Kusswechsel
Schwierigkeiten, die Sozialsiedlung freundlicher zu gestalten. Der Boden war so hart und ausgedörrt wie das Leben der Menschen, die hier wohnten.
Lula bog in die Kendall Street und hielt zwei Häuser vor Lowandas Gartenapartment an. Der Begriff Garten ist hier sehr weit gefasst. Wir waren vorher schon mal hier gewesen, daher kannten wir die Anlage. Bei der Wohneinheit handelte es sich um ein Einzimmerapartment mit Schlafnische und sieben Hunden. Die Hunde waren von unterschiedlicher Größe und unterschiedlichem Alter, alle von unbestimmter Rasse, allesamt geile Tiere, die alles besprangen, was sich bewegte.
Vorsichtig stiegen wir aus, auf der Hut vor der Hundemeute.
»Ich kann keinen von Lowandas Hunden sehen«, sagte Lula.
»Vielleicht sind sie eingesperrt.«
»Wenn sie im Haus eingesperrt sind, betrete ich es auf keinen Fall. Ich hasse die Köter. Diese hässlichen Arschficker. Was denkt die sich eigentlich dabei, in so einer kleinen Wohnung ein ganzes Rudel perverser Hunde zu halten?«
Wir klopften einmal an die Tür. Keine Reaktion.
»Ich weiß genau, dass sie zu Hause ist«, sagte Lula. »Ich kann ihre Stimme hören, ein berufliches Gespräch, tippe ich mal.«
Lowanda machte in Telefonsex. Sie schwamm nicht gerade in Geld, daher nahm ich an, dass sie nicht die Allerbeste war in ihrem Beruf. Vielleicht gab sie ihr Geld auch nur für Bier, Zigaretten und Chicken Nuggets aus. Und Lowanda aß viele Chicken Nuggets. Lowanda aß Chicken Nuggets so wie andere Cheez Doodles aßen, Carol Cantell zum Beispiel.
Ich klopfte noch mal an die Tür und probierte, den Knauf herumzudrehen. Die Tür war nicht abgeschlossen. Ich öffnete sie einen Spaltbreit, und Lula und ich spähten hindurch. Keine Hunde in Sicht.
»Höchst unwahrscheinlich, dass Banker hier ist«, sagte Lula und kam hinter mir her. »Die Tür wäre sonst abgeschlossen. Überhaupt, selbst im Gefängnis ist es sauberer als in diesem Schweinestall.«
Wir stiegen über einen verdächtigen Fleck auf dem Teppich und blickten auf ein chaotisches Durcheinander, das Lowandas Zuhause darstellen sollte. Am anderen Ende des Wohnzimmers lag auf dem Boden eine Matratze, darüber war eine zerlumpte gelbe Chenille-Tagesdecke gebreitet, neben der Matratze ein leerer, offener Pizzakarton und überall verstreut Kleider und Schuhe. Ein paar wacklige Klappstühle waren aufgestellt, auf deren Rückenlehne »Beerdigungsinstitut Morten« stand. Vor den Fernseher war ein fetter Liegesitz aus braunem Leder platziert. In einer Lehne war ein Riss und die Füllung quoll hervor.
Lowanda thronte mit dem Rücken zu uns auf dem Liegesitz, den Telefonhörer am Ohr. Auf dem Speckröllchen, das ihre Taille umgab, hatte sie einen Eimer Chicken Nuggets abgestellt. Sie trug einen grauen Jogginganzug, der mit Ketchupflecken verziert war.
»Ja, Schatzi«, flötete sie in den Hörer. »Du machst das gut. Oh, Mann, ja. Oh, oh, ja. Ich habe mich jetzt ganz nackt ausgezogen für dich, und ich habe mich mit Liebesöl eingeschmiert. Ich bin schon ganz heiß.«
»He, Lowanda!«, sagte Lula. »Können Sie mal zuhören?«
Lowanda zuckte zusammen und drehte sich blitzschnell um. »Was soll das?«, herrschte sie uns an. »Müssen Sie mich so erschrecken? Ich versuche, auf ehrliche Weise mein Brot zu verdienen.« Sie widmete sich wieder dem Kunden am Telefon. »Entschuldige, mein Süßer. Lowanda hat gerade ein kleines Problem. Kannst du dich so lange allein beschäftigen? Ich bin gleich wieder da.« Sie deckte den Hörer mit der Hand zu und stand auf, wobei etwas Schaumstoff von der Polsterung an ihrem Breitarsch kleben blieb. »Was ist?«
»Wir suchen Roger Banker«, sagte Lula.
»Hier ist er jedenfalls nicht. Sieht es vielleicht so aus, als wäre er hier?«
»Vielleicht versteckt er sich in dem anderen Zimmer«, sagte Lula.
»Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«
»Wir brauchen keinen Durchsuchungsbefehl«, sagte Lula.
»Wir sind Kopfgeldjäger.«
»Egal«, sagte Lowanda. »Suchen Sie, wenn Sie wollen, und dann verschwinden Sie. Ich muss zurück ans Telefon zu meinem Anrufer. Sobald man aufhört, mit Mister Dauerständer zu reden, wird er zum Schlappschwanz. Und ich werde pro Anrufer bezahlt.«
Lula durchsuchte die Wohnung, während ich bei Lowanda blieb.
»Ich bin bereit, für Informationen zu bezahlen«, sagte ich zu Lowanda. »Wenn Sie welche haben.«
»Wie viel zahlen Sie denn?«
»Hängt von der Information ab«, sagte ich.
»Ich habe eine Adresse. Ich weiß, wo er ist –
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