Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe
im Dschungel festsitze. Ich habe noch nicht einmal mein Hauptfach fürs College gewählt. Was habe ich schon erreicht in meinem bisherigen Leben, dass irgendjemand um mich kämpfen würde?«
Anscheinend nahm Kishan meine rhetorische Frage ernst. Er überlegte eine Weile und antwortete dann: »Zum einen bin ich noch nie einer Frau begegnet, die anderen mit einer solchen Inbrunst hilft. Du setzt dein Leben aufs Spiel für einen Menschen, den du erst vor wenigen Wochen kennengelernt hast. Du bist selbstbewusst, resolut, intelligent und voller Mitgefühl. Ich finde dich reizend und, ja, sehr schön.«
Der Prinz mit den goldenen Augen spielte mit einer meiner Haarlocken. Ich errötete, nippte an meinem Wasser und sagte dann leise: »Ich kann einfach nicht ertragen, dass er sauer auf mich ist.«
Achselzuckend ließ Kishan die Hand sinken und wirkte ein wenig verärgert, dass ich das Gespräch zurück auf Ren gelenkt hatte. »Ja. Auch ich habe schon auf der Empfängerseite seines Grolls gestanden und musste lernen, seine unversöhnliche Sturheit nicht zu unterschätzen.«
»Kishan, darf ich dich etwas … Persönliches fragen?«
Lachend rieb er sich das Kinn. »Ich stehe ganz zu deiner Verfügung.«
»Es geht um Rens Verlobte.«
Sein Gesichtsausdruck verdunkelte sich, und er murmelte durch zusammengepresste Zähne: »Was willst du wissen?«
Ich zögerte einen Moment. »War sie schön?«
»Ja. Das war sie.«
»Erzählst du mir ein wenig von ihr?«
Sein Gesicht entspannte sich etwas, und er blickte in den Dschungel, fuhr sich mit der Hand durchs Haar und sagte gedankenverloren: »Yesubai war bezaubernd. Das schönste Mädchen, das ich je gesehen habe.« Leise fuhr er fort: »Das letzte Mal, als ich sie gesehen habe, trug sie eine funkelnde goldene Sharara mit einem juwelenbesetzten Gürtel, der bei jeder Bewegung klirrte, und ihr Haar war gelockt und mit einer goldenen Kette hochgesteckt. Sie war elegant gekleidet, sah an jenem Tag wie eine Braut aus, mit all dem prachtvollen Geschmeide. Dieses letzte Bild von ihr ist etwas, das ich nie vergessen werde.«
»Wie sah sie aus?«
»Sie hatte ein liebliches ovales Gesicht, volle rote Lippen, dunkle Wimpern und Augenbrauen und die erstaunlichsten violetten Augen. Sie war zierlich, reichte mir gerade einmal bis zur Schulter. Wenn ihr Haar offen war, bedeckte sie es häufig mit einem Schal, aber es war seidig weich und schwarz wie die Nacht. Ihr Haar war so lang, dass es in Wellen bis in ihre Kniekehlen herabfiel.«
Ich schloss die Augen und stellte mir diese perfekte Frau neben Ren vor. Dieses Bild ließ Gefühle in mir aufsteigen, von denen ich nicht geglaubt hatte, dass ich sie haben könnte. Es durchbohrte mir das Herz, riss ein klaffendes Loch genau in seine Mitte.
Kishan fuhr fort: »Als ich sie zum ersten Mal erblickte, wusste ich, dass ich sie wollte. Ich wollte keine andere als sie.«
»Wie seid ihr zwei euch begegnet?«, fragte ich.
»Dhiren und mir war es untersagt, gleichzeitig in den Kampf zu ziehen, weil wir sonst beide getötet werden könnten und es keinen Thronfolger gäbe. Während Ren also in die Schlacht ging, musste ich zu Hause bleiben und mit Kadam trainieren, Militärstrategien erlernen und mit den Soldaten arbeiten.
Eines Tages, als ich von einer Waffenübung zurückkehrte, beschloss ich, einen kleinen Spaziergang in den Gärten zu machen. Dort fand ich Yesubai neben einem Brunnen, wo sie gerade eine Lotosblüte gepflückt hatte. Ihr Schal hing lose um ihre Schultern. Ich fragte sie, wer sie sei, und sie drehte sich rasch um, verhüllte ihr wunderbares Haar und ihr Gesicht und blickte zu Boden.«
»Erkanntest du da, wer sie war?«, wollte ich wissen.
»Nein. Sie machte einen Knicks, nannte mir ihren Namen und lief dann in Richtung Palast davon. Ich nahm an, sie sei die Tochter eines Würdenträgers, der gerade zu Besuch war. Sobald ich im Palast war, zog ich augenblicklich Erkundungen über sie ein und fand schnell heraus, dass Absprachen für eine Hochzeit mit meinem Bruder getroffen waren! Ich war wie wahnsinnig vor Eifersucht. Ich kam immer nur an zweiter Stelle. Dhiren bekam all die Dinge, die ich im Leben wollte. Er war der Lieblingssohn, der bessere Politiker, der zukünftige König und nun auch noch der Mann, der das Mädchen heiraten würde, das ich begehrte.
Und dabei hatte er sie noch nicht einmal getroffen«, fauchte er. »Ich hatte nicht gewusst, dass meine Eltern auf der Suche nach einer Braut für Dhiren waren! Er war erst
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