Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe
zog mich zurück, damit ich ganz an seiner Brust lehnte. Seine Wange liebkoste meine, und er murmelte sanft: »Wie fühlst du dich?«
»Am Leben, glaube ich, obwohl ich wirklich ein paar Aspirin gebrauchen könnte.«
Er lachte leise und holte die Tabletten aus dem Rucksack. »Hier«, sagte er und reichte mir zwei Aspirin. »Wir sind am Höhleneingang. Wir müssen noch durch die Höhle und die Bäume und dann zurück nach Hampi.«
»Wie lange war ich außer Gefecht gesetzt?«, fragte ich benommen.
»Zwei Tage.«
»Zwei Tage! Was ist geschehen? Das Letzte, woran ich mich erinnern kann, ist Fanindra, die mich gebissen hat, und dann bin ich gestorben.«
»Du bist nicht gestorben. Du wurdest von einem Kappa gebissen. Er wollte kurzen Prozess mit dir machen, als ich dich fand. Er muss dir gefolgt sein. Das sind wirklich widerliche Geschöpfe. Ich bin froh, dass die meisten in den Bäumen zu Tode kamen.«
»Der Kappa, der mich gefunden hat, war zerkratzt und blutig, doch ihn schien das nicht zu stören.«
»Ja, die meisten von denen, die mir gefolgt sind, wurden von den Bäumen zerfetzt. Keine Gefahr schien ihre Jagd auf uns aufhalten zu können.«
»Ist dir einer von ihnen hierhergefolgt?«
»Sie haben die Verfolgung aufgegeben, als ich in die Nähe der Höhlen kam. Hiervor haben sie wohl wirklich Angst.«
»Das kann man ihnen nicht verübeln. Hast du … mich den ganzen Weg getragen? Wie konntest du dich um die Bäume kümmern und mich gleichzeitig halten?«
Er seufzte. »Ich habe dich über die Schulter geworfen und auf die Bäume eingedroschen, bis wir sie hinter uns hatten. Dann habe ich die Gada verstaut, deinen Rucksack auf die Schultern gewuchtet und bin mit dir in den Armen hierhergewandert.«
Ich nahm einen kräftigen Schluck aus der Wasserflasche, Ren seufzte. Dann sagte er: »Ich habe in meinem Leben schon viel durchgemacht. Ich war in blutige Kämpfe verwickelt. Freunde wurden getötet. Ich habe schreckliche Dinge gesehen, die Menschen und Tieren angetan wurden, aber ich habe mich nie gefürchtet. Ich war besorgt. Ich war beunruhigt oder angespannt. Ich habe in Lebensgefahr geschwebt, doch ich habe nie diese eiskalte Angst durchlitten – diese Angst, die einen Menschen bei lebendigem Leib auffrisst, ihn in die Knie zwingt und zum Betteln und Flehen bringt. Eigentlich hatte ich mir immer etwas darauf eingebildet, über diesen Dingen zu stehen. Ich glaubte, ich hätte zu viel Leid erfahren und zu viel gesehen, als dass mir noch etwas Furcht einflößen könnte. Ich glaubte, nichts könnte mich an diesen Punkt bringen.«
Er gab mir einen flüchtigen Kuss auf den Hals. »Ich hatte unrecht. Als ich dich fand und sah, dass … dieses Ding dich töten wollte, war ich außer mir vor Wut. Ohne zu zögern, habe ich es vernichtet.«
»Die Kappa sind auch wirklich Angst einflößend.«
»Ich hatte keine Angst vor dem Kappa. Ich hatte Angst … dich zu verlieren. Mich ergriff eine unsägliche, erschütternde, nicht in Worte zu fassende Angst. Sie war unerträglich. Der quälendste Teil kam, als ich erkannte, dass ich nicht leben wollte, wenn du fort wärst, und zugleich zu wissen, dass ich nichts dagegen tun konnte. Ich wäre für immer in diesem schrecklichen Leben ohne dich gefangen.«
Ich hörte jedes Wort, das er sagte. Seine Worte durchbohrten mich, und ich wusste, ich hätte genau dasselbe verspürt, wären unsere Rollen vertauscht gewesen. Doch ich ermahnte mich, dass diese aufrichtige Erklärung nur dem verheerenden Druck zu verdanken war, unter dem wir gestanden hatten. Das winzige Pflänzchen der Liebe in meinem Herzen klammerte sich an jeden noch so zarten Hoffnungsschimmer, sog jedes Wort auf, als seien es süße Tropfen des Morgentaus. Doch ich schimpfte mein Herz aus und schob die zarten Worte der Zuneigung beiseite, fest entschlossen, von ihnen unberührt zu bleiben. »Alles ist in Ordnung. Ich bin hier. Du brauchst keine Angst zu haben. Ich werde dir helfen, den Fluch zu bannen«, sagte ich und versuchte, meine Stimme ruhig klingen zu lassen.
Er drückte meine Taille und flüsterte sanft: »Den Fluch zu bannen, spielt für mich keine Rolle mehr. Ich dachte, du stirbst.«
Ich schluckte und schlug einen flapsigen Ton an. »Nun, bin ich aber nicht. Oder? Ich habe überlebt, um mich weiter mit dir zu streiten. Jetzt wünschst du wahrscheinlich schon, die Sache wäre anders ausgegangen, nicht wahr?«
Seine Arme versteiften sich, und er flüsterte heiser: »Sag so etwas nie wieder,
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