Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe
bedeutete nicht, sie nicht zu begehren oder besitzen zu wollen. Ren konnte immer noch Gefühle für seine verstorbene Verlobte hegen.
Ein leichtes Zittern schoss durch Kishans Arm, und ich wusste, dass seine Zeit als Mensch abgelaufen war.
»Vielen Dank, dass du bei mir bleibst, Kishan. Ich habe noch so viele Fragen. Ich wünschte, du könntest länger mit mir reden.«
»Ich bleibe bei dir, bis Dhiren zurückkehrt. Vielleicht können wir morgen weiterreden.«
»Das wäre schön.«
Der trübsinnige Mann verwandelte sich in den schwarzen Tiger und suchte dann einen Platz, um sich niederzulegen. Ich beschloss, ein wenig in meinem Tagebuch zu schreiben.
Ich fühlte mich schrecklich wegen Yesubais Tod. Ich schlug eine leere Seite auf, malte dann aber ein Bild mit zwei Tigern – in der Mitte ein wunderschönes langhaariges Mädchen. Seufzend zeichnete ich eine Linie von dem Mädchen zu den beiden Tigern. Es war schwierig, seine Gefühle aufs Papier zu bringen, wenn man sie selbst nicht recht verstand.
Ren kehrte den restlichen Tag über nicht zurück, und Kishan schlief den ganzen Nachmittag. Mehrmals stapfte ich geräuschvoll an ihm vorbei, doch er ließ sich nicht stören. »So viel zu meinem großen Beschützer. Ich könnte im Dschungel verschwinden, und er würde es nicht bemerken.«
Der große schwarze Tiger schnaubte leise, wahrscheinlich um mir zu sagen, dass er sehr wohl mitbekam, was um ihn herum geschah, selbst wenn er ein Schläfchen hielt.
Schließlich verbrachte ich den restlichen Nachmittag mit Lesen, wobei ich Ren vermisste. Selbst in Tigergestalt schien er mir immer zuzuhören und mit mir zu reden, soweit er das vermochte.
Nach dem Abendessen tätschelte ich Kishan den Kopf und zog mich in mein Zelt zurück, um etwas Schlaf zu bekommen. Als ich den Kopf auf meine Arme legte, kam ich nicht umhin, die gewaltige Leere neben mir zu bemerken, wo normalerweise Ren schlief.
Die folgenden vier Tage verliefen nach demselben Muster. Kishan drehte den Morgen und Vormittag über seine Runden und kehrte dann zurück, um mir beim Mittagessen Gesellschaft zu leisten. Nach dem Mittagessen verwandelte er sich in einen Menschen und gestattete mir, ihn mit Fragen über das Palastleben und die Kultur seines Volkes zu löchern.
Am Morgen des fünften Tages wurde die Routine gestört. Kishan nahm, sofort nachdem ich aus dem Zelt geschlüpft war, Menschengestalt an.
»Kelsey, ich mache mir Sorgen um Dhiren. Er ist schon lange fort, und ich bin bei meinen Rundgängen nicht mehr auf seine Fährte gestoßen. Vermutlich hatte er kein Glück bei seiner Jagd. Er hat nicht mehr gejagt, seitdem er gefangen genommen wurde, was mehr als dreihundert Jahre zurückliegt.«
»Denkst du, er ist verletzt?«
»Das ist möglich, aber vergiss nicht, dass unsere Wunden schnell heilen. Es gibt nicht viele Tiere, die es auf einen Tiger abgesehen haben könnten, doch es gibt Wilderer und Fallen. Ich sollte mich auf die Suche nach ihm machen.«
»Aber wie willst du ihn finden?«
»Wenn er klug ist, wird er beim Fluss bleiben. Die meisten Herden halten sich in der Nähe des Wassers auf. Apropos Essen, mir ist aufgefallen, dass sich deine Vorräte allmählich dem Ende zuneigen. Letzte Nacht, während du geschlafen hast, habe ich Mr. Kadam in seinem Lager neben der Straße aufgesucht und weitere Essensrationen mitgebracht.« Er zeigte auf eine Tasche am Zelteingang.
»Die musst du den ganzen langen Weg im Maul getragen haben. Vielen Dank.«
Er grinste. »Es war mir eine Freude, meine Liebe.«
Ich lachte. »Es ist wohl besser, einen Rucksack meilenweit zwischen den Zähnen zu tragen, als Rens Zähne ins Fleisch gerammt zu bekommen, weil du mich hast verhungern lassen?«
Kishan runzelte die Stirn. »Das habe ich für dich getan, Kelsey. Nicht für ihn.«
Ich legte ihm die Hand auf den Arm. »Vielen Dank.«
Er drückte meine Hand. » Aap ke liye . Für dich, alles.«
»Hast du Mr. Kadam gesagt, dass wir noch ein bisschen länger brauchen?«
»Ja, ich habe ihm die Situation erklärt. Mach dir keine Sorgen um ihn. Er hat sich ein bequemes Lager neben der Straße errichtet und wird so lange wie nötig warten. Jetzt möchte ich, dass du ein paar Wasserflaschen und etwas zu essen einpackst. Ich nehme dich mit mir. Ich würde dich auch hierlassen, aber Ren hat steif und fest behauptet, auf dich allein gestellt würdest du unweigerlich in Schwierigkeiten geraten.« Er kniff mir in die Nase. »Stimmt das, Bilauta? Ich kann mir nämlich nicht
Weitere Kostenlose Bücher