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Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe

Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe

Titel: Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Houck
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schnuppern. Dann ging sie zum Feuer und saß dort einen Moment, ohne auch nur die geringste Scheu zu zeigen. Nach einigen Minuten verschwand sie zwischen den Bäumen, um kurz darauf von der anderen Seite die Lichtung zu betreten. Ich saß reglos da, in der Hoffnung, sie hätte mich nicht gesehen.
    Sie war viel größer als der Panther, der mich in der Nähe der Kanheri-Höhle angegriffen hatte. Als sie näher kam, konnte ich pechschwarze Streifen auf dem dunklen, dämmergrauen Fell ausmachen. Leuchtend goldene Augen suchten das Lager ab. Ich hatte noch nie von einem schwarzen Tiger gehört, aber das hier war auf jeden Fall ein Tiger! Er hatte mich wohl nicht bemerkt, denn nachdem er unser Lager umrundet und ein paarmal in die Luft geschnuppert hatte, verschwand er wieder im Dschungel.
    Zur Sicherheit blieb ich geraume Zeit auf meinem Felsen sitzen. Nachdem ich eine Weile nichts mehr gehört hatte und vollkommen steif war, entschied ich, dass ich mich endlich wieder rühren konnte. Genau in dieser Sekunde trat ein Mann aus dem Dschungel. Dreist kam er auf mich zu, sah mich abschätzend von oben bis unten an und sagte: »Ts, ts, ts. Wir stecken voller Überraschungen, nicht wahr?«
    Der Mann trug ein schwarzes Hemd und schwarze Hosen. Er war gut aussehend, wenn auch auf eine dunklere Art als Ren. Seine Haut war bronzefarben und sein Haar schwarz wie Tinte, länger als Rens, aber auch aus dem Gesicht gestrichen und leicht gewellt.
    Seine Augen waren golden mit kupfernen Flecken. Nie zuvor hatte ich solche Augen gesehen. Sie sahen aus wie Piratengold – wie goldene Dublonen. Eigentlich war Pirat ein gutes Wort, um ihn zu beschreiben. Er war die Art Mann, der den Einband eines historischen Liebesromans schmückte, in der Rolle des dunklen Don Juan. Als er mich anlächelte, blitzten Lachfalten um seine Augen auf.
    Ich wusste sofort, wen ich vor mir hatte. Rens Bruder. Beide Männer waren sehr schön und hatten dasselbe majestätische Gebaren. Sie waren ungefähr gleich groß, doch während Ren schlank und muskulös war, war dieser Mann hier schwerer und stämmiger, mit kräftigeren Armen. Wahrscheinlich kam er mehr nach seinem Vater, wohingegen Ren, mit seinen markanten asiatischen Zügen – den leicht mandelförmigen blauen Augen und dem goldenen Teint – wohl eher seiner Mutter ähnelte.
    Merkwürdigerweise hatte ich keine Angst, obwohl ich eine unterschwellige Gefahr spürte. Es war fast so, als hätte der Tiger in ihm die Oberhand über den Mann gewonnen.
    »Bevor du etwas sagst«, erklärte ich, »solltest du wissen, dass ich weiß, wer du bist. Und ich weiß, was du bist.«
    Mit wenigen Schritten hatte er den Abstand zwischen uns überbrückt. Dann umschloss er mit den Händen mein Kinn und hob mein Gesicht, um mich eingehend zu betrachten.
    »Und wer oder was bin ich deiner Meinung nach?«
    Seine Stimme war sehr tief, weich und samtig – wie geschmolzenes Karamell. Sein Akzent war ausgeprägter als der von Ren, und er zögerte, als hätte er seine Stimme seit geraumer Zeit nicht mehr benutzt.
    »Du bist Rens Bruder, der ihn verraten und ihm seine Verlobte ausgespannt hat.«
    Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und mich beschlich ein Anflug von Furcht. Er schnalzte mit der Zunge. »Ts, ts, ts. Na, na. Wo sind deine Umgangsformen? Wir haben uns noch nicht einmal richtig vorgestellt und schon erhebst du die wildesten Anschuldigungen gegen mich. Mein Name ist Kishan, ich bin der unglückselige jüngere Bruder.«
    Er nahm eine meiner Locken in die Hand und rieb sie zwischen den Fingern, bevor er den Kopf schräg legte. »Eines muss ich Ren jedoch zubilligen. Es gelingt ihm immer, sich mit wunderschönen Frauen zu umgeben.«
    Ich wollte gerade vor ihm zurückweichen, als ich ein gewaltiges Brüllen von den Bäumen her vernahm und sah, wie Ren durchs Lager stürzte und zähnefletschend einen Satz machte. Sein Bruder schob mich hastig zur Seite und setzte dann ebenfalls zum Sprung an, wobei er sich in der Luft in den schwarzen Tiger verwandelte, den ich vorher gesehen hatte.
    Ren war blindwütig. Er knurrte so laut, dass ich spürte, wie die Schwingungen durch meinen Körper bebten. Die beiden Tiger stießen in der Luft mit einem Donnerschlag zusammen und knallten zu Boden. Sie rollten sich im Gras herum, schlugen die Klauen in den Rücken des jeweils anderen und bissen zu, sobald sich ihnen die Gelegenheit bot.
    Ich kroch so weit aus der Gefahrenzone wie möglich und versteckte mich beim Wasserfall hinter

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