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Kuss im Morgenrot: Roman

Kuss im Morgenrot: Roman

Titel: Kuss im Morgenrot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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unter der Decke hervorgekrochen. Er stand aufrecht auf den Hinterbeinen auf dem Bett und beäugte mit zuckenden Schnurrhaaren das Abendessen auf dem kleinen Tisch. Oh, herrlich, etwas zu essen kommt mir gerade recht!, schien sein Gesichtchen auszudrücken.
    Als eines der Zimmermädchen Dodger erblickte, verzog sie in panischer Angst das Gesicht. » Iiieehh !« Sie zeigte mit einem rundlichen zittrigen Finger auf das Frettchen. »Eine Ratte oder eine Maus oder …«
    »Nein, das ist ein Frettchen«, erklärte Leo in beschwichtigendem Ton. »Ein völlig harmloses und hoch zivilisiertes Wesen – tatsächlich ist es sogar das Lieblingshaustier des Königshauses. Königin Eliza-beth hatte ein zahmes Frettchen, und … im Ernst, Gewalt ist wirklich nicht nötig …»
    Das Zimmermädchen hatte sich flink den Schürhaken gegriffen und fuchtelte damit, offenbar in Erwartung eines Angriffs, in Richtung des Frettchens.
    » Dodger «, sagte Catherine knapp. »Komm her.«
    Dodger glitt an ihr hinauf, und bevor sie ihn wegschubsen konnte, hatte er ihr schon einen feuchten Frettchen-Kuss auf die Wange geleckt.
    Eins der Zimmermädchen war sprachlos vor Entsetzen, während dem anderen übel zu sein schien.
    Unter Anstrengung gelang es Leo, keine Miene zu verziehen, als er jedem der beiden ein Halbkronenstück in die Hand drückte und sie zur Tür begleitete. Als er die Tür hinter ihnen geschlossen und abgesperrt hatte, nahm Catherine das liebesbedürftige Frettchen von ihrer Brust und betrachtete es verdrießlich. »Du bist das ärgerlichste Wesen auf der ganzen Welt und nicht im Geringsten zivilisiert.«
    »Hier, Dodger.« Leo stellte ihm eine Untertasse mit Rindfleisch und Pastinaken hin, und das Frettchen kam herbeigeflitzt.
    Während das Frettchen sein Mahl verschlang, kam Leo zu Catherine und nahm ihr Gesicht in seine sanften Hände. Er senkte den Mund auf ihren und gab ihr einen kurzen warmen Kuss. »Erst Abendessen oder erst Baden?«
    Sie schämte sich, als sie ihren Magen laut knurren hörte.
    Leo grinste. »Abendessen, wie es scheint.«
    Das Mahl bestand aus Rinderkeule und Pastinakenpüree und einer Flasche starken Rotweins. Catherine aß ihre Portion gierig auf und wischte mit einer Brotkruste sogar noch die Reste vom Teller.
    Leo war ein unterhaltsamer Geselle, er erzählte lustige Geschichten und schenkte ihr munter Wein nach. Im Licht der einzigen Kerze, die man ihnen auf den Tisch gestellt hatte, sah sein Gesicht besonders schön aus, mit den dichten Wimpern über den strahlenden blauen Augen.
    Catherine kam der Gedanke, dass es das erste Abendessen war, das sie allein mit ihm einnahm. Vor nicht allzu langer Zeit hätte ihr die Vorstellung Angst eingeflößt, wissend, dass sie jeden Augenblick vor ihm auf der Hut sein musste. Doch in ihrer leichten Unterhaltung gab es nicht die Spur eines Konflikts. Wie erstaunlich. Sie wünschte sich beinahe, eine der Hathaway-Schwestern wäre jetzt in der Nähe, um die Entdeckung mit ihr zu teilen … Dein Bruder und ich haben gerade ein vollständiges Mahl zusammen eingenommen, ohne uns zu streiten!
    Draußen hatte es angefangen zu regnen, der Himmel wurde stetig dunkler, und das anfängliche Tröpfeln verdichtete sich zu einem gleichmäßigen Rauschen, das die menschlichen Stimmen, die Geräusche der Pferde und das Treiben an der Kutschstation überdeckte. Sie fröstelte selbst in dem schweren Morgenmantel, den Leo ihr zum Überziehen gegeben hatte, und sie spürte, wie sie am ganzen Körper eine Gänsehaut bekam.
    »Zeit für dein Bad«, sagte Leo und kam zu ihr herum, um ihr behilflich zu sein.
    Catherine fragte sich, ob er vorhatte, im Raum zu bleiben. »Dürfte ich um ein wenig Intimsphäre bitten?«, erkundigte sie sich vorsichtig.
    »Nicht in deinen kühnsten Träumen«, antwortete er. »Du könntest Hilfe brauchen.«
    »Ich kann mich alleine baden. Und ich möchte lieber unbeobachtet sein.«
    »Mein Interesse ist rein ästhetischer Natur. Ich stelle mir vor, du seiest Rembrandts Hendrickje , die in den Wassern der Unschuld watet.«
    »Rein?«, fragte sie zweifelnd.
    »Oh, meine Seele ist vollkommen rein. Meine Weichteile allein haben mich in Schwierigkeiten gebracht.«
    Catherine konnte ein Lachen nicht unterdrücken. »Also gut, du kannst hierbleiben, solange du dich mit dem Rücken zu mir drehst.«
    »Einverstanden.« Er stellte sich ans Fenster und sah hinaus.
    Catherine blickte voller Vorfreude zur Wanne. Sie konnte sich nicht erinnern, sich jemals so sehr nach einem

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