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Kuss des Feuers

Kuss des Feuers

Titel: Kuss des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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schimmerte kurz auf, sodass man die hohen Wangenknochen und die Augenhöhlen zu erahnen meinte. Mirandas Herz setzte einen Schlag aus.
    Silbrig glänzend strömte der Regen an den Fenstern hinunter und behinderte die Sicht, als sie durch eine kleine Pfütze fuhren. Sie rückte näher ans Fenster, ihr warmer Atem ließ die Scheibe beschlagen. Sie wischte über das Glas, ohne sich darum zu kümmern, dass sie damit ihre Ziegenlederhandschuhe beschmutzen könnte, und wurde mit einem Blick auf ihr neues Zuhause belohnt, als sie in die lange Auffahrt einbogen.
    Wie Steilhänge eines Berges erhob sich das dreistöckige Gebäude in der sanft gewellten Landschaft. Blitze ließen das regennasse Schieferdach aufleuchten, sodass sich die spitzen Giebel und unzähligen Schornsteine vom wild bewegten Himmel scharf abhoben.
    Sie drückte die Hand fest gegen die eiskalte Scheibe. Das im gotischen Stil errichtete Haus war fast so breit wie hoch. Es beherrschte die Landschaft wie ein riesiges ungelenkes Tier. Große Bogenfenster schimmerten wie helle Juwelen in einer Krone, doch in ihnen war weder Licht noch Leben zu erkennen. Nur ein kleines einsames Licht über dem Haupteingang mit dem Säulenvorbau wies den Weg zum Haus.
    Mit einem Ruck kam die Kutsche zum Stehen, und das Prasseln des Regens aufs Dach ließ nach. Lord Archer stieg schnell aus der Kutsche und griff sofort nach ihrem Arm. Sie biss sich von innen auf die Wange und hielt sich sehr gerade, als sie gemeinsam die Marmorstufen hinaufstiegen.
Ich werde nicht weinen.
    Der Wind brauste durch den Säulenvorbau und ließ die Laterne aus Kupfer, die hoch oben hing, hin und her schwingen. Die vier Rappen standen weiter ruhig hinter ihnen. Der Regen tropfte von ihren zottigen Mähnen, und der Atem entwich dampfend ihren Nüstern, während sie geduldig warteten, dass der Vorreiter Mirandas Reisetasche ablud.
    Als Mirandas Arm nicht gerade zart gedrückt wurde, drehte sie sich wieder um. Nein, in der Kutsche würde sie sich nicht in Sicherheit bringen können. Eine riesige schwarze, doppelflügelige Tür ragte vor ihr auf. Als sie geöffnet wurde, gab sie den Blick auf einen älteren Mann frei, von dem nur die Silhouette im schwachen Lichtschein zu erkennen war. Auch dort nur Dunkelheit.
    Sie gingen durch die Tür und traten ins Licht. Und in die Wärme. Der Anblick der großen Halle, die sich vor ihr auftat, ließ sie wanken. Ihr altes Zuhause hätte mit Leichtigkeit vollständig in der Halle Platz gefunden, die entgegen ihrer Vorstellung nicht voller Spinnweben und dunklem Holz war, sondern Schönheit und Wärme ausstrahlte. Der zu einem Schachbrettmuster gelegte schwarz-weiße Marmor glänzte unter ihren Absätzen. Sämtliche Holzbalken waren strahlend weiß gestrichen, während man die Wände schwarz lackiert hatte. Durch diese Farbgebung hätte eigentlich alles sehr dunkel wirken müssen, doch die Wände schimmerten im Schein der Wand- und Kronleuchter aus filigranem Gold und Kristall. Russisch, dachte sie, als sie zu den Lampen aufblickte. Solch schöne Handwerkskunst konnte nur aus Russland stammen.
    Lord Archer bemerkte ihre bewundernden Blicke. »Sie hatten etwas anderes erwartet?«
    »Ich … ja«, gestand sie. »Das Haus wirkte so Unheil verkündend, als wir die Auffahrt hochkamen.«
    »Wir sind während eines Unwetters eingetroffen.« Das Aufheulen des Windes vor der Tür unterstrich seine Feststellung. »Nur wenige Häuser wirken unter solchen Bedingungen einladend; vor allem, wenn man sie nicht kennt.«
    »Das stimmt.«
    »Trotzdem hatten Sie etwas anderes erwartet«, meinte er und musterte sie, als würde er etwas durch ein Mikroskop betrachten.
    Wie er das wissen konnte, was ihr unklar. Schon lange vor dem Unwetter hatte sie wild fantasiert und dunkle Gänge, unheimliche Räume und staubige Hallen voller Spinnweben gesehen.
    Er blickte sie weiter durchdringend an. »Mein Zuhause ist eine Oase der Zuflucht für mich. Da werde ich es mir doch wohl schön zurechtmachen?«
    »Natürlich.« Verzweifelt sah sie zu dem älteren Herrn, der keine zwei Meter von ihnen entfernt kerzengerade wartete. Er hatte Lord Archer Mantel und Hut abgenommen, als sie hereingekommen waren, und dies mit so einer ruhigen Gewandtheit erledigt, dass Miranda kaum annahm, Lord Archer hätte ihn wirklich bemerkt.
    Lord Archer bemerkte, wo sie hinsah, und erstarrte. »Hallo, Gilroy. Habe Sie gar nicht bemerkt. Haben Sie alles vorbereitet?«
    »Guten Abend, Mylord. Ja, Mylord.«
    In einem Netz aus

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