Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe
deine Käfigtür letzte Nacht abgesperrt habe!«
Der Tiger stand auf, schüttelte das Stroh aus seinem Fell und trottete träge zu mir her. Erst in diesem Moment begriff ich, dass ich mich allein mit einem Tiger in einer Scheune befand. Ich war zu Tode erschrocken, doch es war zu spät, um zu fliehen. Mr. Davis hatte mir beigebracht, Raubkatzen immer in die Augen zu schauen, also reckte ich das Kinn, stemmte die Hände in die Hüften und befahl ihm mit ernster Stimme, zurück in seinen Käfig zu gehen. Das Sonderbare an der Sache war, dass er genau zu verstehen schien, was ich von ihm wollte. Er schritt an mir vorbei, rieb seine Flanke an meinem Bein und … gehorchte! Langsam trottete er zur Rampe, wedelte mit dem Schwanz, während er mir einen Blick zuwarf, und war in zwei großen Sätzen durch die Tür.
Ich eilte hastig hinterher, um die Tür zu schließen, und als sie endlich einrastete, stieß ich einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus. Nachdem ich Ren Wasser und das Essen für den Tag gebracht hatte, machte ich mich auf die Suche nach Mr. Davis, um ihm die Angelegenheit zu beichten.
Er nahm es ziemlich gelassen auf, wenn man bedenkt, dass ein Tiger frei umhergelaufen war. Er versicherte mir, dass ich alles richtig gemacht hatte, und zeigte sich sogar beeindruckt, wie ruhig ich geblieben war. Ich versprach ihm, in Zukunft besser aufzupassen und sicherzugehen, dass der Käfig immer richtig verschlossen war. Dennoch war ich felsenfest überzeugt, dass ich den Käfig nicht versehentlich offen gelassen hatte.
Die darauffolgende Woche rauschte nur so an mir vorbei. Mr. Kadam tauchte erst am Abend von Rens letzter Vorstellung wieder auf. Wir verabredeten uns zum Nachtisch.
Beim Abendessen war die Stimmung an den Tischen ausgelassen. Als ich Mr. Kadam den Raum betreten sah, schnappte ich mir meine Blätter, den Stift sowie zwei Schüsseln Eis und setzte mich ihm gegenüber.
Sofort breitete er mehrere Formulare und Dokumente zum Unterzeichnen vor mir aus.
»Wir werden den Tiger in einem Lastwagen von hier zum Flughafen Portland fahren. Dort werden wir an Bord einer Frachtmaschine gehen, die uns nach New York bringt, dann über den Atlantischen Ozean bis nach Mumbai. In Mumbai angekommen, werde ich Ren ein, zwei Tage in Ihrer Obhut lassen, während ich mich in der Stadt um Geschäftliches kümmern muss.
Ich habe dafür gesorgt, dass uns ein Lastwagen am Flughafen von Mumbai abholt. Sie und ich werden die Arbeiter beaufsichtigen, die Ren vom Flugzeug in den Laster schaffen. Ein Fahrer wurde beauftragt, Sie beide den ganzen Weg bis zum Reservat zu bringen. Nach einigen Tagen im Reservat, auch hierfür wurden alle Vorkehrungen getroffen, können Sie, falls Sie das wünschen, zurück nach Mumbai fahren, um Ihre Heimreise vorzubereiten. Ich werde Ihnen ausreichend Geld für die Fahrt zur Verfügung stellen, damit Sie für alle Eventualitäten gewappnet sind.«
Fieberhaft machte ich mir Notizen, versuchte, all seine Anweisungen niederzuschreiben.
»Mr. Davis wird uns hier bei den Vorbereitungen behilflich sein und Ren morgen früh auf den Lastwagen laden. Mein Vorschlag wäre nun, dass Sie daheim eine Tasche mit allen persönlichen Dingen packen, die Sie mitzunehmen gedenken. Ich werde heute im Zirkus schlafen, Sie können sich also meinen Mietwagen ausleihen und nach Hause fahren, Sie sollten nur morgen in aller Frühe zurück sein. Haben Sie noch eine dringliche Frage?«
»Ungefähr eine Million, aber die meisten können bis morgen warten. Ich sollte jetzt wohl lieber nach Hause fahren und packen.«
Er lächelte warmherzig und legte mir seine Autoschlüssel in die Hand. »Noch einmal vielen herzlichen Dank, Miss Kelsey. Ich freue mich auf unsere gemeinsame Reise. Wir sehen uns morgen früh.«
Ich erwiderte sein Lächeln und wünschte ihm eine gute Nacht. Dann ging ich zurück zu meinem Zelt, um meine Sachen zu packen, und hielt noch ein kleines Schwätzchen mit Matt, Cathleen, Mr. Davis und Mr. Maurizio. Ich hatte nur wenig Zeit im Zirkus verbracht, doch sie alle waren mir bereits ans Herz gewachsen.
Nachdem ich ihnen viel Glück gewünscht und mich verabschiedet hatte, schaute ich auf einen Sprung bei Ren vorbei. Er schlief bereits, weshalb ich auf dem Absatz kehrtmachte und zum Parkplatz ging.
Dort stand nur ein einziges Auto – ein wunderschönes silbernes Cabriolet. Ich betrachtete den Schlüsselanhänger und las Bentley GTC Cabriolet .
Um Himmels willen! Das kann doch nicht wahr sein. Dieses Auto
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