, wäre erst zufrieden gewesen, wenn er hilflos und um Erfüllung bettelnd aufgegeben hätte. Viviane hingegen verlangte absolut nichts von ihm.
Er musste aufhören.
Warum sollte er sie in einen Abgrund reißen? Alles in ihm strebte danach, sie davor zu beschützen. Die Vorstellung, ihr könnte etwas zustoßen, ausgerechnet durch ihn, verursachte beinahe körperlichen Schmerz. Als er sich von ihr zurückziehen wollte, umfasste sie sein Gesicht und streichelte mit den Daumen über seine Wangen.
„Es ist seltsam. Als würden wir uns seit Jahren kennen“, raunte sie verblüfft. „Sie sind mir so unglaublich vertraut. Wie kann das sein?“
Es schnürte ihm die Kehle zu. „Ich habe keine Ahnung.“
Mit beiden Händen strich sie sein Haar nach hinten, fasste es im Nacken und lächelte. Eine süße, etwas zu groß geratene Madonna.
Gegen seinen Willen schob sich sein Becken vor und er drang ein kleines Stück in sie ein. Ihre Lider sanken ein wenig herab, doch sie hielt unbeirrt seinem Blick stand. Er zog sich zurück und schob sich erneut vor. Nur dieses eine kleine Stück, einzig seine Spitze. Wenn er nur so weit ging, konnten sie beide Erfüllung finden, ohne dass sie ihre Jungfräulichkeit verlor. Ihre Zungenspitze huschte über die Unterlippe.
„Ich glaube … also, ich glaube, Sie machen das falsch.“
Auf den Händen abgestützt verharrte er über ihr. „Ich mache es falsch?“
„Hm“, machte sie und sah nach unten. Röte erblühte auf ihren Wangen.
Er sah an sich hinab. Der größte Teil von ihm war außerhalb von ihr und hart wie ein Eisen. Sie war keine Jungfrau mehr. Was anderes war bei einer Pompinelle zu erwarten? Und doch verspürte er keine Wut, sondern höchstens Erleichterung und musste ein Auflachen unterdrücken. Ihre Erfahrung blieb gering, sonst hätte sie nicht an einen Fehler geglaubt.
„Je tiefer ich dringe, desto größer wird die Sünde“, sagte er scherzhaft.
„Ach“, erwiderte sie in vollem Ernst. „Eine größere Sünderin kann ich nicht mehr werden.“
Die Falle schnappte zu. Er senkte sich auf die Ellbogen, küsste sie lange und tief und nahm sie mit einem harten Stoß. An seinen Lippen gab sie einen erstickten Laut von sich. Sofort hielt er inne. „Entschuldige“, raunte er an ihren Lippen, küsste ihren Mundwinkel.
„Es geht mir gut“, entgegnete sie leise. „Männer sind nun einmal ungestüm und kennen in solchen Momenten wenig Rücksicht.“
Ärger keimte in ihm auf. Von wem immer sie sprach, er hatte ihr wehgetan, sie enttäuscht. Er erkannte es an ihrer bebenden Unterlippe, die Art wie sie die Zähne hineingrub und sich tapfer geben wollte. „Nicht unbedingt“, sagte er und begann, sich langsam zu bewegen. Falls er jemals eine andere Frau so behutsam geliebt hatte, besann er sich nicht mehr darauf, doch der schutzlose Ausdruck in ihrem Gesicht, die Bereitschaft, ihm zu vertrauen, erlaubte nichts anderes.
Gemeinsam mit ihr drehte er sich auf die Seite und zog ihr Bein über seine Hüfte. Es glich eher einem Wiegen denn einem Stoßen, und er hatte keine Eile, am Gleichklang ihrer Körper etwas zu ändern. Zumal sich die allmählich ansteigende Erregung unglaublich gut anfühlte. Zwanglos. Leicht. Frei von Bedingungen und Forderungen. Immer wieder hielten sie inne, küssten und liebkosten einander. Endlos. Bis es zu viel wurde.
Es sollte noch nicht enden. Immerhin war das Hinauszögern seines Höhepunkts bei der de La Motte zu einer neuen Kür geworden. Er konnte ziemlich lange durchhalten. Langsame, tiefe Atemzüge würden helfen.
Daran glaubte er, bis sie die Initiative ergriff.
Ihre Bewegungen wurden drängender. Ihr Schoß zog sich eng um ihn zusammen und ließ wieder locker. Es presste ihm die Luft aus den Lungen. In rasender Geschwindigkeit flammte ein Feuer über sein Rückgrat. Er stellte das Atmen ein, wurde langsamer und bremste mit den Händen die Bewegungen ihrer Hüften. Die Eruptionen ihres Schoßes pulsierten durch ihn hindurch. Seine Lungen drohten zu bersten. Hilflos bäumte er sich auf. Hinter seiner Stirn explodierte es. Weitere Explosionen folgten. Sehr viel heftiger als die erste.
Als es vorüber war, waren seine Knochen geschmolzen und sein Kopf ein hohles Loch. Sein Atem kam hart und rau, sein Herz dröhnte in seinen
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