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Kusswechsel

Kusswechsel

Titel: Kusswechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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eine Zeichnungskaution mit Blankounterschrift. Und wer will sich schon mit seiner Unterschrift für Ward verbürgen?«
    »Wie lautet der Vorwurf?«
    »Bewaffneter Raubüberfall und Beihilfe zum Mord.«
    »Ich habe ja schon immer gesagt: Es gibt keine Gerechtigkeit auf dieser Welt«, stellte Lula fest. »Dieses schmuddelige Drecksstück wird sich durch ein Geständnis eine milde Strafe einhandeln und nach ein paar Jahren wieder auf freien Fuß kommen.«
    Connie ordnete die letzte Akte ein. »Ich glaube nicht, dass er seine Schuld eingesteht. Ich glaube, der wird überhaupt nicht das Maul aufmachen. Wenn der auch nur einen Slayer verrät, ist er so gut wie tot.«
    Von der Rückseite des Hauses waren sehr schnell abgefeuerte Pistolenschüsse zu hören, und instinktiv warfen wir uns auf den Boden. Wenig später hörten die Schüsse auf, aber wir blieben auf dem Boden liegen.
    »Bitte lasst mich das nur geträumt haben!«, sagte Lula.
    Nach einigen Minuten standen wir wieder auf und gingen auf Zehenspitzen zum Hintereingang. Wir legten die Ohren an die Tür und lauschten.
    Absolute Stille.
    Connie zog vorsichtig die Tür auf und spähte durch den Spalt. »Ah, ja«, sagte sie. »Jetzt verstehe ich.«
    Lula und ich sahen ebenfalls hinaus.
    Der Lincoln war mit Ganggraffiti vollkommen zugesprüht und von Kugeln durchsiebt. Die Reifen waren platt geschossen, die Fensterscheiben zersplittert.
    »Hm«, schnaubte Lula. »Jetzt brauchst du wohl wieder ein neues Gefährt.«
    Ich brauchte vor allem ein neues Leben. Ich merkte, wie ich anfing, auf der Lippe zu kauen, und zwang mich sofort, damit aufzuhören.
    »Du bist irgendwie ziemlich blass im Gesicht«, sagte Connie zu mir. »Hast du irgendwas?«
    »Die Slayers haben mich gefunden. Ich habe ein neues Auto gefahren, und ich habe auf der Rückseite vom Büro geparkt, und trotzdem haben sie mich gefunden.«
    »Wahrscheinlich haben sie das Büro beobachtet«, sagte Lula.
    »Ich gebe mir gerade allergrößte Mühe nicht auszuflippen«, sagte ich.
    »Eine Rolle spielen«, sagte Lula. »Das tun wir alle. Wir suchen uns eine Rolle aus und spielen sie. Wie willst du sein?«
    »Ich will klug sein. Und ich will tapfer sein.«
    »Na dann, mach los«, sagte Lula.
    Connie machte die Tür zu und schloss ab. Sie ging zu unserer Waffenkammer, kramte in einigen Kartons und kam mit einer Kevlar-Weste wieder hervor.
    »Probier mal, ob die passt«, sagte sie zu mir.
    Ich schlüpfte in die Weste, drückte die Klettverschlüsse platt und zog darüber das Kapuzenshirt.
    Lula und Connie traten zurück und begutachteten mich. Ich trug Rangers schwarze Mütze, sein schwarzes T-Shirt und sein schwarzes Kapuzenshirt.
    »Verfluchte Hacke«, sagte Lula. »Jetzt riechst du nicht nur so wie Ranger, jetzt fängst du auch schon an, wie Ranger auszusehen.«
    »Ja«, sagte Connie. »Wie kommt es eigentlich, dass du immer noch so nach Ranger riechst?«
    »Das ist das neue Duschgel, das ich gekauft habe. Es riecht wie Ranger.« Bin ich nicht eine ausgezeichnete Schwindlerin?
    »Das will ich auch haben. Am besten kaufe ich gleich einen ganzen Eimer«, sagte Lula. »Wie heißt das Zeug?«
    »Bulgari.«
    Ich war wieder auf Rangers Truck umgestiegen. Ich parkte zwei Häuserblocks vor Rangers Wohn- und Geschäftshaus und wartete darauf, dass die Sonne unterging und das Gebäude sich leerte. Noch einige wenige Minuten, und die Lage wäre sicher und entspannt, so dass ich mich vorwagen könnte. Ich wartete schon über zwei Stunden, aber das war in Ordnung, so hatte ich Zeit zum Nachdenken gehabt.
    Connie hatte Recht. Ich musste herausfinden, warum ich auf der Liste stand. Die Abteilungen Straßenkriminalität und Verdeckte Ermittlung würden die nötigen Informationen irgendwann bekommen, aber mir würde die Geduld fehlen, bis es »irgendwann« so weit war.
    Im Kautionsbüro war mir eine dumme, verrückte Idee gekommen. Sie war so blöd und so verrückt, dass ich mich nicht traute, sie auszusprechen. Allerdings hatte sie sich beharrlich in meinem Kopf eingenistet. Und allmählich kam mir der Gedanke, dass sie vielleicht doch nicht so blöd und verrückt war.
    Ich brauchte einen Informanten. Ich brauchte einen aus der Reihe der Slayers, den man mit einem kleinen Anreiz zum Reden bringen konnte. Ich besaß nicht viel Geld, als Anreiz hätte es nicht gereicht, deswegen müsste ich wohl doch auf Gewalt zurückgreifen, überlegte ich. Zudem musste ich den Informanten außerhalb von Slayerland suchen. Auf keinen Fall wollte ich

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