Kuss des Apollo
nach Hamburg zu bitten.
»Doch, das gefällt mir. Seit Paris habe ich nicht mehr in einem Hotel gewohnt.«
Er überlegte kurz. Ja, so war es wohl. Alexander hatte berichtet, sie verkrieche sich in der Wohnung ihres Vaters und gehe kaum aus dem Haus.
Der Hausdiener hatte inzwischen ihren kleinen Koffer und ihre Zimmerschlüssel in der Hand.
Sie lächelte. »Ich habe mir extra ein Kleid gekauft. In Keitum gibt es einen hübschen Laden, die Takerwai Boutique, und Alexander meinte, Sie würden sicher mit uns zum Essen ausgehen, und da brauche ich ein Kleid. Hoffentlich gefällt es Ihnen.«
»Wir werden sehen.«
»Aber er hat sicher nicht damit gerechnet, dass er nicht dabei sein wird.«
Frobenius fand es jetzt auch nicht mehr so gut. Es war schwierig, mit ihr zu reden, sie wirkte abwesend, blickte an ihm vorbei.
Und die Frage, wie es mittlerweile zwischen ihr und Alexander stand, konnte er nicht beantworten. Und darauf ansprechen konnte er sie schließlich auch nicht.
Jana war der Meinung, es hätte sich in dem Verhältnis der beiden nichts geändert. Und er hatte darauf geantwortet, woher sie das wissen wolle.
»Weil ich ihm verboten habe, in Mutters Haus den Liebhaber zu spielen.«
Darauf hatte Frobenius nur gelacht. Schließlich hatten Jana und er vor vielen Jahren auch das erste Mal im Haus ihrer Mutter zusammen geschlafen. Sie hatten sich am Strand kennen gelernt, hatten sich sehr rasch und sehr heftig verliebt, und dann hatte sie ihn einfach mitgenommen.
»Wir treffen uns in einer Stunde hier in der Halle, ja?«, sagte er. »Und wir essen im Hotel. Wir sitzen hier sehr gut, mit Blick auf die Alster, und das Essen ist hervorragend.«
Sie sah sich zufrieden in ihrem Appartement um. Ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer, ein großes Badezimmer. Das gefiel ihr nach dem kleinen Zimmer in Oma Holms Haus. Sie zog Hose und Bluse aus, lief eine Weile nackt durch die Räume, stellte sich dann unter die Dusche.
Und beschloss: Nun ist Schluss mit der Schumannstraße. Thomas wohnt bei seiner Leonie, und ich werde mir eine schöne große Wohnung mieten. Wenn ich doch jetzt Geld genug habe, kann ich mir eine bessere Wohnung leisten. Neue Filme waren in Aussicht, und vielleicht gelang es ihr sogar, Theater zu spielen. Was sie sich mehr als alles andere wünschte.
Eine Stunde später kam sie in die Halle. Sie war gut geschminkt und trug ihr neues Kleid, es war lichtblau und hatte einen weiten Rock.
Frobenius war schon da, er stand auf und kam ihr entgegen. »Wirklich ein schönes Kleid«, sagte er, ein wenig befangen.
Aber sie war jetzt ganz entspannt.
»Es gefällt mir gut hier«, sagte sie, lächelte und streckte ihm die Hand hin.
Er nahm die Hand, beugte sich darüber und küsste die Hand.
»Es gefällt mir gut hier«, wiederholte sie. »Und ich habe mir gerade überlegt, dass ich mir jetzt doch eine neue Wohnung suchen werde.«
»Das ist eine gute Idee. Zumal Ihnen die Chansons zusätzliche Einnahmen bescheren.«
»Die Chansons?«
»Ja. Nachdem der Film erfolgreich gelaufen ist, sind jetzt die CDs auf dem Markt, und sie kommen hervorragend an. Geraldine, ein Glas Champagner?«
»Gern.«
Kurz darauf saßen sie im Restaurant, direkt über der Alster, die noch hell in der Abendsonne glänzte.
»Das ist wunderschön hier«, sagte Geraldine. »Also, ich freue mich sehr, dass ich endlich mal in Hamburg bin. Ist doch komisch, nicht? In Paris kenne ich mich gut aus, und in Wien auch. Aber in Hamburg war ich noch nie.«
»In Wien auch?«
»Das wissen Sie doch, Herr Frobenius. Ich war mit Burckhardt in Wien. Und Venedig kenne ich auch, und Verona. Und Florenz. Ein bisschen was von der Welt habe ich nun kennen gelernt.«
»Und wie wäre es mit Amerika?«
Sie zog die Schultern hoch.
»Das heißt Hollywood, nicht wahr?«
»Es handelt sich um Challier. Er möchte gern wieder mit Ihnen arbeiten. Wir stehen in Verbindung.«
»Und was für ein Stoff?«
»Sie werden das alles nach Keitum mitnehmen. Ich habe vier Treatments hier. Sie werden sie lesen, Geraldine, und mir sagen, was Ihnen gefällt.«
»Und was gefällt Ihnen?«
»Na ja«, sagte er, »das eine oder andere geht ja. Aber wir müssen an die Erfolge, die wir hatten, anknüpfen. Das muss gut überlegt sein.«
»Griechenland. Paris. Sollte man nicht mal einen Film in Deutschland machen? Was soll ich in Hollywood? Man wird doch ziemlich schnell verheizt. Und ich glaube, dafür bin ich nicht der richtige Typ.«
Frobenius nickte. Das dachte er auch. Und er
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