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Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter.

Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter.

Titel: Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem , Daniel E. Mroz
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Persönlichkeit in die Tiefe der anderen, und durch das andere die fremde in die eigene. Es erfolgte also die vollständige Entladung des einen Gedächtnisses, gleichzeitig wurde das so entstandene Vakuum mit dem Gedächtnis der anderen Person aufgeladen. Trurl setzte sich den Apparat auf den Kopf und war gerade dabei, dem König das ganze Verfahren zu erklären, wobei er das Haupt Seiner Majestät in die Nähe der Hörner dirigierte, als der übereifrige Monarch diese versehentlich so heftig mit der Stirn berührte, daß der Mechanismus ausgelöst wurde und auf der Stelle einen Persönlichkeitstransfer herbeiführte. All das geschah so rasch und unverhofft, daß Trurl, der den Apparat noch niemals experimentell an sich selbst getestet hatte, nicht einmal bemerkte, was eigentlich passiert war. Auch Klapauzius war nichts aufgefallen, er war nur sehr verwundert, als Trurl plötzlich seinen Vortrag unterbrach, Balerion aber genau an der Stelle fortsetzte, wo Trurl aufgehört hatte, und dabei Formulierungen verwendete wie »die Potentiale des nichtlinearen, submnemotechnischen Transgressionsstadiums« und »der Persönlichkeitstransit im adiabatischen Feedback-Kanal«. Der König fuhr fort und sprach mit knarrender Stimme noch einige Sätze, ehe Klapauzius merkte, daß etwas schiefgelaufen war. Balerion, der sich nun in Trurls Organismus befand, dachte nicht daran, dem gelehrten Vortrag zuzuhören, sondern bewegte vorsichtig seine Arme und Beine, so als wolle er es sich in dem ungewohnten Körper, den er mit größter Neugier betrachtete, erst einmal bequem machen. Währenddessen erklärte Trurl, angetan mit der Purpurrobe des Monarchen, mit weitausladenden Handbewegungen die kritischen Phasen der Antropie mutuell transponierter Systeme, bis er bemerkte, daß ihm etwas dabei im Wege war; er schaute an seinem Arm hinunter und war verblüfft über das Zepter in seiner Hand. Er wollte etwas sagen, doch da lachte der König freudig auf, nahm die Beine in die Hand und rannte aus dem Thronsaal. Trurl wollte ihm nach, trat dabei jedoch auf den Saum seiner Purpurrobe und schlug der Länge nach hin. Der Lärm rief die Leibwache des Königs auf den Plan, die sich unverzüglich auf Klapauzius stürzte, weil sie annahm, er habe die Person des Monarchen angegriffen. Bis sich der gekrönte Trurl vom Boden erhoben und erklärt hatte, daß seiner königlichen Person keinerlei Gefahr drohe, gab es von Balerion, der irgendwo in Trurls Körper herumtobte, keine Spur mehr. Vergeblich versuchte Trurl in seiner Purpurrobe, ihm nachzujagen, die Höflinge ließen dies nicht zu, und als er protestierte und schrie, er sei überhaupt nicht der König, vielmehr habe ein Persönlichkeitstransfer stattgefunden, schlossen sie daraus, das exzessive Kreuzworträtsellösen habe die Nerven Seiner Majestät endgültig zerrüttet. Folglich geleiteten sie ihn unter höflichen, jedoch bestimmten Worten ins königliche Schlafgemach, verriegelten die Tür hinter ihm und sandten nach den Hofmedizi, obwohl Seine Majestät aus Leibeskräften brüllte und mit beiden Fäusten gegen die Tür trommelte. Klapauzius war inzwischen von zwei kräftigen Wachen in hohem Bogen auf die Straße befördert worden. Er kehrte zur Herberge zurück und dachte dabei voller Unruhe an die Komplikationen, die aus dem, was soeben geschehen war, erwachsen konnten. »Eins ist sicher«, dachte er, »wäre ich an Trurls Stelle gewesen, so hätte die mir eigene Geistesgegenwart die Situation gerettet. Statt eine Szene zu machen und von Persönlichkeitstransfers zu faseln, was ja gewisse Zweifel an einem gesunden Roboterverstand hervorrufen mußte, hätte ich unter geschickter Ausnutzung meines neuen königlichen Körpers sogleich befohlen, diesen Pseudo-Trurl alias Balerion festzunehmen – während der jetzt irgendwo in der Stadt frei herumläuft –, und außerdem hätte ich dafür gesorgt, daß der zweite Konstrukteur als Geheimer Rat an meiner königlichen Seite bliebe. Aber dieser totale Trottel« – damit war Trurl gemeint – »hat völlig die Nerven verloren, so daß ich jetzt leider gezwungen bin, all meine strategischen Talente ins Spiel zu bringen, sonst könnte die Sache am Ende böse ausgehen …«
    Sodann rief er sich alles ins Gedächtnis zurück, was er über den Persönlichkeitstransformator wußte, und das war nicht wenig. Am schlimmsten und bedrohlichsten erschien ihm eine Gefahr, von der der leichtsinnige Balerion, der irgendwo in Trurls Körper herumlief, keine Ahnung

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