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Kuss des Feuers

Kuss des Feuers

Titel: Kuss des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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Neunzehnjährige, die ständig irgendwelche glühenden Verehrer abwehren musste.« Ein dünnes Lächeln lag auf seinen Lippen. »Ich hatte eine höllische Zeit mit ihr. Sie mochte es, wenn man ihr Aufmerksamkeit entgegenbrachte, und bekam davon mehr als das ihr zustehende Maß. Ich habe sie alle geliebt. Ich war sechsundzwanzig, als mein Vater starb. Von da ab trug ich die Verantwortung für die Familie. Ich übernahm diese Aufgabe ohne jeden Groll; ich war in sie hineingeboren worden … bis zu jenem Frühling. Es kam zu einem Duell, bei dem es um Rachels Ehre ging. Ein junger Mitgiftjäger hatte ihren Ruf ruinieren wollen, indem er ihr bei einem Frühlingsfest einen Kuss raubte. Ich brachte ihn nicht um, aber meine Mutter hielt es für besser, wenn ich für eine Weile die Stadt verließ. Sie schickte mich nach Italien.« Er stieß einen leisen Seufzer aus. »Mütter wissen immer, was für einen das Beste ist, nicht wahr? Ich liebte Italien. Vielleicht wäre ich sogar für immer dort geblieben.«
    Mit leerem Blick starrte er die Decke an. »Drei Jahre später gab es eine Grippewelle in London. Meine Mutter, die Mädchen … alle wurden krank.« Sie sah, wie er mühsam schluckte. »Ich brach auf, sobald ich davon hörte. Meine Mutter und Claire … ich kam zu spät. Sie waren bereits tot und beerdigt, als ich eintraf. Rachel ging kurz darauf.«
    Nur das Flattern seiner Wimpern verriet, wie schwer ihn das alles getroffen hatte. Miranda spürte seinen Schmerz in ihrem Herzen. Doch eine Sache verstand sie nicht. »Du sagtest, du hättest vier Schwestern gehabt, hast aber nur drei genannt …« Sie sprach nicht weiter, als er den Kopf hob, und die Qual, die aus seinem Blick sprach, ihr den Atem raubte.
    »Elizabeth …«, antwortete er mit einem heiseren Flüstern. »Meine Zwillingsschwester.« Archer schloss die Augen. »Ihre Gedanken waren meine Gedanken. Wir brauchten nie miteinander zu reden. Ich wusste immer genau, was sie dachte. Unsere Mutter erzählte immer wieder gern, dass wir uns als Babys in genau demselben Moment im Schlaf umgedreht hätten, obwohl wir nicht in einer Wiege schliefen. Sie war … ich konnte nicht …« Er verstummte mit einem erstickten Laut und sah dann mit leerem Blick in die Ferne.
    »Sie starb in meinen Armen. Manchmal habe ich das Gefühl, als würde mir ein Arm oder Bein fehlen … irgendetwas …« Tränen schimmerten in seinen Augen, ehe er sie wegzwinkerte. »Ihr Verlust war ein Schmerz, den ich kaum ertragen konnte«, erklärte er leise. »Danach verfolgten mich Gedanken an den Tod. Ich träumte davon, in einer modernden Gruft gefangen zu sein, wo mir nur ihr Leichnam Gesellschaft leistete.« Er richtete den Blick wieder auf die geflickte Wunde. »Ich schäme mich dafür, was aus mir geworden ist … dass sie sehen könnte, was für einen schrecklichen Anblick ich biete …« Er zuckte zusammen und schloss den Mund.
    Ohne auch nur zu überlegen, kniete Miranda sich vor ihm hin und griff nach seiner trockenen Hand, die keinen Handschuh trug. »Trage diese Last nicht allein. Nimm die Maske ab und lass mich sehen, was dir so viel Kummer bereitet.«
    Mit starrem Körper sah er sie an. »Ich will dein Mitleid nicht.«
    »Meinst du etwa, das ist der Grund, warum ich dich darum bitte?«, wisperte sie.
    Ein trauriges Lächeln huschte über seine Lippen. »Nein«, erwiderte er nach einer Weile. »Aber ich kann nicht. Nicht einmal für dich, schöne Miranda.« Die müde Entschlossenheit, die in seiner Stimme mitschwang, schmerzte sie.
    »Aber warum?«
    Seine langen Finger schlossen sich um ihre Hand. »Du siehst mich an. Mich.«
    Jetzt wusste sie, was ihm das bedeutete. Keiner sah Archer je an. Alle sahen nur die Maske. Für alle anderen war er nur ein Bild, kein Mensch.
    In den grauen Tiefen seiner Augen spiegelte sich die schmerzhafte Wahrheit mit erschöpftem Bedauern wider. »Das würde aufhören, gäbe ich dir nach.«
    »Denkst du so gering von mir?«
    Das Feuer knisterte und knackte hinter dem Schutzgitter. Orangefarbenes Licht flackerte über seine goldene Haut und hob die feinen schwarzen Bartstoppeln auf seiner Wange und den blutigen Schnitt an seiner Lippe hervor. »Du bist nicht diejenige, die versagt, sondern ich. Ich bin ein Feigling«, wisperte er mit belegter Stimme. Dann wandte er den Blick ab, doch sein festes Kinn war stur nach vorn gereckt.
    »Du bist kein Feigling. Du bist so tapfer …«
    »Alle versprechen, mir zur Seite zu stehen …« Sein Kiefer

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