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Kuss mich kuss mich nicht

Kuss mich kuss mich nicht

Titel: Kuss mich kuss mich nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bird Jessica
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sie ein. Und als er von sich selbst erzählte, fiel ihr wieder ein, wo ihr der Name schon einmal begegnet war.
    Gray Bennett war eine ziemlich große Nummer in der Politik. Als aufWahlen spezialisierter Berater kannte er sich in der Hauptstadt aus, und auch wenn er keine Namen nannte, war sie von seinen pikanten Geschichten über die Welt der Politik ehrlich fasziniert. Weshalb das Abendessen mit dem Mann doch nicht so ermüdend wie befürchtet war.
    Es war Jack, in dessen Gegenwart ihr plötzlich unbehaglich war. Er war ständig in Bewegung, wippte mit den Beinen, faltete ein ums andere Mal seine Serviette, schob seinen Teller hin und her. Er sah aus, als ob er es kaum erwarten könnte, dass das Mahl endlich vorüber war, und als er seine Hauptspeise serviert bekam, wies er den Kellner an, schon einmal die Desserts vorzubereiten – angeblich, weil er in Eile war.
    Gray sah sie grinsend an. »Sie müssen Jack entschuldigen. Er hasst es, untätig herumzusitzen. Jeder vergeudete Moment kommt ihm wie ein Verbrechen vor.«
    Als Jack die Lippen aufeinanderpresste, sah ihn Gray mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Möchtest du vielleicht schon gehen? Ich kann dir versichern, Callie und ich kommen auch gut allein zurecht.«
    Jack sah aus, als wäre der Gedanke, sie alleinzulassen, ihm genauso angenehm, wie weiter danebenzusitzen, ohne wirklich an der Unterhaltung beteiligt zu sein. Er raufte sich das Haar und sah plötzlich hundemüde aus. »Ignoriert mich einfach, ja? Mir geht augenblicklich einfach sehr viel durch den Kopf.«
    Gray sah wieder Callie an. »Hat er Ihnen erzählt, dass wir in Harvard Zimmergenossen waren?«
    Als sie nickte, schenkte er sich etwas Rotwein nach und lehnte sich bequem auf seinem Stuhl zurück. »Hat er Ihnen auch erzählt, dass wir einmal beinahe rausgeflogen wären?«
    »Nein, das habe ich nicht«, antwortete Jack.
    »Ah gut. Dann kläre eben ich Callie darüber auf, was für Clowns wir damals waren.« Gray rieb sich gut gelaunt die Hände. »Stellen Sie sich einen Abend ein paar Tage vor Beginn der Weihnachtsferien vor. Es ist kurz vor Mitternacht, und Jack, sein Bruder Nate und ich kommen zu dem Schluss, wir hätten genug gelernt. Also verschwinden wir heimlich aus dem Haus, denn wir sind der festen Überzeugung, dass es mehr im Leben geben muss als Aristoteles, Homer und ihre Truppe tiefsinniger, togatragender Wortklauber.«
    »Ich glaube, ich habe damals Statistik gelernt.«
    Gray bedeutete dem Freund zu schweigen. »Wie auch immer landen wir im Bootshaus und kommen zu dem Schluss, ein kleines Wettrennen auf dem Charles River wäre die geeignete Methode, um überschüssige Energien abzubauen. Also fahren wir in getrennten Booten los und beschließen, ein paar Rennen zwischen den Brücken auszutragen. Die Verlierer müssen nach jedem Sprint ein Kleidungsstück ausziehen, und der Gewinner hat das Recht, sich mit seinem Sieg zu brüsten, und bekommt obendrein die vierundsiebzig Dollar und dreiundfünfzig Cent, die damals unsere gesamte Barschaft waren.«
    »Gott, weißt du noch, wie kalt es an dem Abend war?«, fiel Jack ihm abermals ins Wort.
    »Nate und mir war klar, gegen wen wir zwei da antreten. Weil Jack damals der Kapitän der Rudermannschaft war. Der Mann konnte jeden unter den Tisch rudern und kann es wahrscheinlich noch immer. Angesichts seines geradezu beängstigenden Talents musste er uns einen Zwanzig-Meter-Vorsprung geben. Aber du hast geschummelt, stimmt’s?«
    »Als ob ich das nötig gehabt hätte.« Jetzt erwärmte sich auch Jack für die Geschichte und sah Callie mit blitzenden Augen an. »Ganz sicher nicht.«
    »Also haben wir losgelegt«, nahm Gray den Faden wieder auf. »Nach vier Runden war Jack noch immer vollständig bekleidet, aber Nate und ich waren schon unsere Hemden und die Schuhe los. Auf einer der Brücken waren die ersten Leute aufgetaucht, und natürlich haben wir angefangen, eine möglichst große Show vor ihnen abzuziehen. Jack hat kein einziges Rennen verloren, und Nate und ich haben die reinste Stripshow hingelegt. Wir hatten nur noch unsere Unterwäsche an, als es zu dem Unfall kam.«
    Callie blickte auf Jack und nahm sein schmerzliches Lächeln wahr.
    Auch Grays Stimme bekam einen ernsteren Klang. »Nate zog gerade seine Unterhose aus und winkte damit der Menge zu, als sein Boot ins Wanken geriet. Ich sehe noch immer deutlich vor mir, wie er mit wild rudernden Armen und weit aufgerissenen Augen ins Wasser fiel und dabei mit dem Kopf eins der Ruder traf.

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