Kuss des Feuers
verkrampfte sich, und Schmerz blitzte in seinen Augen auf. »Am Anfang immer. Doch am Ende hält keiner sein Wort.« Er schluckte, und mit reiner Willenskraft gelang es ihm, eine leidenschaftslose Miene zur Schau zu stellen. »Bei dir will ich dieses Risiko nicht eingehen. Nicht mit dir. Kein schönes Wort, das deinen süßen Mund verlässt, wird daran etwas ändern; also versuch es bitte gar nicht erst.«
Sie wich zurück, als hätte er ihr einen Schlag versetzt. Obwohl sie ihn verstand, empfand sie seine Weigerung als nicht weniger schmerzhaft. Archer lag schlaff auf dem Sofa, die Haut grau und schweißnass. Sie verspürte den Wunsch, sich ausgiebig um ihn zu kümmern, ihm die Stirn zu wischen und ihn ins Bett zu stecken. Aber sie wusste, dass er all das nicht zulassen würde. Deshalb begnügte sie sich damit, die Wolldecke über seinen ganzen Körper zu ziehen und das Kissen unter seinem Kopf zurechtzurücken. Mit schläfrigem Blick verfolgte er ihre Bewegungen. Angesichts der jungenhaften Verletzlichkeit, die er so unverhüllt zeigte, hätte sie sich am liebsten neben ihn aufs Sofa gelegt.
»Ich hätte dich nicht so grob behandeln sollen, wie ich es getan habe.« Seine Wimpern flatterten, dann hob er den Blick. »Es war unangebracht.«
Sie ließ sich neben der Couch auf die Absätze zurücksinken. Die Erinnerung an seine großen Hände, die sie berührt hatten, kehrte zurück und damit ein irgendwie sengender Schmerz. Vermutlich würde es ihn schockieren, wenn er wüsste, wie kurz sie davorgestanden hatte, sich umzudrehen und ihn anzuflehen, ihre Röcke hochzuschieben und in sie zu stoßen. Sie schockierte es auf jeden Fall mehr, als sie zugeben mochte. Miranda versuchte, ihre Stimme wiederzufinden.
»Es war kein gewalttätiger Angriff, Archer.« Sie errötete, zwang sich aber, ihn anzusehen. »Das wissen wir beide.«
Sein Blick erwärmte sich. »Ich meine das, was vorher passiert ist«, erklärte er mit belegter Stimme. »Als ich dich gegen die Wand geschoben habe …«
»Du warst wütend.«
Er schenkte ihr ein schiefes Grinsen. »Ich war wütend«, wiederholte er, sich selber verspottend. »Ich war außer mir vor Entsetzen. Aber das ist keine Entschuldigung.« Sein sanfter Blick glitt über ihr Haar. »Du hast mir das Leben gerettet.«
Sie lächelte zittrig. »Du hast mir das Leben zuerst gerettet.«
Er gab einen spöttischen Laut von sich, erwiderte aber ihr Lächeln. Als Archer die verbundene Wunde ansah, strahlte er plötzlich eine ernste Ruhe aus, die sich noch verstärkte, als er den Blick zu Mirandas Augen hob – einen erstarrten, ausdruckslosen Blick. Wie zugefrorene Teiche im Winter, deren Kälte ihr ins Mark kroch.
»Ich bin ein Narr gewesen«, erklärte er in demselben eiskalten Ton.
»Was meinst du damit?« Furcht kroch ihr das Rückgrat hinauf.
Sein ausdrucksvoller Mund verzog sich, als hätte er etwas Bitteres geschmeckt. »Wegen heute Abend. Weil ich dich in dieses Leben hineingezogen habe.« Seine Brust hob sich, als er tief Luft holte. »Miranda …« Geschwächt wollte er ihre Hand berühren. Sie zog sie weg. »Du solltest gar nicht hier sein.«
Miranda richtete sich auf und ignorierte ihr schmerzhaft schlagendes Herz und das Zittern ihrer Hände. »Ja, natürlich. Du solltest jetzt schlafen.«
Doch Archer konnte man sich nicht so leicht entziehen. Schmerzen und Müdigkeit zeichneten sein Gesicht, als er sprach. »Du solltest nicht mit mir zusammen sein«, korrigierte er sich leise. »Ich … eine Annullierung lässt sich leicht erwirken. Angesichts der Tatsache, dass wir nicht …« Er biss sich so fest auf die Unterlippe, dass sie weiß wurde. »Nun ja, die Situation ist die, dass es geht. Such dir ein Haus, wo immer du möchtest, auch in einem anderen Land, wenn es dir gefällt, und ich werde alles regeln.«
Sie stieß einen Schwall Luft aus, als sie nach hinten auf den Hintern fiel. »Warum?«, fragte sie. »Warum hast du um mich angehalten?« Mit der aufsteigenden Wut kehrte auch ihre Kraft zurück. »Warum hast du mich hergeführt, mich dazu gebracht, dass du mir etwas bedeutest, wenn du mich gar nicht willst?«
»Dich nicht wollen?« Er hob den Kopf vom Kissen. »Dich nicht wollen?« Seine Augen flackerten im Schein des Feuers. »Himmel, Miri, abgesehen von Mord und Messer schwingenden Meuchelmördern bist du das größte Abenteuer meines Lebens.«
Archers Worte strömten wie Wein durch ihre Adern, sodass ihr ganz warm wurde und eine leichte Benommenheit sie
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