Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe
den Anfängen war das Essen schlecht, die Käfige waren schmutzig und die Tiere wurden geschlagen. Sie wurden von einer Stadt zur anderen gekarrt und überlebten nicht lange.« Gedankenvoll fuhr er fort: »Heutzutage weiß man mehr über Tiere und respektiert ihre Eigenheiten. Aber Gefangenschaft ist Gefangenschaft, egal wie hübsch das Gefängnis ist. Während meiner Zeit in Gefangenschaft habe ich lange und viel über mein Verhältnis zu anderen Tieren nachgedacht, besonders zu Elefanten und Pferden. Mein Vater besaß Tausende von Elefanten, die für den Krieg oder das Heben schwerer Lasten ausgebildet worden waren, und ich hatte einst einen Lieblingshengst, auf dem ich sehr gerne ritt. Als ich dort in meinem Käfig saß, tagein, tagaus, fragte ich mich, ob er dasselbe gefühlt hatte wie ich. Ich stellte mir vor, wie er in seinem Stall gestanden hatte, gelangweilt Stunde um Stunde auf mich gewartet hatte, damit ich ihn ausritt.«
Ren drückte noch einmal meine Hand und verwandelte sich wieder in einen Tiger.
Ich verlor mich in meinen Gedanken. Wie schwer es gewesen sein muss, in Gefangenschaft zu leben. Ren hatte dieses Schicksal jahrhundertelang ertragen. Ich schauderte und marschierte gesenkten Kopfes hinter ihm her.
Nachdem vielleicht eine Stunde verstrichen war, setzte ich wieder zu sprechen an: »Ren? Eines verstehe ich nicht. Wo war Kishan? Warum hat er dir nicht geholfen?«
Ren sprang über einen riesigen umgestürzten Baumstamm, der quer über unserem Weg lag. Am höchsten Punkt seines Sprungs verwandelte er sich mitten in der Luft und landete elegant auf der anderen Seite. Ich wollte seine Hand ergreifen, damit er mir half, das Gleichgewicht zu halten, während ich über den Baumstamm kletterte, doch er ignorierte die Hand, langte über den Stamm und legte seine Hände um meine Hüften.
Ehe ich wusste, wie mir geschah, hob er mich bereits über den Baumstamm, als wäre ich so leicht wie eine Daunenfeder. Er drückte mich an seine Brust, bevor er mich absetzte, was mir völlig den Atem raubte. Er sah mir in die Augen und ein liebevolles Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Dann reichte er mir wieder die Hand. Ich legte meine leicht zitternden Finger hinein und wir gingen wieder los.
»Damals gingen Kishan und ich uns so gut wie möglich aus dem Weg. Er wusste nicht, was geschehen war, sobald er davon erfuhr, war es zu spät, um etwas zu tun. Kadam überredete ihn, sich versteckt zu halten, während er an einer Lösung arbeitete. Wie schon gesagt, er hatte all die Jahrhunderte versucht, mir zur Flucht zu verhelfen, mich zu kaufen und Diebe anzuheuern. Nichts davon hat geklappt, bis du mir die Freiheit wünschtest.«
Ren lachte. »Als ich mich zum ersten Mal nach vielen Jahrhunderten in einen Menschen verwandelt hatte, bat ich Matthew, ein R-Gespräch für mich zu tätigen. Ich erzählte ihm, ich sei überfallen worden und müsste mich bei meinem Chef melden. Er ließ mich telefonieren, und Mr. Kadam machte sich sofort auf den Weg.«
Ren verwandelte sich zurück in den Tiger und wir marschierten weiter. Er trottete direkt neben mir her, sodass ich eine Hand auf sein Genick legen konnte.
Nachdem wir mehrere Stunden gewandert waren, blieb Ren plötzlich stehen und schnupperte in die Luft. Er setzte sich auf die Hinterbeine und starrte in den Dschungel. Ich lauschte gebannt, als irgendetwas die Büsche streifte. Zuerst tauchte aus dem Unterholz eine schwarze Schnauze auf, dann folgte der Rest des schwarzen Tigers.
Ich lächelte glücklich. »Kishan! Du hast deine Meinung geändert. Du kommst jetzt mit uns? Ich bin so froh!«
Kishan näherte sich und streckte mir die Pfote entgegen, die sich in eine Hand verwandelte.
»Hallo Kelsey. Nein, ich habe meine Meinung nicht geändert. Allerdings bin ich froh, dich gesund und munter zu wissen.«
Kishan bedachte Ren mit einem abfälligen Blick, Ren wiederum verlor keine Zeit, ebenfalls menschliche Gestalt anzunehmen. Er versetzte Kishan einen Stoß und rief: »Warum hast du mir nicht gesagt, dass sie dort draußen war! Sie hat die Jagd gesehen, und du hast sie allein und schutzlos zurückgelassen!«
Kishan stieß Ren gegen die Brust und hielt dagegen: »Du bist verschwunden, bevor ich irgendetwas sagen konnte. Wenn es dich beruhigt, ich habe die ganze Nacht nach ihr gesucht. Du hast alles zusammengepackt und bist klammheimlich verschwunden, ohne mir ein Wort zu sagen.«
Ich trat zwischen sie und sagte: »Beruhigt euch bitte, alle beide. Ren, ich
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