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Kuss des Apollo

Titel: Kuss des Apollo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Danella
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Hamburg?«, fragte Frau Holm.
    »Es hat mir gut gefallen«, antwortete Geraldine unbefangen. »Wir haben im Hotel Atlantic gewohnt, man kann dort auf die Alster blicken. Und gestern war Herr Frobenius mit mir an den Landungsbrücken. Ich wollte gern die Elbe sehen.«
    »Alexander ist schon wieder in Berlin. Er hat vorgestern Abend noch angerufen und war ziemlich erbost, dass sein Vater ihn gleich weitergeschickt hat.«
    Geraldine lachte. »Ja, das habe ich auch bemerkt.«
    Eine Weile blieb es still, eine merkwürdige Vertrautheit lag im Raum.
    »Ja. Dann gehe ich mal hinauf und packe aus. Und dann machen wir einen ganz kleinen Spaziergang, Nelson. Mit oder ohne Regen.«
    »In der Garderobe hängt ein alter Regenmantel mit Kapuze von Jana. Sie lässt ihn immer hier, den können Sie anziehen. Und ich werde mir inzwischen überlegen, was ich Ihnen zum Abendessen serviere.«
    »Bitte, machen Sie sich keine Arbeit.«
    »Das ist für mich keine Arbeit. Haben Sie denn im Speisewagen gegessen?«
    »Nein. Aber jetzt die ganzen Kekse …«
    »Wenn ich richtig gezählt habe, waren es drei Stück. Und soviel ich weiß, sollen Sie ein wenig zunehmen.«
    »Ja, das hat Herr Frobenius auch gesagt. Wir haben ja zwei Abende im Atlantic gegessen, und er hat mir immer sehr genau auf den Teller geschaut, ob ich auch alles aufesse.«
    »Ich habe vier ganz zarte Lammkoteletts im Haus. Und grüne Bohnen, die sind schon fertig, die brauche ich nur aufzuwärmen. Und dazu für jeden zwei Kartoffeln. Oder auch drei, je nachdem, wie groß sie sind. Ich habe nämlich auch nicht zu Mittag gegessen.«
    »Warum nicht?«
    »Wenn ich allein bin, esse ich manchmal nur ein Ei mit Butterbrot. Außerdem wusste ich ja, dass ich heute Abend Gesellschaft haben würde. Dann gehen Sie jetzt mal mit Nelson ein Stück. Wir können um halb acht Uhr essen, und dann gibt es einen Krimi, den wir uns ansehen können. Und inzwischen werde ich Jana anrufen, erzählen, dass Sie gut gelandet sind, was wir essen werden, und sie bitten, sich um die Telefonnummer von Frau Winnberg zu bemühen.«
    »Ob jetzt noch jemand im Büro ist?«
    »Aber bestimmt. Wenn Herbert verreist ist, bleibt seine Sekretärin immer bis zum Abend. Und Alexander müsste heute auch dort sein.«
    Während Geraldine die Treppe hinaufstieg, summte sie vor sich hin. Sie fühlte sich frei und unbeschwert. Sie war zwei Nächte geliebt worden.
    Und dass der fremde Mann, der Harald hieß, aus der Bar gekommen war und dass sie gedacht hatte, er wäre es, war eben doch der Grund für ihr Verlangen nach einer Umarmung gewesen.
    Seltsam war das. Möglicherweise sah sie ihn nie wieder. Aber sie würde immer an ihn denken. Vielleicht war alles nur Einbildung, die Begegnung im Grunewald, die Begegnung in der Wiener Oper.
    Aber Paris? Das ließ sich nicht so leicht erklären. Genau genommen ließ sich gar nichts erklären.
    Sie stellte den Koffer auf den Boden, nahm das blaue Kleid heraus und warf es auf das Bett. Dann zog sie ein paar feste Schuhe an, ging wieder hinunter und streifte Janas Regenmantel über.
    Der Nordwestwind trieb den Regen vor sich her, und Nelson begeisterte die Aussicht, noch vor die Tür zu müssen, keineswegs.
    »Bleibt nicht zu lange«, sagte Frau Holm.
    »Nein, wir gehen nur ein kleines Stück.«
    Der Wind peitschte ihr den Regen ins Gesicht, aber sie war so fröhlich wie seit langem nicht mehr. Gut, dass sie noch ein wenig bleiben durfte. Und besonders gut, dass sie mit Frau Holm und Nelson allein war.
    Als sie ins Haus zurückkam, war Frau Holm am Telefon. »Kommen Sie schnell, Geraldine. Ihr Vater ist am Apparat.«
    Frau Holm zog ihr den nassen Mantel von der Schulter. Geraldine griff nach dem Hörer.
    »Papilein«, rief sie liebevoll. »Ich wollte dich heute Abend noch anrufen.«
    »Ich habe gerade mit Frau Frobenius gesprochen und gehört, dass du noch bleiben willst. Gefällt es dir auf Sylt so gut?«
    »Es ist wunderbar. Und bei dir ist auch alles in Ordnung?« Eine Weile sprachen sie lebhaft miteinander, sie erzählte von Sylt, er von Mallorca.
    Sie fragte nicht, wo er sich aufhielt, sie wollte es gar nicht wissen.
    Frau Holm deckte inzwischen den Tisch, dann hob sie die Hand: »Das Essen ist fertig.«
    »Prima. Gute Nacht, Papi. Lass es dir gut gehen. Mir geht es hier auch gut. Ich bekomme gleich Abendessen.«
    Sie hatte wirklich Hunger. Sie aß alles auf, und es schmeckte ihr hervorragend.
    Sie trank zwei Gläser von dem leichten Rotwein, und ein drittes Glas, während sie den

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