Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe
mir hingezogen fühlst? Ich würde meinen, das ist ein gutes Zeichen.«
»Bei normalen Menschen … ist es das«, führte ich aus.
»Ich bin also nicht normal?«
»Nein. Lass es mich dir erklären. Es ist so: Ein Mann, der am Verhungern ist, würde natürlich einen Rettich essen, oder? Vielmehr wäre ein Rettich ein Festessen für ihn, wenn das alles wäre, was er hat. Aber hätte er ein opulentes Büfett vor sich, würde er den Rettich keines Blickes würdigen.«
Ren stutzte einen Moment. »Das verstehe ich nicht. Was soll das bedeuten?«
»Ich will damit sagen … Ich bin der Rettich.«
»Und was bin ich? Das Büfett?«
»Nein … Du bist der Mann. Und … ich will nicht der Rettich sein. Ich meine, wer will das schon? Aber ich bin realistisch genug, um zu wissen, was ich bin, und ich bin kein Büfett. Ich meine, du könntest Schokoladen-Eclairs bekommen, Herrgott noch mal!«
»Aber keinen Rettich.«
»Nein.«
»Was, wenn ich Rettich mag?«
»Tust du nicht. Du weißt es nur nicht besser. Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich so unhöflich zu dir war. Das bin ich normalerweise nicht. Ich weiß nicht, wo all der Sarkasmus herkommt.«
Ren hob eine Augenbraue.
»Okay. Ich habe eine zynische, böse Seite, die normalerweise gut versteckt ist. Aber wenn ich unter großem Stress stehe oder schrecklich verzweifelt bin, kommt sie zum Vorschein.«
Er setzte meinen Fuß ab, hob den anderen hoch und massierte ihn mit den Daumen. Er sagte nichts, weshalb ich fortfuhr: »Kaltherzig und gemein zu sein, war meine einzige Möglichkeit, dich von mir wegzustoßen.«
»Du gibst also zu, dass du mich wegstoßen wolltest.«
»Ja. Natürlich.«
»Und das liegt daran, weil du ein Rettich bist.«
Aufgebracht sagte ich: » Ja! Nun, da du wieder ein Mann bist, wirst du jemanden finden, der besser zu dir passt, jemanden, der dich vervollständigt. Es ist nicht deine Schuld. Ich meine, du warst so lange ein Tiger, dass du einfach nicht weißt, wie die Menschenwelt funktioniert.«
»Alles klar. Und wie funktioniert die Menschenwelt, Kelsey?«
Ich konnte die Frustration in seiner Stimme hören, fuhr jedoch ungerührt fort: »Nun, um es auf den Punkt zu bringen, du könntest jederzeit mit einem Supermodel-Schrägstrich-Schauspielerin ausgehen. Hörst du mir überhaupt zu?«
Wütend rief er: »O ja, ich höre dir ganz genau zu! Du willst mir sagen, dass ich ein hochnäsiger, reicher, schnöseliger Casanova sein sollte, der sich für nichts weiter interessiert als seinen Reichtum, seine Macht und seinen Status. Dass ich mit oberflächlichen, launischen, anmaßenden, hirnlosen Frauen ausgehen sollte, denen mein Status mehr bedeutet als ich. Und dass ich nicht in der Lage bin zu wissen, wen ich will oder was ich mit meinem Leben anfangen will! Wolltest du mir das sagen?«
Ich presste ein leises »Ja« heraus.
»Denkst du das wirklich?«
Ich zuckte zusammen. »Ja.« Ren beugte sich vor. »Nun, da liegst du falsch, Kelsey. Was dich anbelangt und was mich anbelangt!«
Unbehaglich rutschte ich hin und her, während er weiterredete. »Ich weiß, was ich will. Jahrhundertelang habe ich Menschen von meinem Käfig aus beobachtet, und das hat mir reichlich Zeit gelassen, um herauszufinden, wo meine Prioritäten liegen. Gleich vom ersten Moment an, als ich dich sah, als ich das erste Mal deine Stimme hörte, wusste ich, dass du anders warst. Du warst etwas Besonderes. Das erste Mal, als du die Hand in meinen Käfig gestreckt und mich berührt hast, habe ich mich so lebendig gefühlt wie nie zuvor in meinem Leben.«
»Vielleicht ist das alles nur Teil des Fluchs. Hast du je daran gedacht? Vielleicht sind das gar nicht deine echten Gefühle. Vielleicht hast du gespürt, dass ich diejenige bin, die dir helfen kann, und irgendwie hast du deine Gefühle falsch gedeutet.«
»Das bezweifle ich. So habe ich noch nie für jemanden empfunden, auch nicht vor dem Fluch.«
Das war nicht die Richtung, die ich dem Gespräch hatte geben wollen. Ich verspürte den verzweifelten Drang, die Flucht zu ergreifen, bevor ich noch etwas sagte, das meine Pläne vereiteln würde. Ren war die dunkle Seite, die verbotene Frucht, meine persönliche Delila – die ultimative Versuchung. Die Frage lautete: Konnte ich widerstehen?
Ich gab seinem Knie einen freundschaftlichen Klaps und spielte meine Trumpfkarte aus. »Ich reise ab.«
»Du tust was? «
»Ich fahre zurück nach Oregon. Mr. Kadam denkt sowieso, dass es sicherer für mich ist, jetzt, wo Lokesh dort
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