Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe
seine schwarzen Wimpern waren. Sein schimmerndes dunkles Haar fiel in sanften Wellen über seine Brauen und war wunderbar zerzaust, was ihn noch unwiderstehlicher machte.
Das ist also der echte Ren. Er wirkt aber gar nicht echt. Er sah aus wie ein Erzengel, der auf die Erde gefallen war. Seit vier Wochen war ich Tag und Nacht mit Ren zusammen, doch die Zeit in Menschengestalt war nur ein winziger Bruchteil des Tages gewesen, sodass sie mir wie ein Traum erschienen war, ein Traum mit einem Märchenprinzen.
Ich fuhr seine schwarze Augenbraue nach, folgte mit dem Finger ihrem Bogen und strich ihm sanft das seidige dunkle Haar aus dem Gesicht. In der Hoffnung, ihn nicht gestört zu haben, seufzte ich und versuchte, mich langsam und vorsichtig wegzuschieben, doch seine Arme spannten sich an und hielten mich zurück.
Schläfrig murmelte er: »Denk nicht mal dran, dich zu bewegen«, und zog mich zurück in seine Umarmung. Ich legte das Kinn an seine Brust, spürte seinen Herzschlag und lauschte seinem Rhythmus.
Nach ein paar Minuten streckte er sich und rollte sich auf die Seite, wobei er mich mit sich zog. Er küsste mich auf die Stirn, blinzelte und lächelte mich an. Es war, als würde man einem Sonnenaufgang zusehen. Der schöne, schlafende Mann war ein Volltreffer, aber wenn er mir sein umwerfendes, strahlendes Lächeln zuwarf und mich mit seinen kobaltblauen Augen ansah, war es ganz um mich geschehen.
Ich biss mir auf die Lippe. Alarmglocken läuteten in meinem Kopf.
Rens Augen öffneten sich jetzt ganz und er strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Guten Morgen, Rajkumari . Gut geschlafen?«
»Ich … du … ich habe ganz gut geschlafen, vielen Dank«, stotterte ich.
Ich schloss die Augen, rollte mich von ihm weg und stand auf. Ich könnte viel besser mit ihm umgehen, wenn ich nicht über ihn nachdachte oder ihn ansah oder mit ihm sprach oder ihm zuhörte.
Er schlang von hinten die Arme um mich, und ich spürte sein Lächeln, als er die Lippen auf die weiche Stelle hinter meinem Ohr drückte. »Das war die beste Nacht in ungefähr dreihundertfünfzig Jahren.«
Liebkosend kitzelte er meinen Hals, und ein Bild drängte sich mir auf, wie er mich mit einem Wink dazu brachte, von einer Klippe zu springen, und dann lachte, als mein Körper auf den nassen Steinen zerschmetterte.
Ich murmelte: »Schön für dich«, und wand mich aus seiner Umarmung. Ich machte mich für den Tag fertig und überging seinen verwunderten Gesichtsausdruck.
Bald brachen wir das Lager ab und eilten zur Stadt. Wir waren beide sehr schweigsam. Er schien über etwas nachzugrübeln, und was mich anbetraf, so versuchte ich, das nervöse Flattern in der Magengrube zu unterdrücken, das aufkam, sobald ich in seine Richtung sah.
Was ist nur los mit mir? Wir haben eine Aufgabe zu erledigen. Wir müssen die Goldene Frucht finden und ich verhalte mich … wie eine verliebte Närrin!
Ich ärgerte mich über mich selbst. Ich musste mir ständig ins Gedächtnis rufen, dass das hier Ren war, der Tiger, und kein Mädchenschwarm. Dem Mann nun für längere Zeit so nahe zu sein, hielt mir schlagartig die Realität vor Augen, und als Erstes musste ich mit meinen Gefühlen klarkommen. Während wir gingen, kaute ich auf der Lippe und dachte über das Problem in unserer Beziehung nach.
Wahrscheinlich würde er sich in jedes Mädchen verlieben, das ausersehen ist, ihn zu retten. Ansonsten würde sich ein Typ wie er nie im Leben in ein Mädchen wie mich verlieben. Ren ist Superman, aber ich bin leider keine Lois Lane. Sobald der Fluch gebannt ist, lernt er vermutlich ein Supermodel kennen. Noch dazu bin ich das erste Mädchen, mit dem er seit ungefähr dreihundert Jahren zusammen ist – und er ist der erste Mann, für den ich etwas empfinde. Wenn ich mich der Illusion hingebe, dass unsere Beziehung eine Zukunft hat, werde ich enttäuscht werden, so viel ist mal klar.
In Wahrheit hatte ich nicht den blassesten Schimmer, was ich tun sollte. Ich war noch nie in jemanden verliebt gewesen. Ich hatte noch nicht einmal einen festen Freund gehabt, und diese neuen Gefühle waren zugleich aufregend und beängstigend. Mein Leben schien völlig außer Kontrolle zu sein, und ich wusste nicht, ob mir das gefiel.
Das Problem war, je mehr Zeit ich mit ihm verbrachte, desto mehr wollte ich mit ihm zusammen sein. Und ich war Realistin. Meine kurzen Momente mit ihm jetzt waren zwar berauschend, aber keine Garantie auf ein Happy End. Ich wusste aus schmerzhafter
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