Kuss im Morgenrot: Roman
»So kann ich nicht nachdenken. Ich wollte dich fragen …«
»Die Antwort ist Ja.«
Sie lehnte sich grinsend zurück und blickte auf ihn herunter, die Arme um seinen Hals geschlungen. »Was denkst du wirklich über die Sache mit Catherine und Leo?«
»Ich weiß es nicht.« Er spielte an ihrem Oberteil herum und fuhr mit dem Zeigefinger eine Reihe von Zierknöpfen entlang.
»Harry, die sind nicht zum Aufknöpfen«, warnte sie ihn. »Die sind nur als Schmuck gedacht.«
»Wofür sind denn bitte Knöpfe gut, die überhaupt keine Funktion haben?«, fragte er erschüttert.
»Das ist gerade in Mode.«
»Und wie bekomme ich jetzt deinen Körper aus diesem Kleid?« Fasziniert begann Harry nach versteckten Verschlüssen zu suchen.
Poppy schmiegte ihre Nase an seine. »Ein Geheimnis«, flüsterte sie. »Du darfst es herausfinden, nachdem du mir erzählt hast, was du in Bezug auf Catherine weiter zu tun gedenkst.«
»Skandale erlöschen am schnellsten wieder, wenn man sie ignoriert. Jeder Versuch, die Flammen zu ersticken, facht sie nur weiter an. Ich werde Cat als meine Schwester vorstellen, erklären, dass sie im Blue Maid’s zur Schule gegangen ist und anschließend aus reiner Freundlichkeit gegenüber dir und deiner Schwester bei den Hathaways in Stellung gegangen ist.«
»Und was ist mit all den unangenehmen Fragen?«, wollte Poppy wissen. »Wie werden wir ihnen begegnen?«
»Nach Art der Politiker. Absichtlich missverstehen und ausweichen.«
Sie überlegte eine Weile mit nachdenklich geschürzten Lippen. »Ich nehme an, das ist unsere einzige Wahl«, sagte sie. »Aber was ist mit Leos Heiratsantrag?«
»Du meinst, sie sollte ihn annehmen?«
Poppy nickte entschieden. »Ich sehe nicht, was sie dadurch gewinnen könnte, dass sie noch wartet. Man weiß erst, wie sich ein Mann als Ehemann eignet, wenn man ihn geheiratet hat. Und dann ist es zu spät.«
»Arme kleine Ehefrau«, murmelte Harry und tätschelte ihr durch die Schichten ihrer Röcke hindurch den Hintern. »Für dich ist es viel zu spät, nicht wahr?«
»Ja, nun, ich habe mich damit abgefunden, ein Leben lang deine leidenschaftliche Liebe und die geistreichen Unterhaltungen mit dir zu ertragen.« Sie stieß einen Seufzer aus. »Besser, als eine alte Jungfer zu werden, ist es allemal, sage ich mir.«
Harry stand auf und zog sie zu sich heran, küsste sie, bis ihr ganz schwindelig war und ihre Wangen ein dunkles Rosa angenommen hatten.
»Harry«, ließ sie nicht locker, während er sie hinter dem Ohr liebkoste, »wann wirst du der Verbindung zwischen Catherine und meinem Bruder deinen Segen geben?«
»Sobald sie mir erklärt, dass es keine Rolle spielt, was ich sage, dass sie ihn so oder so heiraten wird.« Er hob den Kopf und blickte ihr tief in die Augen. »Komm, wir gehen und machen ein Nickerchen.«
»Ich bin nicht müde«, flüsterte sie, und er grinste.
»Ich auch nicht.« Er nahm sie bei der Hand und zog sie hinter sich her aus dem Raum. »Nun zu diesen Knöpfen …«
Dreiundzwanzigstes Kapitel
Am nächsten Morgen wurde Catherine von einem der Hausmädchen geweckt, die den Ofen anheizte und ihr das Frühstück brachte. Zu den großen Freuden eines Aufenthalts im Rutledge zählten die von Koch Broussard zubereiteten Speisen. Catherine seufzte vor Vergnügen, als sie die Köstlichkeiten auf dem Tablett sah: Tee, pochierte Eier an Sahnecreme mit Pistoletten, kleinen ovale Brötchen, und eine Schale mit reifen Beeren.
»Eine Nachricht lag für Sie unter der Tür, Miss«, teilte ihr das Hausmädchen mit. »Ich habe sie Ihnen auf das Tablett gelegt.«
»Danke.« Catherine nahm die kleine versiegelte Karte und verspürte einen Freudenstich, als sie ihren Namen in Leos unverwechselbarer Handschrift geschrieben sah, der sauberen, geschwungenen Schrägschrift eines gelernten Architekten.
»Klingeln Sie, wenn Sie das Frühstück beendet haben, Miss. Und wenn Sie Hilfe beim Ankleiden oder mit Ihrer Frisur benötigen, zögern Sie nicht, auf meine geübte Hand zurückzugreifen.«
Catherine wartete, bis das Hausmädchen den Raum verlassen hatte, bevor sie die Karte öffnete.
Überraschungsausflug für diesen Morgen geplant. Hole Dich um punkt zehn Uhr ab. Zieh Dir Spazierschuhe an.
R
Ein Lächeln breitete sich auf Catherines Gesicht aus. »Überraschungsausflug«, sagte sie und beobachtete, wie Dodger sich auf dem Bett aufrichtete. Seine kleine Nase zuckte anerkennend, als er das Frühstück entdeckte. »Was könnte er wohl vorhaben? Dodger,
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