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Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe

Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe

Titel: Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Houck
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Stamm war mit dicken, spitzen Nadeln übersät, die sich in ahnungsloses Fleisch versenken wollten. Ich ging zum anderen Ende und sah Rens Blut, das in dicken Tropfen die schimmernden schwarzen Nadeln bedeckte.
    Als ich zurückkam, sagte ich nachdrücklich: »Ren, zeig mir deine Hände und Brust.«
    »Lass mich in Ruhe, Kelsey. Das heilt schon wieder.«
    »Aber Ren …«
    »Nein. Bleib, wo du bist.«
    Er ging zum Ende des Baumstamms und hievte ihn hoch, wobei er ihn sich gegen die Brust drückte. Erstaunt riss ich den Mund auf. Jawohl, er verfügt immer noch über Tigerkräfte. Ich verzog schmerzhaft das Gesicht, als ich mir vorstellte, wie sich Hunderte von Nadeln in seine Haut an Brust und Armen bohrten. Sein Bizeps wölbte sich, während er den Stamm zum Rand des Flusses trug.
    Ein Mädchen wird doch noch mal gucken dürfen, oder? Selbst wenn man sich nichts leisten kann, darf man einen Schaufensterbummel machen. Nicht wahr?
    Es kam mir vor, als würde ich Herkules höchstpersönlich zuschauen. Bewundernd sog ich die Luft ein und musste im Stillen die Worte wiederholen: Er ist nicht deine Liga, er ist nicht deine Liga, er ist nicht deine Liga – und zu toll sowieso, um von meinem Entschluss nicht abzukommen.
    Ren machte ein paar Schritte das Flussufer hinab, bis er den Punkt fand, den er suchte, und ließ das Holz dann mit einem dumpfen Schlag hinabrutschen, das andere Ende knallte gegen die Steinmauer.
    Die Nadeln hatten schartige, tiefe Kratzer an seiner Brust hinterlassen und sein weißes Hemd zerfetzt. Ich ging zu ihm und streckte die Hand aus, um seinen Arm zu berühren.
    Er aber verwandelte sich in den Tiger, machte einen Satz auf den Baumstamm und sprang dann zu der Stelle, an der die Zugbrücke ein Stück herabhing. Mit den Klauen krallte er sich einen Weg hinein und war im nächsten Moment verschwunden.
    Ich hörte ein metallisches Kratzen und schließlich ein mächtiges Zischen, als die schwere Zugbrücke herabfiel. Sie senkte sich über den Graben, traf mit einem lauten Platschen aufs Wasser und grub sich dann tief in den Kiesgrund. Ich lief rasch hinüber, aus Angst vor den Kappa, die ich im Wasser erspähte. Ren war immer noch in Tigergestalt und schien auch nichts daran ändern zu wollen.
    Ich betrat die Steinstadt Kishkindha. Die meisten Gebäude waren zwei- oder dreistöckig. Die fahlen immergrünen Steine der Außenmauern waren auch zum Bau der Gebäude benutzt worden. Der Stein war wie Granit geschliffen und mit silbernem Glimmer durchzogen, der das Licht reflektierte. Es sah wunderschön aus.
    Eine riesige Statue von Hanuman stand genau in der Mitte der Stadt und jede Nische und Spalte war von lebensgroßen Steinaffen bevölkert. Jedes Bauwerk, jedes Hausdach und jeder Balkon war mit Affenstatuen bedeckt. Sogar in die Mauern der Gebäude waren kunstvolle Affenbilder gehauen. Die Statuen verkörperten verschiedene Affenarten und waren häufig in Zweier- oder Dreiergrup pen angeordnet. Allein die fiktiven geflügelten Affen aus Der Zauberer von Oz und King Kong fehlten.
    Als ich zum Hauptbrunnen kam, spürte ich einen Druck an meinem Arm. Fanindra war zum Leben erwacht. Ich bückte mich, um sie von meinem Arm auf den Boden gleiten zu lassen. Sie hob den Kopf und kostete mehrmals mit der Zunge die Luft. Dann schlängelte sie sich durch die uralte Stadt. Ren und ich folgten ihr auf ihrem langsamen, sich windenden Pfad.
    »Du musst meinetwegen nicht als Tiger herumlaufen«, sagte ich.
    Er hatte die Augen auf die Schlange geheftet.
    »Ren, es ist ein Wunder, dass du überhaupt so lange ein Mensch sein kannst. Tu dir das bitte nicht an. Nur weil du wü…«
    Er verwandelte sich in einen Mann zurück und wirbelte herum. »Ich bin wütend! Warum sollte ich nicht Tiger bleiben? Du scheinst dich bei ihm viel wohler zu fühlen als bei mir!« Seine blauen Augen verdunkelten sich vor Verzweiflung und Schmerz.
    »Ich fühle mich bei ihm wohler, aber nicht weil ich ihn mehr mag. Es ist zu kompliziert, um das jetzt zu diskutieren.« Ich wandte mich von ihm ab, verbarg mein rotes Gesicht.
    Enttäuscht fuhr er sich mit der Hand durchs Haar und fragte beklommen: »Kelsey, warum bist du mir aus dem Weg gegangen? Habe ich dich zu sehr bedrängt? Du bist noch nicht so weit, mich auf diese Art zu sehen. Ist es das?«
    »Nein. Das ist es nicht. Es ist nur«, ich rang die Hände, »ich will keinen Fehler machen oder mich auf etwas einlassen, bei dem einer oder beide verletzt werden, und ich glaube wirklich nicht, dass

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