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Kuss des Apollo

Titel: Kuss des Apollo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Danella
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Schiff, eine Gangway führte an Deck, Leute standen an der Reling.
    »Das fährt nicht nach Sylt?«
    »Nein, die
Prinz Hamlet
geht nach England.«
    »Von hier aus? Das muss eine schöne Fahrt sein. Und du fliegst nach Amerika.«
    »Ja. Leider. Sonst könnten wir noch ein paar Tage hier bleiben.«
    Sie lachte leise. »Oder du begleitest mich nach Sylt. Das würde Frau Holm sicher sehr verblüffen.«
    »Zweifellos.«
    »Und wir müssten uns tadellos benehmen, sonst berichtet sie ihrer Tochter, was wir so treiben.«
    Verblüffter als Frau Holm war er auf jeden Fall. Wie unbefangen sie über das, was geschehen war, sprach. Und heute wieder geschehen würde. Er konnte den Abend kaum erwarten.
    Und er dachte gleichzeitig, wie gut es war, dass er den Redakteur, mit dem er verabredet war, in einer Stunde und nicht am Abend treffen würde, wie es zunächst geplant gewesen war. Sie würden sich bei Haerlin im Vier Jahreszeiten zum Essen treffen, und darum war es sowieso Unsinn gewesen, dass er mit ihr am Hafen essen wollte.
    Aber er wusste nun, wie er es machen würde. Zusammen mit ihr in die Stadt fahren, bis zum Jungfernstieg, und ihr erklären, wie sie von dort aus zum Hotel spazieren konnte. Oder auch mit einem Alsterdampfer fahren konnte.
    Langsam war er imstande, wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Er hatte schon viel erlebt, aber das hier war Neuland für ihn.
    Er legte beide Arme um sie, zog sie fest an sich. Sie sah ihn an, dann schloss sie die Augen, und er küsste sie.
    Nach einer Weile bog sie den Kopf zurück, sah ihn an, schloss die Augen wieder und küsste ihn.
    »Ich bin so froh, dass du da bist«, sagte sie. »Ich werde Hamburg nie vergessen.«
    Ein Matrose kam die Gangway herab, Geraldine lächelte ihn an, er lächelte zurück.
    »Schade, dass wir nicht mit diesem Schiff fahren können«, sagte sie. »Oder gleich mit einem Schiff nach Amerika. Früher haben das alle Leute getan. Heute müssen sie fliegen. Das ist doch langweilig. Ich möchte viel lieber mit einem großen Schiff tagelang auf dem Meer unterwegs sein.«
    »Da wir gerade vom Reisen sprechen: Mein Flieger geht morgen gegen zwei Uhr. Und vorher werde ich dich in einen Zug nach Sylt setzen, in einen IC, der fährt vom Hauptbahnhof ab, da kann ich dich hinbringen. Und du wirst allein nach Westerland kommen?«
    »Falls ich nicht vorher aussteige«, sie lachte übermütig. »Zum Beispiel in Husum, bei Theodor Storm. Seine Novellen kenne ich inzwischen alle. Könnten wir nicht eine verfilmen?«
    »Hat es alles schon mehrmals gegeben. Vom
Schimmelreiter
gibt es zwei, davon ist die alte Verfilmung mit Matthias Wiemann ganz hervorragend.«
    »Die möchte ich mal sehen.«
    »Werde ich dir besorgen.«
    Sie machten sich auf den Rückweg, fuhren bis zum Rathausmarkt, denn das Rathaus sollte sie auch noch kennen lernen, und dann kamen sie zum Jungfernstieg.
    Er erklärte ihr den Weg zum Hotel.
    »Und da unten kannst du auf einem Alsterdampfer an Bord gehen, der fährt dich direkt vor das Hotel. Wir müssten bloß schauen, wann der nächste ablegt.«
    Geraldine küsste ihn leicht auf die Wange.
    »Ich werde versuchen, mich wie ein großes Mädchen zu benehmen. Vielleicht kann ich sogar lesen, was auf dem Fahrplan steht.«
    »Falls du warten musst, in dem Lokal da drüben bekommst du eine Kleinigkeit zu essen.«
    »Wunderbar.«
    »Hast du Geld dabei?«
    »Ja, Papa. Ich habe Geld, um mir was zu essen und zu trinken zu kaufen. Und es reicht sicher noch für die Dampferfahrt. Da, siehst du?«
    Sie öffnete das kleine Täschchen, das sie über der Schulter trug, und was er sah, waren mehrere Hunderteuroscheine.
    »Schleppst du dein Geld immer so leichtsinnig mit dir herum?«
    »Was soll ich damit machen? Hätte ich es im Hotelzimmer liegen lassen sollen?«
    Um sechs war er wieder im Atlantic, sie saß in der Halle, sie nahmen einen Aperitif, aber heute hatte auch Frobenius keinen Appetit. Ziemlich bald gingen sie hinauf in ihre Zimmer, sie liebten sich die halbe Nacht, bis sie beide erschöpft zusammen einschliefen.
    Am nächsten Tag brachte er sie zum Bahnhof, der Zug hielt nur kurz.
    »Hoffentlich findest du einen Platz«, sagte er. Seine Stimme klang heiser. »Wir hätten eine Platzkarte besorgen sollen.«
    Er war so verwirrt, so verstört wie selten zuvor in seinem Leben.
    »Ich werde schon einen Platz finden. Und dann fahre ich wieder bei den Kühen und den Pferden und den Schafen vorbei. Und dann bin ich bei Nelson, darauf freue ich mich. Und Frau Holm darf

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