Kuss des Apollo
Gadomsky war dabei. Sie brach das Schweigen, als das Licht wieder angegangen war, stand auf und trat zu Sebastian Klose.
»Meinen Glückwunsch, Herr Klose. Wenn es so weitergeht, wie es angefangen hat, dann …« Sie spuckte ihm über die Schulter. Plötzlich redeten alle durcheinander, und dann wurde es wieder still, alle sahen Klose an.
Bronski grinste. »Ich habe gesagt, dass es gut ist, und wenn ich das sage, stimmt es auch.«
»Diese Frau ist erstaunlich«, sagte einer der leitenden Mitarbeiter der Bavaria. »Ich habe noch nie von ihr gehört. Hat sie bisher nur Theater spielt?«
Klose nickte. »Ja. Nur Theater.«
»An welchen Bühnen? Man müsste doch von ihr gehört haben.« Sebastian setzte an zu sprechen, er wollte sagen, sie sei lange krank gewesen, habe aussetzen müssen. Doch dann entschied er sich zu schweigen. Alles, was er sagen würde, wäre Unsinn, stimmte nicht. Er verstand ja selbst nicht, wie diese Frau sich verwandelt hatte, seine arme kleine Geri, von ihm nie ernst genommen, früher mal geliebt, doch das war lange her.
»Diese Idee mit der Agraffe, das ist sehr gut«, lobte ein anderer. »Die hat Zeus dann natürlich nicht. Und damit kommt die Geschichte ins Wackeln, jedenfalls soweit es Alkmene betrifft. Ein großartiger Einfall, Herr Klose.«
Sollte er nun sagen: Mir ist das nicht eingefallen. Meiner dummen kleinen Geri ist es eingefallen.
Ihr war noch mehr dazu eingefallen.
Der erste Auftritt von Zeus.
Zeus in der Gestalt des Amphitryon, mit seinem Gesicht, seiner Haltung. Oder fast seiner Haltung. Ein kleiner Unterschied war da doch. Burckhardt machte das sehr gut.
Ein Weg, der einen Hügel herabführt, ein leerer Weg. Doch nicht, da geht jemand. Nein, nicht. Der Weg ist leer. Dann ist da plötzlich jemand, direkt vor den Säulen des Palastes.
Alkmene sitzt im Hof, umgeben von ihrem Hofstaat. Sie liest in einem Taschenbuch, dann lehnt sie sich zurück, es dämmert, es wird zu dunkel, um zu lesen. Eine der Dienerinnen fragt, ob sie Licht bringen soll.
Alkmene lehnt ab, es sei so ein schöner Abend, man könne im Dämmerlicht besser träumen. Nikolaos solle singen.
Ein hübscher junger Mensch, der auch im Hof sitzt, fängt an zu singen, begleitet sich auf der Gitarre, ein anderer spielt auf einer Klarinette.
Es ist ein melodiöser Schlager, extra für den Film geschrieben, der später ein Hit sein wird. Und sie singen nicht griechisch, sie singen englisch, es klingt ein bisschen wie Frank Sinatra.
Und mitten unter ihnen steht Zeus. Der aussieht wie Amphitryon. Doch keiner sieht ihn. Man kann ihn erst sehen, wenn er will, dass er gesehen wird.
Er betrachtet alles gelassen, lange sieht er Alkmene an, die leise die Musik mitsummt, dann hebt er die Hand, streicht sich über die Stirn, und nun ist er sichtbar.
Alkmene stößt einen lauten Ruf aus, teils Schreck, teils Freude. Sie springt auf.
Sie läuft auf ihn zu, er breitet die Arme aus, hält sie fest und küsst sie.
Atemlos fragt sie: »Wo kommst du her? So spät am Abend. Was ist geschehen?«
»Ich habe eine Schlacht gewonnen. Heute Nacht will ich bei dir sein.«
Sie lacht. »Heute Nacht? Und so ein weiter Weg. Ach, mein Geliebter!«
Die Musik ist verstummt, sie sind alle aufgestanden, lachen, reden durcheinander.
»Geht schlafen«, ruft Zeus ihnen zu. Dann hebt er den Arm himmelwärts. Helios muss den Sonnenwagen anhalten, die Nacht soll sehr lang werden.
Zeus trägt die gleiche elegante Uniform wie Amphitryon, doch ohne Orden auf der Brust, ohne Achselstücke.
Sie küssen sich, sie redet aufgeregt, er lächelt.
Dann tastet sie über seine Brust.
Das ist der spannende Moment.
»Hast du meine Agraffe verloren?«
Jetzt erst sieht man, dass ihr Kleid auf der einen Schulter mit einer Sicherheitsnadel zusammengesteckt ist.
Er lässt sie los, löst geschickt die Sicherheitsnadel, die beiden Enden des Trägers fallen wieder herab. Doch er greift in die Seitentasche seines Jacketts und bringt die Agraffe zum Vorschein.
Nein, so leicht ist Zeus nicht zu erwischen.
Doch statt die Agraffe zu befestigen, löst er mit einer Hand die Agraffe auf ihrer anderen Schulter, nun fällt auch hier der Träger herab, ihre Brust ist nackt. Er hält sie umfangen, man sieht nur ihren nackten Rücken, und er lässt mit einem lässigen Schulterzucken seine Jacke heruntergleiten, darunter ist er nackt, ihre Oberkörper schmiegen sich aneinander.
Mit einer Bewegung zieht er ihr das Kleid ganz vom Körper, lässt es über den Stuhl fallen,
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