Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe
Welche Art von Papierkram?«
Er lächelte. »Nichts Wichtiges.«
Mr. Kadam hielt mir die Tür auf und wir traten in einen leeren Korridor. Am Aufzug wollte ich schon aufatmen, als ich eine Tür hörte. Ren kam den Gang entlang auf uns zu. Er trug neue Kleidung und sah natürlich umwerfend aus. Ich machte einen Schritt vom Lift weg und vermied jeglichen Blickkontakt.
Ren trug brandneue indigofarbene, gewollt verwaschene Designerjeans. Sein blau-weiß gestreiftes Hemd war langärmelig, hatte einen gestärkten Kragen und war offensichtlich von guter Qualität. Er hatte die Ärmel hochgerollt, trug das Hemd über der Hose und den Knopf am Kragen offen. Es passte perfekt zu seinen Augen, war schmal geschnitten und betonte seinen muskulösen Oberkörper, weshalb ich beim Anblick dieser männlichen Pracht unwillkürlich einen Seufzer ausstieß.
Er sieht aus wie ein Laufstegmodel. Die Welt ist so ungerecht. Im Ernst, genauso gut könnte ich Brad Pitt ein Date abschlagen. Das Mädchen, das dies tatsächlich täte, sollte zur Idiotin des Jahrhunderts gekürt werden.
Rasch ging ich meine Liste mit Gründen durch, weshalb ich nicht mit Ren zusammen sein sollte, und betete ein paar Er-ist-nicht-meine-Liga . Ja. Es würde hart werden, weil er so unglaublich toll war, doch wo ich ihn jetzt in all seiner Männlichkeit vor mir stehen sah, war nur noch offensichtlicher, dass wir nicht zusammengehörten.
Als er am Aufzug zu uns stieß, schüttelte ich den Kopf und murmelte leise: »Typisch. Der Kerl ist dreihundertfünfzig Jahre ein Tiger und erwacht aus seinem Fluch mit einem teuren Geschmack und echter Stilsicherheit. Unerhört!«
Mr. Kadam fragte: »Was haben Sie gesagt, Miss Kelsey?«
»Nichts.«
Grinsend hob Ren eine Augenbraue.
Wahrscheinlich hat er mich verstanden. Blödes Tigergehör.
Die Aufzugtüren öffneten sich. Ich trat ein und drückte mich in die Ecke, in der Hoffnung, dass sich Mr. Kadam zwischen uns stellen würde, doch leider erreichte ihn mein stummes Flehen nicht, und er blieb bei den Fahrstuhlknöpfen. Ren stellte sich neben mich, sehr nahe, viel zu nahe. Bedächtig sah er mich von oben bis unten an und warf mir einen wissenden Blick zu. Schweigend fuhren wir nach unten.
Als die Türen aufgingen, hielt er mich zurück, nahm mir den Rucksack von den Schultern und warf ihn über seine, sodass ich nichts weiter zu tragen hatte. Er ging neben Mr. Kadam, ich folgte ihnen, wobei ich Sicherheitsabstand zwischen uns ließ und seinen hochgewachsenen Körper argwöhnisch beobachtete.
Im Auto redete Mr. Kadam genug für uns drei. Er war so aufgeregt – dass Ren wieder Menschengestalt annehmen konnte, musste eine große Erleichterung für ihn sein. In gewisser Hinsicht hatte Mr. Kadam ebenso unter dem Fluch gelitten wie Ren und Kishan. Er konnte kein eigenes Leben führen. Seine gesamte Zeit und Aufmerksamkeit verwendete er allein darauf, den Brüdern zu dienen. Er war ebenso Sklave der Tiger wie diese Sklaven des Fluchs waren.
Da kam mir der Gedanke, dass ich Gefahr lief, ebenfalls Sklavin des Tigers zu werden. Hah! Wahrscheinlich würde mir das sogar gefallen. Bei dem Gedanken verdrehte ich die Augen. Ich bin so schrecklich schwach! Ich hasste den Gedanken, dass er nichts weiter tun musste, als mit den Fingern zu schnippen und mich zu sich zu rufen, und ich seiner Aufforderung wahrscheinlich sofort nachkommen würde.
Irgendwann spät in der Nacht kamen wir bei Rens wundervollem, hell erleuchtetem Traumhaus an. Ich seufzte. Ich fühlte mich darin zu Hause, und es würde mir sehr schwerfallen, es zu verlassen, wenn die Zeit gekommen war, und mich beschlich das nagende Gefühl, dass die Zeit allzu rasch kommen würde.
Ich zwang mich, mir nicht länger den Kopf zu zerbrechen, putzte mir die Zähne und zog meinen Pyjama an. Vorsichtig hob ich Fanindra aus meinem Rucksack. Nachdem ich ein kleines Kissen auf den Nachttisch gelegt hatte, machte ich es Fanindras hartem, gewundenem Körper so bequem wie möglich und drehte sie mit dem Gesicht zum Pool. Wäre ich eine erstarrte Schlange, wäre das der Ausblick, der mir gefallen würde.
Als Nächstes wickelte ich die Goldene Frucht in ein weiches Handtuch und legte sie und die Gada in eine Schublade der Kommode. Als ich die Frucht ansah, erkannte ich, dass ich hungrig war. Ich wollte einen Mitternachtssnack, doch ich war zu faul, um nach unten zu gehen und mir etwas zu holen. Ich schloss die Schublade. Ich durfte nicht vergessen, Mr. Kadam daran zu erinnern, die
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