Kuss mit lustig
Reh im Scheinwerferlicht, besser gesagt wie ein Nashorn im Scheinwerferlicht. Lula warf sich ihm an den Hals und küsste ihn. Tank brach der Schweiß aus.
»Ranger hat sich vor dem Soundcheck gedrückt«, sagte ich zu Tank. »Deswegen habe ich Lula zur Unterstützung mitgebracht.«
Tank verzog seinen Mund zu einem angedeuteten Lachen. Ranger würde einen Anfall bekommen, wenn er erfuhr, dass Lula für ihn arbeitete.
»Ich trage auch brav die Rangeman-Farbe«, sagte Lula. »Dürfte nicht schwerfallen«, sagte Tank. »Du siehst schick aus.«
»Ich habe den ganzen Tag mit Vorbereitungen für unsere Hochzeit verbracht«, plapperte Lula weiter. »Du brauchst dich um nichts zu kümmern. Alles ist bis ins Kleinste geplant. Ich weiß ja, dass du das volle Programm haben willst, mit Feuerwerk und für mich ein Hochzeitskleid mit Schleier und Schleppe und allem Drum und Dran. Das ist jetzt alles geklärt. Du musst nur noch zur Smoking-Anprobe, mehr nicht.«
Der Schweiß lief ihm übers Gesicht und tropfte auf sein T-Shirt. »Smoking?«, sagte er. »Feuerwerk?«
»Und einen Haufen Schweinepasteten. Du isst doch gerne Schweinepasteten, oder?«
»Klar«, sagte Tank.
»Dann wäre ja alles geklärt«, sagte Lula.
»Ich übernehme die nächste Schicht«, sagte ich zu Tank. »Willst du nicht mal eine Pause machen?«
Tank nickte, rührte sich aber nicht vom Fleck.
»Du wirst mir doch nicht etwa wieder ohnmächtig«, sagte ich.
»Tank wird nicht ohnmächtig«, sagte Lula. »Guck doch nur, wie groß und stark er ist. Sein Kreislauf ist die reinste Dampfmaschine.«
Ich klopfte an Brendas Tür, und Nancy machte mir auf.
»Oh, oh«, sagte sie nur, als sie mich sah.
»Ranger hat zu tun«, sagte ich. »Lula und ich sind gekommen, um Brenda zum Soundcheck abzuholen.«
Nancy blieb die Spucke weg, als sie Lula sah.
»Wer ist da?«, rief Brenda aus dem Schlafzimmer. »Mister Hammerhart?«
Ich drängte mich vor ins Zimmer. »Mister Hammerhart ist anderweitig beschäftigt. Ich bin es, die Wimpernexpertin und ihre Assistentin Lula. Die Wagen sind unten vorgefahren.«
Brenda kam aus dem Schlafzimmer angetobt. »Mit Ihnen – fahre ich nicht. Sie haben meinen guten Ruf zerstört. Ich muss an mein Image denken. Ich war mal Schönheitskönigin. Ich habe Millionen Platten verkauft. Ich war Amerikas Sweetheart Nummer eins.«
»Und ich war mal Amerikas Nutte Nummer eins. Na und? Was hat das damit zu tun?«
Brenda gaffte wie blöd. »Wirklich? Sie waren mal Nutte? Ich habe noch nie eine Nutte kennengelernt.«
»Sehr wahrscheinlich doch«, sagte Lula. »Es laufen viele Nutten herum, und alle sehen sie wie ganz normale Menschen aus.«
Brenda und ich musterten Lula kurz. Lula sah ganz und gar nicht aus wie ein normaler Mensch.
»Na los. Jetzt kommt schon in die Gänge«, sagte Lula. »Ich will keine Sekunde von diesem Soundcheck verpassen.«
Wir verließen das Zimmer, gingen nach draußen auf den Flur und besetzten den Aufzug. Wir fuhren hinunter in die Eingangshalle, und da entdeckte Brenda ihn, den Stalker.
»Da ist ja Gary«, sagte sie erstaunt. »Dass der frei herumlaufen darf. Ich habe eine einstweilige Verfügung gegen ihn erwirkt. Eigentlich sollte der zu Hause bei seiner Mutter sein. Seitdem er vom Blitz getroffen wurde, ist er nicht ganz richtig im Kopf.«
»Kennen Sie ihn?«
»Ein Cousin von mir. Vor dem Blitzeinschlag war sein Haar braun. Können Sie sich das vorstellen?«
»Er hat behauptet, ich hätte eine rote Aura«, sagte Lula.
»Geh nach Hause«, rief Brenda ihm zu. »Wenn ich dich noch mal in meiner Nähe erwische, rufe ich die Polizei.«
»Pass auf die Pizza auf!«, rief Gary zurück.
Wir bestiegen einen der schwarzen SUVs, da klingelte mein Handy.
»Wo sind Sie?«, sagte Zook.
»Ich sitze gerade im Auto«, sagte ich. »Und du?«
»Ich stehe vor der Schule und warte, dass mich jemand abholt.«
»Deine Mutter ist heute Morgen gegen Kaution freigekommen. Eigentlich sollte sie dich abholen.«
»Sie ist aber nicht da.«
»Na gut. Bleib, wo du bist. Ich melde mich wieder.« Ich rief Dom an. »Was ist?«, meldete sich Dom. »Ich bin auf der Suche nach Loretta.«
»Die ist losgefahren, Zook abholen.«
»Der hat mich gerade angerufen. Er steht an der Schule und wartet.«
»Sie ist vor einer Stunde los«, sagte Dom. »Vielleicht wollte sie noch schnell was besorgen oder so.«
Das konnte ich mir bei Loretta kaum vorstellen. Sie hätte sicher Sehnsucht nach ihrem Sohn gehabt. Einkaufen wäre sie bestimmt
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