Kusswechsel
gegeben? Vielleicht sogar etwas über Junkman.«
»Er redet nicht«, sagte Morelli.
»Kannst du ihn nicht dazu bringen?«
»Das könnte ich, aber ich habe meinen Gummischlauch verlegt.«
»Du hast doch gesagt, Junkman wäre ein Auftragskiller, stimmt’s? Dass er aus Los Angeles stammt.«
»Wir können nicht mehr mit Sicherheit sagen, ob diese Information zutrifft oder nicht. Unsere Quelle hat sich als nicht so zuverlässig erwiesen, wie wir gehofft hatten. Wir wissen nur, dass da draußen jemand herumläuft, der sich den Namen Junkman gegeben hat. Und wir wissen ferner, dass er eine Liste abarbeitet. Das ist im Grunde alles.«
»Und ich stehe auf dieser Liste.«
»Das hat man uns mitgeteilt, ja.«
Anton hatte es bestätigt. »Es würde mir weiterhelfen, wenn ich wüsste, warum ich auf der Liste stehe.«
»Warum auch immer – am besten wäre es, wenn du deinen Job schmeißen und dich wie eine harmlose Hausfrau verhalten würdest. Oder wenigstens für einige Monate untertauchen. Diese Typen haben nur einen sehr kleinen Aufmerksamkeitsradius.«
»Würde ich dir fehlen, wenn ich wegginge?«
Langes Schweigen.
»Und?«, fragte ich.
»Ich überlege.«
Als Nächste rief ich Lula an.
»Carol ist in zehn Minuten dran«, sagte Lula. »Wie sollen wir nach Hause kommen?«
»Ich bin schon unterwegs. Parken ist der reine Horror. Ruf mich an, wenn du vor dem Gericht auf dem Bürgersteig stehst. Ich fahre ran und hole euch ab.«
Ich erreichte das Gericht und umrundete einmal den Block. Während der zweiten Runde klingelte mein Telefon.
»Wir stehen draußen«, brüllte Lula. »Und Carol haben wir auch bei uns. Wir könnten alle was zu trinken vertragen!«
»Hat sie sich tapfer geschlagen?«
»Die hat Bewährung gekriegt und die Auflage, zu einer Beratungsstelle zu gehen. Es war ihr erstes Vergehen, und sie hatte bereits für alle Fritos bezahlt, die sie gegessen hat. Wir hatten eine Richterin, die an die hundert Kilo wog und sehr verständnisvoll war.«
Ich bog um die Ecke und sah sie bereits am Straßenrand stehen. Cindy lachte. Carol sah völlig konfus aus. Sie war kreidebleich, presste ihre Tüte Cheez Doodles an die Brust, und sie zitterte am ganzen Körper.
Sie drängten sich alle auf den Rücksitz, Carol in die Mitte, zwischen Cindy und Lula.
»Carol hat noch nicht richtig geschnallt, dass die Sitzung des Gerichts vorbei ist«, sagte Lula und grinste. »Die steht noch völlig neben sich. Wir müssen ihr eine Riesenmargarita einflößen.«
Wir fuhren nach Burg, und ich hielt vor Marsillio’s. Marsillio’s ist ein netter Ort, wo man sich in aller Ruhe betrinken kann. Wenn dich jemand bei Marsillio’s belästigt, bekommt er von Bobby V. höchstpersönlich einen Tritt in den Arsch verpasst. Oder schlimmer noch, er würde dafür sorgen, dass derjenige keinen Tisch mehr bekam.
Wir brachten Carol ins Marsillio’s, setzten sie an einen Tisch und wischten ihr mit einer Serviette die Doodleskrümel ab.
»Muss ich jetzt ins Gefängnis?«, fragte Carol.
»Nein«, sagte Cindy, »du musst nicht ins Gefängnis.«
»Ich hatte schon befürchtet, ich müsste ins Gefängnis. Wer würde sich dann um meine Kinder kümmern?«
»Ich würde mich um deine Kinder kümmern«, sagte Cindy. »Aber du brauchst keine Angst zu haben, weil du ja nicht ins Gefängnis musst.«
Alan, der Besitzer, eilte mit einer Margarita für Carol herbei.
»Muss ich jetzt ins Gefängnis?«, fragte sie.
Drei Margaritas später verfrachteten wir Carol in den Lincoln, und ich lud die beiden vor Cindys Haus ab.
»Mann, oh Mann«, sagte Lula, »die ist ja ganz schön beschippert.«
Wenn sie Glück hatte, würden ihr ein bis zwei Tüten Doodles wieder hochkommen. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich liebe Doodles heiß und innig, aber lastwagenweise sind sie nicht gerade die beste Biokost.
Es war später Nachmittag, deswegen fuhr ich mit Lula weiter zum Büro. Connie war ziemlich beschäftigt, als wir eintrafen. »Ich habe hier einen Stapel Akten«, sagte sie. »Jeder nimmt sich ein paar und räumt sie ein. Ich will nicht noch mal so ein Aktenchaos wie neulich erleben.«
Ich nahm mir meinen Haufen Akten und ordnete sie alphabetisch ein. »Joe hat mir gesagt, dass diesmal keiner bereit ist, eine Kaution für Anton Ward zu bezahlen.«
»Er würde nur gegen eine sehr hohe Summe auf freien Fuß gesetzt werden. Sein Bruder hat angerufen, aber Vinnie will die Kaution nicht übernehmen. Die einzige Möglichkeit, Ward wieder freizubekommen, wäre
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