Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe
muss ein Vermögen kosten! Mr. Kadam vertraut mir ein solches Schmuckstück an?
Zögerlich näherte ich mich dem Auto und drückte den Entrieglungsknopf auf dem Schlüsselanhänger. Die Vorderlichter des Autos blinkten auf. Ich öffnete die Tür, glitt auf den samtweichen Ledersitz und strich mit der Hand über die elegante hervorstehende Naht. Das Armaturenbrett sah supermodern aus, mit schicken Anzeigen und silbern glänzenden Instrumenten. Das hier war mit Sicherheit das luxuriöseste Auto, das mir je unter die Augen gekommen war.
Ich ließ den Motor an und zuckte zusammen, als er dröhnend zum Leben erwachte. Selbst meine Wenigkeit, für die Autos ein Buch mit sieben Siegeln waren, wusste sofort, dass dieses Auto schnell war. Ich jauchzte vor Entzücken, als ich bemerkte, dass es zu allem Überfluss mit beheizbaren Massagesitzen ausgestattet war. Innerhalb weniger Minuten kam ich zu Hause an und seufzte enttäuscht, weil ich so nah beim Zirkus wohnte.
Mike bestand darauf, dass der Bentley in der Garage geparkt werden musste. Ohne zu zögern, fuhr er seinen alten Sedan auf die Straße und parkte ihn neben den Mülltonnen. Das arme, verlässliche Auto wurde wie eine alte Hauskatze vor die Tür gesetzt, während das neue Kätzchen ein weiches Kissen im Wohnzimmer bekam.
Mike hielt sich eine halbe Ewigkeit in der Garage auf, wo er das Cabrio liebevoll hätschelte und tätschelte. Ich hingegen verbrachte den Abend mit der Frage, was ich nach Indien mitnehmen sollte. Ich wusch meine Wäsche, packte eine große Tasche und unterhielt mich mit meiner Pflegefamilie. Die beiden Kleinen, Rebecca und Sammy, wollten alles über meine zwei Wochen im Zirkus erfahren. Wir redeten auch über die aufregenden Dinge, die ich womöglich in Indien sehen und erleben würde.
Sie waren gute Menschen, eine gute Familie, und sie sorgten sich um mich. Der Abschied fiel mir schwer, auch wenn es nur für kurze Zeit war. Streng genommen war ich erwachsen, aber eine solch weite Reise ohne sie erfüllte mich mit Nervosität. Ich umarmte und küsste die beiden Kleinen. Mike schüttelte mir beherrscht die Hand und hielt mich eine Weile unbeholfen im Arm. Dann drehte ich mich zu Sarah um, die mich eng an sich presste. Anschließend hatten wir beide feuchte Augen, doch sie versicherte mir, dass sie immer nur einen Telefonanruf entfernt sein würden.
In jener Nacht fand ich rasch in einen tiefen Schlaf und träumte von einem gut aussehenden indischen Prinzen, der einen zahmen Tiger besaß.
5 · Das Flugzeug
5
D as Flug z eu g
A m nächsten Morgen erwachte ich voller Energie und sah der Reise mit überschwänglicher Begeisterung entgegen. Nachdem ich geduscht und rasch gefrühstückt hatte, schnappte ich mir meine Tasche, umarmte Sarah, die als Einzige schon wach war, noch einmal und stürmte hinaus zur Garage. Als ich in den Bentley schlüpfte, war er immer noch so wunderbar wie am Tag zuvor.
Ich bog auf den Parkplatz vor dem Zirkus ein und hielt neben einem mittelgroßen Lieferwagen. Das Fahrzeug hatte eine mächtige Windschutzscheibe, sehr große Reifen und winzige Türen, die man nur über ein Trittbrett erreichte. Er sah aus wie ein Monstertruck, der seine besten Jahre bereits hinter sich hatte, doch anstatt verschrottet zu werden, war er in der Speditionsbranche gelandet.
Hinter dem Führerhaus schloss sich ein mit grauem Stoff bedeckter Pritschenaufbau an, an dessen Ende eine Rampe heruntergelassen war. Mr. Davis war bereits dabei, Ren in den Käfig zu laden. Der Tiger trug ein dickes Halsband, das fest an einer langen Kette befestigt war, die Mr. Davis und Matt straff umklammert hielten. Ren wirkte sehr ruhig und gelassen, trotz des Chaos, das um ihn herum herrschte. Im Grunde schenkte er nur mir Beachtung, während er geduldig abwartete, bis die Männer den Lastwagen hergerichtet hatten. Endlich waren sie fertig und auf das Kommando von Mr. Davis sprang Ren mit einem blitzschnellen Satz in den Verschlag.
Mr. Kadam nahm meine Tasche und schlang sich den Tragegurt über die Schulter. »Miss Kelsey«, fragte er, »möchten Sie mit dem Fahrer im Lastwagen fahren oder mir im Cabrio Gesellschaft leisten?«
Ich maß den klein geratenen Monstertruck mit einem Blick und traf problemlos eine Entscheidung. »Ich komme mit Ihnen. Ich würde niemals einem Monstertruck den Vorzug geben, wenn ich ein cooles Cabrio haben kann.«
Er lachte zustimmend und legte meine Tasche in den Kofferraum des Bentley. Es war an der Zeit aufzubrechen. Ich
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