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Kuss des Feuers

Kuss des Feuers

Titel: Kuss des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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wollen. Was eigentlich nur ein Jahr hatte sein sollen, war zu drei Jahren geworden.
    Er atmete tief ein. Die schwülwarme Luft stand im Raum. Der liebliche Duft der Rosen vermischte sich mit dem betörenden Odem exotischer Orchideen, die er von seinen Reisen an den Amazonas mitgebracht hatte; immer auf der Suche nach einem Heilmittel. Sein Blick richtete sich auf die feuerroten Blumen, deren Blüten an Staubwedel erinnerten. Sie hatten dafür gesorgt, dass sein Urin eine volle Woche lang rot gewesen war. Die violetten Samen aus irgendeinem finsteren Winkel Brasiliens hätten einen normalen Menschen umgebracht. Er hatte nur vierundzwanzig schreckliche Stunden lang seinen Unterleib umklammert und um Gnade gebettelt. So viele Experimente. Reisen an entlegene Orte. Seltsame Tränke, die von irgendwelchen Medizinmännern zusammengebraut worden waren. Allesamt Fehlschläge. Aber er war nahe dran gewesen.
    Daoud, sein Diener, sein zuverlässiger Verbündeter, hatte es ausfindig gemacht. Die sauber geschriebenen Zeilen des Mannes hatten sich in Archers Erinnerung eingebrannt.
    Mylord, unsere Vermutung hat sich als richtig erwiesen. Der Schlüssel befindet sich in Alexandria. Ich habe die Antwort gefunden. Sie wird auf die vereinbarte Weise überbracht werden
.
    Und so war Archers Hoffnung auf Rettung in einer Lackschatulle verstaut und mit seinem schnellsten Schiff losgeschickt worden. Doch dann hatten Hector Ellis’ Piraten die
Karina
aufgebracht, und das Schiff war auf See verschollen. Zwei Tage später fand man Daouds Leiche – mit durchschnittener Kehle und für immer zum Schweigen gebracht. Archers Reise nach Ägypten, wo er herausfinden wollte, was Daoud entdeckt hatte, war erfolglos verlaufen.
    Vor Wut wäre er am liebsten aus der Haut gefahren. »Verdammt«, zischte er.
    Elizabeths Stimme ertönte in seinem Kopf.
Du hast sie jetzt. Alles wird gut.
    »Na, wer hört sich jetzt hoffnungsvoll an?«, meinte er und blickte zum Glasdach auf. Doch es gab Hoffnung. Seine Gewährsleute hatten ihm mitgeteilt, dass die Schatulle vielleicht doch nicht auf den Grund des Meeres gesunken, sondern nach England gelangt war. Deshalb war er zurückgekehrt und hatte nicht länger den Wunsch unterdrücken können, sich seine Braut zu holen.
    Die graue Wolkendecke riss auf, und die Sonne brach durch. Die Sonne traf auf das Treibhaus und erfüllte es mit ihrem Licht. Als die ersten Sonnenstrahlen ihn berührten, spürte er das vertraute Kribbeln auf der Haut. Als er zischend einatmete, spürte er sofort die Hitze – und den bitteren Rückschlag –, weil er sich nicht vom Licht hatte fernhalten können. Sein ganzer Körper summte, und das Licht strömte durch ihn hindurch. Gott stehe ihm bei … er war so schwach. Er dachte an Miranda und ballte seine Hände zu Fäusten. Er musste stärker sein. Für sie.
    Dann geh wieder nach unten zu ihr, du Feigling
.
    Einen Moment lang meinte er, ein leises Lachen zu hören. Dann war es wieder still.

5
    Sir Percival Andrew, der zweite Baronet von Doddington, hatte im Alter bestimmte Rituale entwickelt, die seinem Nachmittagsschläfchen vorausgingen. Als Erstes bekam er einen Kuss von seiner Frau, Beatrice, die dann die schweren Brokatvorhänge schloss und ihm dabei half, einen Schlafrock anzuziehen, ehe sie sich zurückzog, um selber ein kleines Nickerchen zu machen. Marks, sein Kammerdiener, hätte ihm dabei natürlich auch zur Hand gehen können, doch dessen Kuss wäre nicht halb so süß wie ihrer, neckte Bea ihn häufig.
    Als Zweites gehörte ein Glas Portwein dazu, das er zu sich nahm, während er in seinem Lieblingssessel vor dem Feuer saß. Heute war das nicht anders. Er ließ sich mit einem zufriedenen Seufzer in seinen Sessel sinken. Seine alten Knochen schmerzten zwar, aber die Wärme des Kamins tat ihnen gut. Er griff nach der Morgenausgabe der
Times
. Das brennende Holz knackte, und die Zeitung raschelte in der Stille. Der friedliche Moment endete jäh, als er beim Lesen der Heiratsanzeige von Lord Benjamin Aldo Fitzwilliam Wallace Archer, dem fünften Baron Archer von Umberslade, mit Miss Miranda Rose Ellis einen fassungslosen Laut ausstieß.
    »So ein Mistkerl!« In einem seltenen Anfall von Jähzorn schleuderte er die Zeitung zu Boden. Dieser Idiot. Nach England zurückzukehren, obwohl er versprochen hatte, fernzubleiben. Nach all der Mühe, die Percival gehabt hatte, um die Angelegenheit zu vertuschen, den unzähligen Malen, die er Archers Spuren verwischt hatte, um ihrer aller Ruf

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