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Kuss des Feuers

Kuss des Feuers

Titel: Kuss des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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ihr in die Wangen. »Es tut mir leid.« Sie machte sich Vorwürfe, ihn berührt zu haben … ja, überhaupt das Verlangen danach gehabt zu haben.
    Lord Archer holte tief Luft. »Nein. Mir tut es leid.« Er stieß einen Fluch aus. »Der Unfall … meine rechte Seite. Ich mag es nicht, wenn man mich an der rechten Seite berührt.« Er blieb stehen und hob dann den linken Arm, um ihn ihr anzubieten. »Ich habe Sie verletzt, und allein der Gedanke beschämt mich. Nehmen Sie bitte meinen linken Arm. Der ist nicht betroffen«, sagte er und fügte ein »Bitte« hinzu, als sie zögerte.
    Seine Augen waren grau, ein echtes Taubengrau, und wurden von dichten schwarzen Wimpern umrahmt, bei deren Anblick jede Dame neidisch geworden wäre. Merkwürdig, wie gebannt sie davon war, aber sie konnte den Blick nicht abwenden. Ihr Herz schlug wie ein Metronom, denn seine deutlich spürbare Willenskraft und körperliche Präsenz überwältigten sie. Vorsichtig legte sie eine Hand auf seinen Arm. Sie spürte die festen Muskeln und wie sie bei ihrer Berührung zuckten.
    Ihr Ehemann nickte zufrieden und zog sie dann weiter. Er blieb vor einer Tür stehen, vor der eine ältere Frau wartete.
    »Das ist Eula, unsere Haushälterin«, stellte er vor. »Ihr werdet euch wahrscheinlich über die Haushaltsführung unterhalten wollen.«
    So finster wie die ältere Frau sie ansah, hegte Miranda ernste Zweifel, ob sie wohl je zusammenarbeiten würden.
    Lord Archer stand steif zwischen den beiden Frauen. »Na gut, wir sehen uns dann beim Abendessen.« Er verbeugte sich unbeholfen vor Miranda und ließ sie mit der mürrisch aussehenden Frau allein.
    Die dünne Frau, die Miranda nur bis zur Schulter ging, stand stocksteif da und durchbohrte sie mit ihrem Adlerblick. Miranda sah ihr direkt in die Augen, während sich ihr die Nackenhaare sträubten. Der schmuddelige Knoten der Frau hatte die Farbe alten Elfenbeins. Ihr Gesicht wies tiefe Falten auf, doch die Knochen unter der Haut waren stark. Irgendetwas an Miranda musste ihre Billigung gefunden haben, denn ein Winkel ihres Mundes hob sich leicht.
    »Schön, Sie sind kein verhuschtes Mäuschen. Gott sei Dank. Ein Mäuschen hat nichts in der Höhle des Löwen verloren.« Sie zog die grauen Augenbrauen hoch, als Miranda sie weiterhin unverwandt anstarrte. »Dann kommen Sie mal mit. Seine Gnaden hat mich gebeten, Ihnen etwas zum Mittagessen vorzubereiten. So ein schmales Etwas wie Sie will jetzt bestimmt erst einmal etwas zu sich nehmen.«
    Über Eulas Schulter hinweg erspähte Miranda eine Suppenterrine und ein Porzellankörbchen voller knusprig gebackener Brötchen. Ihr Magen hätte vor Freude fast geknurrt.
    Eula drehte sich um und schlurfte in Mirandas Zimmer, wobei sie eine Duftwolke aus Kampfer und alter Wäsche hinter sich herzog. »Er wird Sie zum Abendessen abholen«, erklärte sie über die Schulter hinweg. »Und kommen Sie ja nicht auf die Idee, diese Räume auf eigene Faust zu verlassen.«
    »Und warum nicht?« Miranda hatte keineswegs die Absicht, heute Nacht durchs Haus zu geistern, aber Eulas Überheblichkeit brachte sie auf.
    »Hier verbergen sich alle möglichen Sünden im Dunkel. Man weiß nie, welchen Schrecken man in einem dunklen Winkel begegnen könnten.«
    Eulas kreischendes Gegacker hallte Miranda noch in den Ohren, als die Frau sich schon auf dem Gang entfernte. Das Herz schlug Miranda bis zum Hals, während sie sich auf ein vornehmes Sofa sinken ließ. Das war kein Versehen gewesen. Die garstige Frau hatte ihr nur Angst einjagen wollen. Miranda biss sich auf die Unterlippe, während sie zur leeren Türschwelle schaute; denn ein Gedanke machte ihr zu schaffen: Sie wünschte sich, Lord Archer würde zurückkommen.

4
    Wie ein verängstigter Schuljunge rannte Archer den Gang entlang. Litt er etwa an irgendeiner verfluchten Krankheit, die ihn dazu trieb, sich im schlimmsten Moment wie der letzte Mistkerl aufzuführen? Das musste er wohl; denn fast hätte er sie verloren, ehe er sie überhaupt gehabt hatte. Er fluchte und drückte die Dienstbotentür auf. Ein Dienstmädchen, das gerade die Treppe hochkam, schrie erschreckt auf und hätte beinahe ihren Wäschestapel fallen gelassen. War das nicht Sally? Eine Neue. Sie würde sich schon noch daran gewöhnen.
    Er ging die schmale Treppe hoch. Der Lakai, dem er auf dem nächsten Treppenabsatz begegnete, trat zur Seite. Für ihn war der Hausherr auf der Hintertreppe ein vertrauter Anblick. Archer nahm zwei Stufen auf einmal und zerrte

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