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Kusswechsel

Kusswechsel

Titel: Kusswechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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dran.«
    »Gut. Dann geh. Ich führe den Hund aus.«
    Morelli machte die Tür auf und stutzte. »Scheiße!«
    »Was ist?«
    »Wir hatten gestern Nacht Besuch.«

5
    Ich schlang den Morgenmantel enger um mich und spähte an Morelli vorbei. Der Bürgersteig war voller Graffiti und der Buick auch. Wir traten nach draußen auf die kleine Veranda, und da sahen wir es, selbst die Haustür war mit Graffiti besprüht.
    »Was bedeuten diese Zeichen?«, fragte ich. »Sie sehen aus wie Katzenpfötchen.«
    »Das sind Bandensymbole. Die Comstock Street Slayers haben sich den Crud and Guts angeschlossen. Die Crud and Guts laufen manchmal auch unter dem Namen Cat Guts. Daher die Buchstaben CSS und das Katzenpfötchen.« Morelli zeigte beim Reden mit dem Finger darauf.
    »Und die Buchstaben GKC auf der Tür stehen für Gangsta Killer Cruds.«
    Ich trat von der Veranda hinunter und ging zu meinem Buick. Jeder Quadratzentimeter der Karosserie war besprüht. »Slay the bitch« und »Crud Money«. Ich sollte aufgeschlitzt werden, und ganz offensichtlich brachte man mich auch mit dreckigem Geld in Verbindung. Morellis Geländewagen hatten sie verschont.
    »Soll wohl eine Botschaft sein«, sagte ich zu Morelli. Eigentlich mochte ich den Buick sowieso nicht besonders, aber es tat mir weh, ihn so verunstaltet zu sehen. Nicht selten hatte er mir aus der Klemme geholfen. Und es ist vielleicht etwas abwegig, aber manchmal hatte ich das Gefühl, dass dieser Schlitten mehr war als nur ein fahrbarer Untersatz. Abgesehen davon richteten sich die Sprüche direkt an mich. Und als Liebesbeweise waren sie sicher nicht gerade gedacht.
    »›Slay the bitch‹ erklärt sich ja wohl von selbst«, meinte Morelli. Lediglich die angespannten Lippen verrieten eine Regung in seiner sonst ausdruckslosen Polizistenmiene. Er machte keinen zufriedenen Eindruck. »Crud Money bedeutet, dass sich der Gangster seinen Lebensstil durch Erpressung und Drogenverkauf finanziert. In diesem Fall will man dir nur Mitteilung machen, dass du für eine Vergeltung vorgesehen bist.«
    »Was soll denn das heißen? Vergeltung.«
    Morelli wandte sich mir zu. »Das könnte alles Mögliche bedeuten«, sagte er. »Auch Vergeltung durch Tod.«
    Eine schleimige Welle undefinierbarer Gefühle schwappte durch meinen Körper, Angst war dabei bestimmt stark vertreten. Ich wusste nicht viel über Gangs, aber ich lernte schnell dazu. Vor drei Tagen fühlte ich mich durch die Bandenkriminalität noch nicht bedroht. Jetzt stand ich auf der Straße vor meinem Haus und hatte ein mulmiges Gefühl.
    »Du übertreibst, oder?«, fragte ich.
    »Exekutionen gehören zur Kultur der großen Gangs. Diese Gangs sind in Trenton auf dem Vormarsch, und die Zahl der Morde ist mit ihrem Aufkommen gestiegen. Früher waren die Gangs klein und setzten sich aus Jugendlichen vor Ort zusammen, die eine Art gemeinsame Identität aufbauen wollten. Heute haben die Gangs ihre Wurzeln in unseren Gefängnissen und operieren landesweit. Sie kontrollieren den Drogenverkauf und ganze Viertel. Sie sind gewalttätig, sie agieren unberechenbar, und sie sind gefürchtet.«
    »Ich wusste, dass es Probleme mit Gangs gibt. Dass sie so schlimm sind, wusste ich nicht.«
    »Wir tragen es nicht gerne in die Öffentlichkeit, weil wir ratlos sind, wie wir damit fertig werden sollen.« Morelli schob mich zurück ins Haus und schloss die Tür. »Du bleibst heute hier, bis ich Polizeiinformationen in dieser Sache eingeholt habe. Den Buick lasse ich beschlagnahmen und in die Werkstatt der Polizei bringen, damit ihn sich mal jemand von der Sonderkommission für Jugendbanden ansieht.«
    »Du kannst mir den Buick nicht wegnehmen. Womit soll ich sonst zur Arbeit fahren?«
    Morelli klopfte sanft mit dem Zeigefinger an meine Stirn.
    »Aufwachen, Mädchen. Guck dir doch das Auto an. Willst du mit so einer Karre fahren?«
    »Ich bin schon mit schlimmeren Wracks unterwegs gewesen.« Das war die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit, ich schwöre es. Ist das nicht erbärmlich?
    »Sei brav. Bleib zu Hause. Hier bist du sicher. Ein Haus haben die Slayers meines Wissens bis jetzt noch nicht niedergebrannt.«
    »Nur ein Lebensmittelgeschäft«, sagte ich.
    »Ja, ein Lebensmittelgeschäft.«
    Für einen Moment hingen wir unseren Gedanken nach.
    Morelli nahm meinen Autoschlüssel aus meiner Tasche und ging. Ich verschloss die Haustür, trat vor das große Wohnzimmerfenster und sah zu, wie Morelli in seinem Geländewagen davonfuhr.
    »Wie sollen wir jetzt

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