Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe
schlossen. Schon bald war er mit Schweiß bedeckt und ich … konnte nicht länger zusehen. Ich richtete die Augen starr auf meine Füße und folgte Ren schweigend. Ohne einen weiteren Vorfall schlängelten wir uns durch den dornigen Wald, kletterten in Windeseile die Steine hoch, die zur Höhle führten, und eilten zurück zur Ugra-Narasimha-Statue in Hampi. Als wir den langen Tunnel erreichten, setzte Ren mehrmals zum Sprechen an, brach dann jedoch ab. Ich war neugierig, aber nicht neugierig genug, um ein Gespräch zu beginnen.
Ich zog meine Taschenlampe heraus, machte einen Schritt zur Seite, um Distanz zwischen uns zu bringen, und schabte mit der Schulter die Höhlenwand entlang. Er sah einmal zu mir herüber, doch er gestand mir meinen Abstand zu. Schließlich verengte sich der Korridor und wir mussten wieder Seite an Seite gehen. Jedes Mal wenn ich zu Ren blickte, beobachtete er mich.
Als wir endlich das Ende des Tunnels erreichten und bereits die Steinstufen sahen, die an die Oberfläche führten, blieb Ren stehen. »Kelsey, ich habe eine letzte Bitte an dich, bevor wir nach oben gehen.«
»Und was wäre das? Möchtest du etwa über Tigersinne oder Affenbisse an eigenartigen Stellen sprechen?«
»Nein. Ich möchte, dass du mich küsst.«
»W-as?«, stammelte ich. »Dich küssen? Weshalb? Denkst du denn nicht, dass du mich auf dieser Reise schon genug geküsst hast?«
»Tu mir den Gefallen, Kells. Hier ist für mich Endstation. Wir verlassen den Ort, an dem ich die ganze Zeit über ein Mensch sein kann, und ich habe nur mein Tigerleben, dem ich entgegensehen kann. Also ja, ich möchte, dass du mich noch ein letztes Mal küsst.«
Ich zögerte. »Nun, wenn das hier geklappt hat, kannst du herumlaufen und jedes Mädchen küssen, das du möchtest. Warum dich jetzt mit mir abgeben?«
Gereizt strich er sich mit der Hand durchs Haar. »Deshalb! Ich will nicht herumlaufen und jedes Mädchen küssen! Ich will dich küssen!«
»Schön! Wenn du dann Ruhe gibst!« Ich beugte mich vor und küsste ihn flüchtig auf die Wange. »Bitte sehr!«
»Nein. Das reicht nicht. Auf die Lippen, Prema .«
Ich lehnte mich vor und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. »Bitte sehr. Können wir jetzt gehen?«
Ich marschierte die ersten beiden Stufen hinauf, doch er nahm meinen Ellbogen und drehte mich so schnell zu sich herum, dass ich in seine Arme fiel. Er fing mich geschickt auf und umfasste meine Taille. »Ein Kuss. Ein echter . Einer, an den ich mich erinnern kann.«
Ich wollte gerade etwas schrecklich Sarkastisches erwidern, vielleicht dass er meine Erlaubnis nicht eingeholt hatte, als er meinen Mund schon mit seinem bedeckte. Ich war fest entschlossen, steif und ungerührt zu bleiben, doch er war geduldig. Er leckte an meinen Mundwinkeln und drückte weiche, bedächtige Küsse auf meine eisernen Lippen. Es kostete mich große Überwindung, nicht auf ihn zu reagieren.
Ich trug einen beherzten Kampf in meinem Innern aus, doch manchmal verrät der Körper den Verstand. Langsam, systematisch brach er meinen Widerstand. Und als er spürte, dass er gewann, presste er mich fest an sich und massierte sanft meinen Hals.
Die winzige Pflanze der Liebe, die in meinem Innern wuchs, reckte sich, schwoll an und rollte ihre Blätter aus, als würde Ren Liebestrank Nr. 9 darauf träufeln. Zu diesem Zeitpunkt gab ich auf und entschied, dass es mir egal war. Sollte die Pflanze wachsen. Immerhin könnte ich später noch eine Fräse einsetzen. Und ich überlegte mit praktischer Vernunft, dass, wenn er mir schon das Herz brach, ich zumindest noch einmal richtig geküsst worden wäre.
Wenigstens habe ich eine richtig schöne Erinnerung, an die ich als alte Jungfer mit Dutzenden Katzen zurückdenken kann. Oder Dutzenden Hunden. Ich denke, mein Bedarf an Katzen ist gedeckt. Ich stöhnte leise. Ja. Auf jeden Fall Hunde.
Ich gab mich dem Kuss hin und küsste Ren leidenschaftlich zurück. Ich legte all meine verborgenen Wünsche und zärtlichen Gefühle in diese Umarmung, schlang ihm die Arme um den Hals und fuhr ihm mit den Händen durchs Haar. Seinen Körper noch enger an mich drückend, umarmte ich ihn mit der Wärme und Liebe, die ich mir nicht erlaubte, in Worte zu fassen.
Er hielt inne, für einen kurzen Moment geschockt, und verfiel dann ebenfalls dem Rausch der Leidenschaft. Ich erkannte mich selbst nicht, als ich seine Glut erwiderte. Meine Hände strichen über seine starken Arme und Schultern und dann an seiner Brust hinab. Meine
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