Kuss mich kuss mich nicht
feststellte: »Erzählen Sie mir nicht, dass Sie zwar austeilen, aber nicht einstecken können«, gab sich jedoch geschlagen, als sie einfach weiterschwieg.
»In Ordnung. Warum erzählen Sie mir nicht, was für ein Typ Frau mir Ihrer Meinung nach gefällt? Aber denken Sie dran, Nächstenliebe beginnt zuhause, und Sie leben momentan unter meinem Dach.«
Sie zögerte. »Sprechen wir von dem neuen, geläuterten, sozial verantwortlichen Jack Walker oder von dem Playboy, dessen Hosen dafür berüchtigt sind, dass sie ohne ihn in den Lobbys irgendwelcher Hotels herumlaufen?«
Er lachte. »Nehmen wir uns beiden zuliebe den neuen Jack, okay?«
»Okay.« Sie nahm einen großen Schluck aus ihrem Glas und merkte überrascht, dass kein Tropfen mehr übrig blieb. »Ich bin sicher, Sie würden jemanden wollen, der denselben gesellschaftlichen Hintergrund und dieselben Wertvorstellungen hat wie Sie, eine Frau, die wunderschön und gesellschaftlich akzeptabel ist. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass Ihnen ein Dummerchen gefallen würde, also müsste sie auch noch intelligent und möglichst gebildet sein. Und bestimmt wäre es einfacher für Sie, wenn auch Ihre Mutter mit der Wahl einverstanden wäre, aber eine zwingende Voraussetzung für Ihre Entscheidung wäre es wahrscheinlich nicht.«
Sie hatte das Gefühl, dass sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte, denn er zog überrascht die Augenbrauen hoch.
»Könnte ich noch etwas Wein haben?«, fragte sie schnell.
Jetzt huschte ein Lächeln über sein Gesicht. »Natürlich. Wenn Sie meine Frage beantworten.«
»Das habe ich doch gerade getan.«
Er lächelte erneut. »Ich würde noch immer gerne wissen, was für ein Typ Mann Ihnen gefällt.«
Tja, das würde eine kurze Unterhaltung, dachte sie.
Sie rutschte auf ihrem Stuhl herum und merkte, dass er bereit war, einfach schweigend abzuwarten, bis sie endlich sprach.
»Erst der Wein.« Sie schob ihr Glas über den Tisch, und er schenkte ihr nach und sah sie fragend an.
»Also?«
»Da gibt’s nichts zu erzählen«, räumte sie achselzuckend ein.
»Oder nichts, was Sie erzählen wollen.«
»Das Ergebnis ist dasselbe, oder nicht?«
»Sie sind immer so furchtbar ausweichend«, murmelte er. »Ihnen Informationen zu entlocken ist genauso mühsam, als ob man mit einem Schnürsenkel eine Eiche aus der Erde reißen will.«
Unweigerlich musste sie lächeln. »Ein interessanter Vergleich.«
»Die Gespräche mit Ihnen können unglaublich frustrierend sein.«
»Dann geben Sie doch einfach auf.«
Er schüttelte den Kopf, und der Blick aus seinen braunen Augen brannte sich unter seinen dichten Wimpern hervor in sie ein. »Tut mir leid, Callie. Aber ich gebe niemals auf.«
Abrupt schob sie ihr Weinglas fort und stand auf. »Wahrscheinlich wäre es für uns beide besser, wenn Sie es täten.«
Als sie an ihm vorbei den Raum verlassen wollte, packte er entschlossen ihre Hand. »Gehen Sie nicht.«
Ihr war klar, wenn sie ihm in die Augen sähe, wäre sie verloren, also starrte sie die flackernde Flamme einer der Kerzen an. Plötzlich kam ihr die Luft entsetzlich stickig vor, und sie atmete mühsam ein.
»Ich wünschte mir wirklich, Sie hätten mich nicht geküsst«, murmelte sie und hätte sich für diesen Satz am liebsten selber eine Ohrfeige verpasst.
»Sagen Sie«, bat er sie sanft, »hoffen Sie auf eine weitere Entschuldigung von mir? Oder kriegen Sie die Erinnerung an das Gefühl, das der Kuss in Ihnen hervorgerufen hat, nicht mehr aus dem Kopf?«
Seine Stimme schwebte durch das Kerzenlicht und hüllte sie wärmend in sich ein.
Sie versuchte, Luft zu holen, und ihr Herz konnte sich nicht entscheiden – sollte es lieber in dreifachem Tempo schlagen oder stellte es die Arbeit besser ein?
Er blickte reglos auf ihren Mund, und als sich seine Augen dabei verdunkelten, kam es ihr plötzlich vor, als wäre er im selben Zwiespalt wie sie selbst.
Sie schüttelte den Kopf und versuchte, ihre Hand zurückzuziehen. Als er sie nicht losließ, gab sie auf und wollte von ihm wissen: »Was machen wir hier eigentlich?«
»Verdammt, ich wünsche mir, ich wüsste es.«
Dann stand er plötzlich auf, zog sie an seine Brust, umfasste ihr Gesicht, neigte den Kopf, und sie machte die Augen zu und bot ihm, noch während sie sich sagte, dass sie eindeutig das Falsche tat, ihren Mund zu einem Kuss.
Er hatte bereits eine Frau. Eine Verlobte. Was sie tat, war grundverkehrt.
Trotzdem wogte, als der Kuss nicht kam, bittere Enttäuschung
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