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Kuss im Morgenrot: Roman

Kuss im Morgenrot: Roman

Titel: Kuss im Morgenrot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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»Was ist passiert?«
    »An dem Tag, als mir Catherine nach Hause geliefert wurde, ja, bevor ich die Ware überhaupt in Augenschein nehmen konnte, verschaffte sich ein Mann Zutritt zu meinem Haus und nahm sie einfach mit. Entführte sie im wahrsten Sinne des Wortes. Einer meiner Lakaien versuchte ihn aufzuhalten und bekam eine Kugel ins Bein für seine Mühe. Als ich begriff, was los war, war der Mann mit seiner Beute schon über alle Berge. Ich kann es mir nur so erklären, dass er die Privatauktion verloren hatte und sich entschied, das Objekt seiner Begierde mit Gewalt an sich zu reißen. Danach war Catherine wie vom Erdboden verschwunden. Ich suche sie seit acht Jahren.« Latimer lachte laut auf. »Und jetzt taucht sie plötzlich hier bei dir wieder auf. Ich weiß nicht, ob mich das überraschen sollte. Du warst schon immer ein hinterhältiger Dreckskerl. Nun sag schon, wo hast du sie aufgetrieben?«
    Leo war vorübergehend verstummt. Seine Brust war erfüllt von einer höllischen Angst um Catherines Wohlergehen. Fünfzehn. Verraten von jenen, die sie hätten beschützen sollen. Verkauft an einen Mann ohne Moral und Gnade. Die Vorstellung, was Latimer Catherine hätte antun können, machte Leo krank. Latimers Verderbtheiten hätten sich nicht auf physische Gewalt beschränkt – er hätte ihre Seele zerstört. Catherine war es unmöglich, einem anderen Menschen zu vertrauen, die einzige vernünftige Reaktion auf unmögliche Zustände.
    Leo warf Latimer einen kalten Blick zu. Wäre er nur ein kleines bisschen weniger zivilisiert gewesen, hätte er den Scheißkerl auf der Stelle getötet. Doch er würde sich damit begnügen müssen, ihn von Catherine fernzuhalten und alles Nötige zu tun, um sie vor ihm zu beschützen.
    »Sie gehört niemandem«, sagte Leo. Er wog seine Worte sorgfältig ab.
    »Gut. Dann werde ich …«
    »Doch steht sie unter meinem Schutz.«
    Latimer hob amüsiert eine Braue. »Was darf ich daraus schließen?«
    Leo war jetzt todernst. »Dass du in ihrer Nähe nichts zu suchen hast. Dass sie nie mehr den Klang deiner Stimme oder die Erniedrigung durch deine Anwesenheit ertragen muss.«
    »Ich fürchte, den Gefallen kann ich dir nicht tun.«
    »Ich fürchte, du musst.«
    Ein raues Lachen entfuhr seiner Kehle. »Du willst mir doch nicht etwa drohen.«
    Leo lächelte kühl. »So sehr ich auch versucht habe, dein berauschtes Gerede zu ignorieren, Latimer, ein paar Geschichten sind trotzdem in meinem Gedächtnis hängengeblieben. So manche deiner Geständnisse über dein abscheuliches Benehmen würden mehr als nur ein paar Menschen unglücklich machen. Ich weiß genug von dir, um dich in Marshalsea einsperren zu lassen. Und wenn das noch nicht reicht, wäre ich mehr als bereit, dir mit einem dumpfen Gegenstand den Schädel einzuschlagen. Tatsächlich kann ich mich für diese Idee immer mehr begeistern.« Leo lächelte humorlos, als er die Verblüffung in den Augen seines Gegenübers sah. »Wie ich sehe, hast du begriffen, dass ich es ernst meine. Das ist gut. Es könnte uns beiden ein paar Unannehmlichkeiten ersparen.« Er machte eine kurze Pause, um der folgenden Bemerkung eine größere Wirkung zu verleihen. »Und jetzt werde ich meine Angestellten damit beauftragen, dich beim Verlassen meines Anwesens zu begleiten. Du bist hier nicht willkommen.«
    Das Gesicht des Älteren wurde fahl. »Du wirst es noch bereuen, dass du mich zu deinem Feind gemacht hast, Ramsay.«
    »Nicht annähernd so sehr, wie ich es bereut habe, dich einmal als Freund gehabt zu haben.«
    »Was ist denn in Catherine gefahren?«, erkundigte sich Amelia bei Leo, als er in das Gesellschaftszimmer zurückkehrte. »Warum ist sie so plötzlich davongerannt?«
    »Lord Latimer hat sie angepöbelt«, sagte er knapp.
    Amelia schüttelte fassungslos und wütend den Kopf. »Dieser ekelhafte Bock! Wie kann er es wagen …?«
    »So ist er. Er ist ein Affront gegen die Höflichkeit und jeglichen moralischen Anstand. Eine bessere Frage wäre, warum wir ihn eingeladen haben, verdammt noch mal!«
    »Wir haben nicht ihn eingeladen, sondern seine Eltern. Offenbar ist er an ihrer Statt gekommen.« Sie warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. »Außerdem ist er ein alter Bekannter von dir.«
    »Ab sofort kannst du davon ausgehen, dass jeder alte Bekannte von mir entweder ein Lustmolch oder ein Krimineller ist und von unserem Anwesen und unserer Familie ferngehalten werden muss.«
    »Hat Lord Latimer Catherine etwas angetan?«, fragte Amelia

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