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Kusswechsel

Kusswechsel

Titel: Kusswechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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um Gazarra, so ganz allein in seinem Auto vor mir.
    Mein Handy auf dem Sitz war eingeschaltet, ich war noch immer mit Morelli verbunden. »Wir verfolgen die Kerle!«, brüllte ich hinein, nannte Morelli die Querstraßen und sagte ihm, Gazarra wäre jetzt vor mir.
    »
Wir?
«
,
brüllte Morelli zurück. »Nix
wir.
Die Verfolgung ist Sache der Polizei. Fahr nach Hause.«
    Sally auf dem Rücksitz nahm seinen ganzen Mut zusammen, im Rückspiegel sah ich seine Paillettenohrringe glitzern. »Vielleicht hat er ja Recht. Wir sollten uns lieber absetzen.«
    »Hör nicht auf ihn«, sagte Grandma, und ihre sehnige, von blauen Adern überzogene Hand legte sich um den Sicherheitsgurt. »Immer schön den Fuß bis zum Anschlag aufs Gaspedal! Nur in den Kurven könntest du etwas vorsichtiger sein«, fügte sie hinzu. »Ich bin eine alte Frau. Wenn du zu rasant in die Kurve gehst, breche ich mir noch mein zartes Genick.«
    So doll konnte man sich mit dem Buick sowieso nicht in die Kurve legen. Am Steuer kam man sich vor wie auf der Kommandobrücke eines Kreuzfahrtschiffes.
    Ohne vorherige Warnung scherte der Geländewagen mitten auf der Straße abrupt aus und kam schleudernd zum Stehen. Eddie gab kurz Stoff und fuhr ein paar Längen hinter dem Wagen seitlich heran. Ich latschte mit beiden Füßen auf die Bremse und stoppte knapp hinter Eddies Stoßstange.
    Das hintere Seitenfenster des Geländewagens glitt herunter und schnelles Geschützfeuer war zu hören. Grandma und Sally warfen sich auf den Boden, nur ich war starr vor Schreck. Die Windschutzscheibe des Polizeiwagens zersplitterte, und ich sah, wie Eddie sich kurz aufbäumte und dann zusammensackte.
    »Ich glaube, Eddie ist getroffen!«, schrie ich ins Handy.
    »Scheiße«, grummelte Sally von der Rückbank herüber.
Klatsch.
    Der Geländewagen hob mit quietschenden Reifen ab und war in null Komma nichts außer Sicht. Ich stieg aus und lief hinüber zu dem Polizeiwagen, um nachzugucken, ob Gazarra verletzt war. Er war zweimal getroffen worden. Eine Kugel hatte eine Schläfe gestreift, und er hatte eine Wunde an der Schulter.
    »Scheiße«, sagte ich zu Gazarra. »Stirb mir bloß nicht weg.«
    Gazarra blinzelte mich aus halb zusammengekniffenen Augen an. »Sehe ich so aus, als würde ich sterben?«
    »Nein. Aber ich bin kein Experte.«
    »Mann, was ist passiert? Ich dachte, der dritte Weltkrieg bricht aus.«
    »Der Herr in dem Geländewagen hatte wohl keine Lust, mit dir zu plaudern.«
    Ich gab mich schlagfertig, andernfalls wäre ich in Tränen ausgebrochen. Ich zog mein T-Shirt aus und drückte es gegen die Wunde an Gazarras Schulter. Zum Glück trug ich einen Sport-BH; in meinem Spitzen-Wonderbra von Victoria’s Secret würde ich ziemlich verdächtig aussehen, wenn die Polizei anrückte. Sicher gab es auch einen Erste-Hilfe-Kasten in dem Streifenwagen, aber im Augenblick konnte ich nicht klar denken. Das T-Shirt war die leichtere und schnellere Lösung. Ich drückte es ganz fest an, damit man nicht sah, dass meine Hand eigentlich zitterte. Mein Herz raste, und meine Atmung ging stoßweise. Grandma und Sally standen schweigend aneinander geschmiegt neben dem Buick.
    »Können wir irgendwas tun?«, fragte Grandma.
    »Nimm das Handy und sprich mit Joe. Er ist noch immer in der Leitung. Sag ihm, Gazarra braucht Hilfe.«
    In der Ferne heulten Sirenen, und eine Straße weiter sah ich das Blaulicht eines Polizeiwagens aufblitzen.
    »Shirley wird ganz schön sauer sein«, sagte Gazarra. »Sie stirbt tausend Tode, wenn auf mich geschossen wird.« Soweit ich mich erinnerte, war Gazarra bisher erst ein einziges Mal angeschossen worden. Damals hatte er im Aufzug der Polizeiwache Wilder Western gespielt und ausprobiert, wie schnell er ziehen kann. Versehentlich war dabei ein Schuss losgegangen, von der Aufzugwand abgeprallt und in Gazarras Arschbacke gelandet.
    Das erste Polizeiauto drehte bei, dicht gefolgt von einem zweiten Streifenwagen und Morelli in seinem Geländewagen. Ich trat einen Schritt zurück, damit die Männer an Eddie herankonnten.
    Morelli sah erst mich an, dann warf er einen Blick auf Gazarra. »Alles in Ordnung, soweit?«
    Ich war über und über mit Blut bedeckt, aber es war nicht mein eigenes Blut. »Ich bin nicht verletzt. Eddie wurde zweimal getroffen, aber ich glaube, es ist nicht so schlimm.«
    Bestimmt gibt es in diesem Land auch Städte, in denen die Polizisten immer wie aus dem Ei gepellt aussehen. Trenton gehört nicht dazu. In Trenton arbeiten die Bullen hart

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