Kusswechsel
wenn Sie sich beeilen, kriegen Sie ihn noch.« Sie übergab mir den Telefonhörer. »Reden Sie mit dem Mann. Ich schreibe Ihnen in der Zwischenzeit die Adresse auf.«
»Moment mal …«
»Hallo?«, sagte Mister Dauerständer. »Wer ist da?«
»Das geht Sie nichts an.«
»Das gefällt mir«, sagte er. »Ganz schön frech. Du würdest mich bestimmt gerne schlagen, was?«
»He! Die Stimme kenne ich doch. Bist du das, Vinnie?«
»Stephanie? Scheiße.« Aufgelegt.
Lowanda kam mit einem Zettel in der Hand zurück. »Hier ist die Adresse«, sagte sie. »Da hält Roger sich auf.«
Ich las, was auf dem Zettel stand. »Das ist die Adresse Ihrer Schwester.«
»Und? Was ist mit dem Anrufer?«
»Er hat aufgelegt. Er war fertig.«
Lula kehrte ins Wohnzimmer zurück. »Sie sollten sich mal Ihrer Küche annehmen, Lowanda«, sagte Lula. »Da haust eine Kakerlake, die ist so fett wie eine Ratte.«
Ich gab Lowanda zwanzig Dollar.
»Das ist alles? Mehr nicht?«, fragte sie.
»Wenn Banker wirklich in Beverlys Wohnung ist, komme ich mit dem restlichen Geld wieder.«
»Wo sind Ihre Hunde?«, wollte Lula noch wissen.
»Draußen«, sagte Lowanda. »Bei schönem Wetter gehen sie gerne raus.«
Lula öffnete Lowandas Haustür und sah hinaus. »Wie weit gehen sie denn so?«
»Scheiße. Woher soll ich das wissen? Sie gehen eben raus. Und sie bleiben den ganzen Tag draußen. Draußen ist draußen.«
»Man wird doch noch fragen dürfen«, sagte Lula. »Sie brauchen nicht gleich so gereizt zu reagieren. Ihre Hunde sind nicht gerade wohlerzogen, Lowanda.«
Lowanda stemmte die Fäuste in die Seiten, schob die Unterlippe vor und kniff die Augen zusammen. »Wollen Sie meine Hunde schlecht machen?«
»Ja«, sagte Lula. »Richtig geraten. Ich hasse Ihre Hunde. Ihre Hunde sind ungehörig. Ihre Hunde bespringen alles und jeden.«
»Ist noch nicht lange her, da hat man das von Ihnen auch gesagt«, hielt Lowanda ihr vor. »Sie haben vielleicht Nerven! Kommen hierher und verlangen Informationen und machen dann noch meine Hunde madig. Nie wieder kriegen Sie Informationen von mir, das steht fest.«
Ich packte mir Lula, bevor sie Lowanda die Augen auskratzte, und schob sie aus der Wohnung.
»Du darfst sie nicht provozieren«, sagte ich zu Lula.
»Wahrscheinlich hat sie eine Waffe.«
»Ich habe auch eine Waffe, und nicht nur wahrscheinlich«, sagte Lula. »Und ich bin fest entschlossen, sie zu benutzen.«
»Keine Waffe! Und jetzt geh schon. Ich habe keine Lust hier draußen im Freien rumzustehen, wo uns die Hunde aufspüren könnten.«
»Ich glaube, dass sie mich beleidigt hat«, sagte Lula. »Ich schäme mich nicht für meine Vergangenheit. Ich war eine ziemlich gute Prostituierte. Aber ihr Ton eben, der hat mir nicht gefallen. Es klang beleidigend.«
»Das ist mir egal, wie sie geklungen hat. Jetzt beweg endlich deinen Hintern zum Auto, bevor uns die Hunde kriegen.«
»Was du bloß immer mit diesen Hunden hast? Man hat mich gerade beleidigt, und du hast nur diese Hunde im Kopf.«
»Willst du vielleicht hier auf dem Bürgersteig stehen, wenn die Hunde um die Ecke angerannt kommen?«
»Hm. Ich könnte mich wehren, wenn es darauf ankäme. Ich habe keine Angst vor diesen Hunden.«
»Ich aber. Also geh jetzt endlich.«
Im selben Moment hörten wir sie auch schon von weitem. Hechel, hechel, jaul, jaul. Und sie kamen näher. Noch außer Sicht, irgendwo hinterm Haus.
»Oh, Scheiße«, sagte Lula. Und dann lief sie los zum Auto, riss die Beine hoch, holte mit den Armen aus.
Ich war zwei Längen vor ihr, und ich lief um mein Leben. Schon hörte ich die Hunde um die Ecke jagen. Ich sah mich um, und da rasten sie mit weit aufgerissenen Augen, flatternden Ohren und heraushängender Zunge hinter uns her. Rasch holten sie auf, das größte Tier führte die Meute an.
»Gott, hilf mir!«, kreischte Lula.
Gott erhörte sie, denn an ihr liefen die Hunde vorbei und stießen stattdessen mich um. Der erste Hund sprang mir direkt in den Rücken, und ich ging in die Knie – keine gute Position, wenn man von einem Rudel läufiger Vierbeiner angegriffen wird. Ich versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, aber die Hunde waren auf mir drauf, und es gelang mir nicht, mich hochzustemmen. Sie besprangen meine beiden Beine, und eine Bulldogge, die aussah wie Winston Churchill, besprang meinen Kopf, und jeder besprang jeden.
»Lauf weg! Bring dich in Sicherheit!«, schrie ich Lula zu.
»Sag meiner Mutter, dass ich sie liebe.«
»Steh auf!«, schrie
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