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Kuss des Feuers

Kuss des Feuers

Titel: Kuss des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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ist.« Er senkte den Kopf, sodass sein verletzlicher Hals zu sehen war.
    Wie kam er dazu, sich selber mit etwas Schrecklichem in Verbindung zu bringen? Er war wunderschön. Seine fein gemeißelten Züge waren stark und fest. Ohne die Maske wirkte er jünger, als sie gedacht hatte. Vielleicht war er gerade mal dreißig.
    Sein dichtes Haar schmiegte sich um seinen wohlgeformten Kopf, und sie strich über die kurz geschorenen Locken, die so stoppelig waren wie Wildschweinborsten, ehe sie ihre Hand auf seinen warmen Nacken legte. »›Ich möchte ihn etwas Göttliches nennen‹«, rezitierte sie, »›denn nie sah ich in der Natur eine so edle Gestalt.‹«
    Er zuckte zusammen, und ihr war klar, dass er sich wohler fühlte, wenn man ihn verunglimpfte. Sie war so häufig Zeugin geworden, welche Abscheu man ihm entgegenbrachte, dass der Schmerz, den ihr das bereitet hatte, bis ans Ende ihres Lebens reichen würde.
    Sein Hausmantel stand an der Brust offen, wurde in der Taille aber von einer seidenen Kordel gehalten.
    »Zeig mir alles«, bat sie mit ruhiger Stimme.
    Seine ausdrucksvollen Augenbrauen zuckten, dann löste sich die Kordel, als er mit seiner silbernen Hand daran zog. Der Mantel öffnete sich vollständig und glitt an seinem Körper nach unten. Schmale Hüften, lange, wohlgeformte Beine aus durchsichtigem Fleisch schimmerten im Lichtschein; selbst sein stolzes Geschlecht war von der Verwandlung nicht verschont worden.
    »Ach, Archer.« Ihre Hand glitt über seine silberne Haut, von seinem Hals zur Brust, über die fein modellierten Muskelstränge. Es war schon komisch, dass er sie mit einem Werk Michelangelos verglich, wo er doch selber einen Körper besaß, den der Meister bewundert hätte. Er zitterte leicht, wich aber nicht vor ihr zurück. Seine Haut war nicht so warm, wie sie hätte sein sollen, aber auch nicht kalt. So kühl, als wäre er an einem eisigen Herbsttag draußen gewesen. Nicht Eis oder Marmor, sondern Haut, die sich wie Satin anfühlte.
    Seine Hand berührte ihre, damit sie ihn nicht weiter erforschte. »Weder Mensch noch Vieh«, krächzte er die Bibel zitierend.
    Sie blickte ihm in die grauen Augen – silbern, wie sie jetzt erkannte. Sie blitzten silbern wie Eis auf, wenn er starke Gefühle hatte. Das war Teil der Verwandlung.
    »Ich sehne mich nach deiner Berührung«, sagte er mit belegter Stimme. »Doch wenn ich dich anschaue, erfüllt mich das mit Verzweiflung. Ich kann dich nicht haben, wie ich dich haben will. Und ich verzweifle.«
    Sie drückte ihre Hand flach auf seine Brust. »Ach, Archer, du hast mich doch. Ich gehöre dir.«
    Steif schüttelte er den Kopf, und sein Gesicht verzog sich, als fechte er einen innerlichen Kampf aus.
    Sie schlang die Arme um seine schmale Taille und drückte die Lippen auf seine breite, kühle Brust. »Dir stehen keine anderen Möglichkeiten zur Verfügung, Benjamin Archer. Ich liebe dich. Nichts, was du sagst, wird daran etwas ändern.«
    In seinem Innern zerbrach etwas. Miranda spürte das Beben an ihren Armen, ehe er ein lautes Schluchzen ausstieß. Er schlang seine Arme um sie und begann zu weinen. Alle Kraft verließ ihn, und als die Beine unter ihm nachgaben, sackte sie mit ihm auf den Boden, wobei sie auf seinem Schoß landete und seinen Kopf an ihre Schulter zog.
    Er klammerte sich an sie, als könnte sie ihm entfliehen, und bebte am ganzen Körper, während die Einsamkeit, die immer in ihm gewesen war, in einer gewaltigen Flut von ihm wich. Sein Kummer trieb ihr Tränen in die Augen. Er weinte wie ein kleines Kind, während sie unverständliche Worte des Trosts murmelte und über sein Haar strich.
    Nach einer Weile beruhigte er sich und hörte auf zu zittern. Sie trocknete die Tränen mit seinem Hausmantel und hielt ihn in ihren Armen. Über ihnen brannten die flackernden Wandleuchter, die Stille des Hauses umgab sie. Sie liebte ihn. Es war schon immer so gewesen. Seine Arme entspannten sich, und er schmiegte sein Gesicht in ihre Halsbeuge.
    »Ich liebe dich auch«, flüsterte er zärtlich. »So sehr.«
    Miranda schloss seufzend die Augen und ließ ihren Kopf gegen seinen sinken.
    »Sag noch einmal meinen Namen«, bat er an ihrem Hals.
    Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. »Benjamin.«
    Er liebkoste die empfindsame Höhlung ihres Halses und jagte ihr damit kleine Schauer über den Rücken. »Noch einmal.«
    »Benjamin.«
    Ihre Lippen fanden sich.
    »Benjamin«, hauchte sie zwischen sanften, weichen Küssen. »Ben.« Sie umfasste sein Gesicht

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