Kuss des Apollo
drehen. Zu lang darf die Pause nach einem ersten Erfolg nicht sein.«
»Das hat mir Herr Bronski auch schon erklärt. Aber ich habe natürlich ein wenig Angst, wie es diesmal gehen wird.«
»Ich werde Sie in den nächsten Tagen mit dem Drehbuchautor und dem Regisseur zusammenbringen, mit denen ich gern arbeiten würde. Außer dem Stoff, den ich vorhin erwähnte, liegt noch ein anderes Buch vor, eine heitere, ein wenig überdrehte Liebes- und Sommergeschichte. Die würde auf einer Insel spielen.«
»Auf einer Insel?«, fragte Loske. »Auf was für einer Insel?«
»Das eben ist das Problem. Der Autor will Sylt. Der Regisseur und die Bavaria Mallorca. Ist nun mal Mode.«
»Ich bin für Sylt«, sagte Loske.
»Es gibt noch ein paar andere Inseln«, mischte sich Alexander ein. »Ich halte beides nicht für gute Ideen.«
»Na, erlaube mal«, sagte Jana. »Du bist doch immer gern auf Sylt.«
»Ich halte die Stoffe nicht für gut«, sagte Alexander bestimmt.
»Weder die Wiedervereinigungsgeschichte noch die Inselsommerliebe.«
Frobenius nickte anerkennend. »Zwei prachtvolle Wörter. Ein Glück, dass du keine Drehbücher schreibst, kein Mensch könnte das aussprechen.«
»Man muss bloßüben«, sagte Alexander ungerührt. »Und ob ich nicht doch eines Tages Drehbücher schreiben werde, kannst du gar nicht wissen.«
Frobenius seufzte bloß.
»Wir können einen Familienbetrieb daraus machen«, sagte Alexander, nun direkt an Thomas gewandt. »Mein Vater ist der Produzent, ich schreibe die Drehbücher, mein Bruder wird Schauspieler. Ich verspreche auch, für Sie immer gute Rollen zu schreiben, Herr Bantzer.«
»Oh, danke«, sagte Thomas.
»Für Geraldine Bansa sowieso.«
»Die Bavaria gibt das Geld«, warf Loske ein.
»Sie wird es mit Begeisterung tun, wenn sie erfährt, was wir machen und wie wir es machen«, kam es von Alexander.
»Und was sollen das für Rollen sein, wenn es die Wiedervereinigungsgeschichte und die Inselsommerliebe nicht sein dürfen?«
Geraldine sprach die beiden Wörter fehlerlos aus.
Loske sagte: »Bravo!«
Alexander sah ihr in die Augen, und sie erwiderte den Blick. Sie fühlte sich erleichtert. Nicht zu verstehen, warum sie Angst vor diesem jungen Mann gehabt hatte.
Er sagte, und er sprach langsam, eindringlich: »Ich finde, Ihre nächste Rolle müsste eine ganz besondere sein. Eine Frau von Bedeutung.«
»Womit wir bei George Bernard Shaw gelandet wären«, warf Frobenius ein.
»Genau. Keine schlechte Adresse, wie wir wissen. Nehmen wir mal die
Heilige Johanna
, das Beste, was über die Jungfrau von Orleans geschrieben wurde. Nichts gegen Schiller, seine Sprache ist wunderbar, aber Shaws Drama trifft es besser.«
»Das ist eine Rolle, die ich mir immer gewünscht habe«, seufzte Geraldine. Und als alle sie ansahen, errötete sie, und ihre Hand legte sich wieder um den Hundekopf. »Ich meine, früher, als ich noch an Theater dachte.«
»Und heute?«, fragte Alexander. »Möchten Sie nicht wieder auf einer Bühne stehen?«
»Ich wüsste nicht, was ich lieber täte. Aber ich würde sterben vor Angst. Die Kamera mag ja in mancherlei Hinsicht unbarmherzig sein, aber man ist dem Publikum nicht ausgeliefert. Was die Leute, die später den Film sehen werden, dazu sagen, kann einem während der Dreharbeiten egal sein. Wenn man auf der Bühne steht, ist man sehr allein.«
»Aber Sie haben doch früher Theater gespielt.«
»Das ist lange her. Und schon gar nicht die heilige Johanna. Geschweige denn die Jungfrau von Orleans. Ich kann sie zwar auswendig, beide Rollen kann ich, das habe ich bei meinem Vater gelernt. Aber spielen durfte ich sie nie.«
Will Loske beobachtete die beiden genau, diesen selbstbewussten jungen Mann und diese schöne junge Frau, und er erkannte sofort, dass hier ein Band geknüpft wurde. Er sah dann in Janas Gesicht, in dem ebenfalls ein Staunen stand, und dann betrachtete er seinen Freund Herbert.
Der runzelte gerade die Stirn.
»Also bitte! Geraldine hat bereits in mehreren Interviews erklärt, dass sie gern wieder Theater spielen würde. Dagegen ist ja nichts zu sagen. Nur drehen wir zunächst einen Film. Je bekannter sie durch den Film wird, vorausgesetzt, es wird wieder ein guter Film, umso leichter wird für sie der Weg zum Theater sein.«
Sein Sohn widersprach. »Das bezweifle ich. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Ein guter und anerkannter Schauspieler auf der Bühne zu sein, und dann meinetwegen ab und zu einen Film zu drehen. Oder mal im Fernsehen
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