Kussfest
Planung überlassen haben.«
»Ich muss jetzt erst mal das Blatt machen«, sagte Jamie, weil sie genau wusste, dass Annabelle sie, wenn sie bei ihr anriefe, stundenlang am Telefon festhalten würde. Jamies Kopfschmerzen waren schlimmer geworden. Sie hatte zu viel Stress, dachte sie. Die Zeitung fraß ihre komplette Zeit auf. Am Abend zuvor war sie sauer auf Phillip gewesen, weil er sich verspätet hatte, aber wie viele Verabredungen hatte sie selbst im letzten Moment abgesagt? Und die arme Annabelle. Sie hatte die ganze Hochzeitsplanung übernommen, mit Caterern, Schneidern, Floristen gesprochen, und Jamie konnte sich nicht mal für ein Geschirr entscheiden. Bis September schien es immer noch so lange hin zu sein. Es war Jamie gar nicht klar gewesen, wie viel Planungsaufwand und Arbeit so eine Hochzeit bedeutete, vor allem eine Hochzeit, wie Annabelle sie plante.
Aber im Moment musste Jamie eine Zeitung herausbringen. Sie hatte so sehr dafür gekämpft, sie am Leben zu erhalten. Sie hatte nicht nur einen Großteil der Büroeinrichtung verkauft, sondern auch den Schmuck und die Antiquitäten ihrer Großmutter und alles, was ihr sonst noch eingefallen war, um die laufenden Rechnungen bezahlen zu können. Da konnte sie jetzt nicht schlappmachen.
Jamie schielte auf die Uhr. Von M. Holt war immer noch nichts zu sehen. Sie war aufgeregt und schrecklich nervös, ebenso wie am Abend zuvor in Max‘ Auto. Max und sein sprechender Computer. Sie fragte sich, wo er jetzt war, ob er schon auf dem Rückweg nach Virginia war. Das hoffte sie. Sie wollte ihn nie wieder sehen und daran erinnert werden, wie sie die Besinnung verloren hatte.
Mist, sie hatte feuchte Hände. Jamie wischte sie sich am Rock ab. Was war denn bloß los mit ihr? Sie war immer der Fels in der Brandung gewesen, diejenige, die den Überblick behielt, wenn der Druck hoch war. Sie hätte den Termin mit Mr Holt am liebsten abgesagt. Dass ihr Teilhaber auch ausgerechnet jetzt auftauchen musste!
»Ey, Alter, ich glaub, wir sind schon dran vorbei.«
Vito Puccini verschlang den Rest kalte Pizza, wischte sich mit dem Ärmel den Mund ab und sah den Mann auf dem Beifahrersitz an. »Was zum Henker soll das denn heißen, wir sind schon dran vorbei? Du hast gesagt, Ausfahrt achtundachtzig. Die letzte war dreiundachtzig.«
»Ich glaub, ich hab mich verlesen.«
Auf dem Rücksitz ächzte Vitos Frau Mitzi laut. »Lenny, du bist so was von scheiße.«
Vito schüttelte den Kopf. »Mitzi, wie oft hab ich dir gesagt, du sollst dich nicht so ausdrücken? Du hörst dich an wie eine billige Schlampe.« Er sah Lenny an. »Man kann eine Nutte aus dem Puff holen, aber nicht den Puff aus der Nutte.
Mitzi schlug ihm mit der flachen Hand auf den Kopf. »Halt die Klappe, Vito. Ich war Unterhaltungskünstlerin, und zwar eine verdammt gute. Was ja wohl deutlich besser ist als ein Vorstrafenregister von hier bis Jersey wie manche Leute, die ich kenne.«
»Jetzt hab ich bald echt genug von dir«, sagte Vito. »Ich wusste doch, dass ich dich nicht hätte mitnehmen dürfen.«
»Sie hat dir doch gar keine Wahl gelassen, Mann«, sagte Lenny.
»Allerdings nicht«, fauchte Mitzi. »Vito vögelt doch alles, was bei drei nicht auf dem Baum ist. Du glaubst ja wohl nicht, dass ich den alleine aus dem Haus lasse, damit er nachts auf irgendwem rumhoppelt?«
Vito seufzte. »Mitzi, ich hab dir doch gesagt, das war ein Fehler. Willst du mir das jetzt den Rest deines Lebens vorhalten?«
»Ja, das will ich, Vito. Du wirst es noch ganz schön bereuen, dass du mich betrogen hast.«
Er schüttelte den Kopf. »Diese Ehe kommt direkt aus der Hölle. Lenny, halt mal das Lenkrad, damit ich die Karte lesen kann.«
Mitzi lachte laut. »Oh, der war gut, Vito. Lenny hat vorhin auf dem Rastplatz eine kilometerlange Line gezogen, da willst du ihn ans Steuer lassen?
»Halt die Schnauze, Mitzi.« Er sah auf die Karte, und Lenny versuchte, den Wagen zu lenken. »Scheiße, ich glaub, wir müssen umdrehen«, sagte er und wurde an der nächsten Ausfahrt langsamer.
»Wenn du schon dabei bist, halt doch mal an der nächsten Tanke an«, sagte Mitzi. »Ich muss pinkeln.«
Vito sah sie im Rückspiegel an. »Du hast doch gerade erst gepinkelt, verdammte Scheiße.«
»Halt einfach an, okay? Schlimm genug, dass ich in dieser Rostlaube ohne Klimaanlage sitzen muss, ich klebe am Sitz fest. Ich krieg gleich Hitzepickel oder Ausschlag oder so. Dieser Wagen macht mich noch völlig irre.«
»Hey, ich hab da was, das könnte
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