Kuss mit lustig
anschließend gegangen, wenn sie ihn abgeholt hatte.
»Scheiße«, sagte Dom. Ich hörte die Panik aus seiner Stimme heraus. »Ich muss sofort los.« Er legte auf.
Ich wählte seine Nummer noch mal, ohne Erfolg. Dann rief ich Morelli an.
»Ich kann Loretta nicht finden«, sagte ich. »Irgendwas stimmt da nicht.«
»Glaubst du, dass sie wieder abgehauen ist?«
»Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll. Aber ich habe so ein mulmiges Gefühl im Magen. Zook hat mich angerufen. Sie ist nicht gekommen, um ihn von der Schule abzuholen. Dann habe ich Dom angerufen, und der sagte, sie sei vor einer Stunde losgefahren. Jemand muss Zook abholen.«
»Dom?«
»Er hat mich abgewimmelt, und jetzt kann ich ihn nicht mehr erreichen.«
»Dann bleibt es wohl an dir hängen.«
»Ich kann nicht. Ich muss arbeiten. Du musst ihn abholen.«
»Ich kann auch nicht. Ich bin gerade voll beschäftigt.«
»Womit denn?«
»Baseball. Du weißt doch, dass ich jeden Donnerstag mit den Kollegen Baseball spiele.«
Ich rollte so heftig mit den Augen, dass ich beinahe vom Sitz gekippt wäre. »Bitte, du musst mir helfen«, sagte ich. »Er ist dein … Verwandter.«
»Na gut«, sagte Morelli. »Aber nur, weil du bitte gesagt hast.«
Die SUV-Kolonne schlängelte sich durch die Stadt bis zum Studiogelände. Auf dem Parkplatz standen die schweren Zugmaschinen für das Bühnen- und Soundequipment, zwei Busse für die Bandmitglieder, einige Polizeiwagen und ein Übertragungswagen von SAT-TV.
»Das ist das Aufregendste, was ich je erlebt habe«, sagte Lula. »Aufregender als damals, als Grandma Mazur das Beerdigungsinstitut abgefackelt hat. Das kam auch überall im Fernsehen.«
Eine Frau, die wie ein Nancy-Klon aussah, führte uns durch ein Labyrinth aus Betonziegelgängen in Richtung Garderobe und Maske. Zwanzig bis dreißig Leute trieben sich in der Nähe der Tische herum, auf denen ein Cateringservice ein Büffet zur Selbstbedienung aufgebaut hatte. Auf dem Boden lagen Stromkabel, und alles in allem kam es einem so vor, als wäre der Zirkus in die Stadt eingefallen.
Brendas Ankunft löste hektische Betriebsamkeit aus. Der Inspizient, der Bandleader, die Visagistin, der Hair-Stylist und der Garderobenberater scharten sich um sie. Ich hielt mich an Rangers Instruktionen und hatte immer ein Auge auf Brenda, aber aus der Distanz. Urplötzlich war Brenda nur noch Profi. Sie beantwortete Fragen, sie traf Entscheidungen, sie reagierte auf Bitten. Die Leute zogen von den Tischen ab und machten sich wieder an die Arbeit, und während nun alle Beteiligten die Show durchgingen, warteten Lula, Nancy und ich hinter der Bühne.
»So was hier liegt mir viel mehr als meine Arbeit bei Vinnie«, sagte Lula. »Eigentlich wollte ich immer Supermodell werden, aber jetzt merke ich, dass ich doch lieber Sängerin sein möchte. Ich hatte ja schon einige Gigs mit Sally Sweet, aber da konnte ich mein Talent nie so richtig zur Schau stellen. Ich gehöre auf die Bühne, und hinter mir tanzt eine ganze Horde halbnackter Männer.«
Ich kaute auf der Lippe.
»Was ist?«, sagte Lula.
»Nichts.«
»Jetzt komm schon. Irgendwas hast du doch.«
»Du kannst nicht singen.«
»Ja, aber wenn die Musik laut genug ist, fällt das gar nicht auf. Dafür sehe ich toll aus. Ich könnte ein richtiger Star werden.«
Mein Handy klingelte, und ich trat hinaus in den Gang, um ungestört zu sein.
»Ich habe Zook abgeholt und ihn zu deiner Mutter gebracht«, sagte Morelli. »Dann bin ich ein bisschen im Viertel herumgekurvt und habe nach Lorettas Auto gesucht. Drei Blocks vom Haus ihrer Mutter entfernt habe ich es gefunden. Keine Spur von Loretta, aber auf dem Beifahrersitz lag ihre Handtasche, und am Steuerrad und an der Tür war Blut.«
Ich stützte mich mit einer Hand an der Wand ab. »Viel Blut?«
»Nein, nicht viel. Ich vermute, dass sie aus dem Auto gezerrt wurde.«
»Was ist mit Dom?«
»Der ist abgetaucht.«
»Und jetzt?«
»Ich habe einen Tatortexperten von der Polizei hier, der untersucht den Wagen. Und ich habe eine Suchmeldung für Loretta und Dom rausgegeben. Das Haus der Mutter war nicht abgeschlossen, ich fahre noch mal hin und gucke mich ein bisschen um. Wie läuft es bei dir so?«
»Könnte schlimmer sein.«
Der Soundcheck dauerte eine Stunde. Als er vorbei war, holte uns der Nancy-Klon wieder ab und brachte uns in die Garderoberäume. Lula, die echte Nancy und ich schnorrten uns ein paar Happen von dem Büffet, während Brenda in dem Regiestuhl Platz
Weitere Kostenlose Bücher