Kyria & Reb - Die Rückkehr
Maske gelebt«, sagte Cam plötzlich leise.
»Sie war dir wichtig.«
»Ja. Von Kindheit an. Ich habe mich immer versteckt. Ich habe immer den Blöden gespielt. Und dann bekam ich die Chance, meine Fähigkeiten einzusetzen. Hinter der Maske. Scheiße, Reb, ich kann nicht wieder nur den Blöden geben. Ich brauche die Herausforderung.«
»Red mit meinem Vater darüber, Cam. Er ist ziemlich klug.«
Endlich drehte Cam sich um und sah ihn an. »Du hältst viel von ihm, oder?«
»Verdammt viel. Er ist ein harter Knochen, aber er hat erreicht, was er wollte. Trotz aller Rückschläge. Er hat, genau wie du, einmal alles aufgegeben. Inzwischen ist er Präfekt eines Reservats.«
Cam seufzte. »Die Leute, die mit uns zusammengearbeitet haben, sie stehen jetzt alle allein da.«
»Und alle sind gute, intelligente Typen, die schon damit fertig werden.«
»Werden sie wohl. Aber ich fühle mich verantwortlich. Scheiße, Mann, warum hab ich nicht gemerkt, dass diese Spinner mich hintergangen haben?«
»Weil du, großmächtiger Cam, auch nur ein Mensch bist, nehme ich an.«
»Ich hasse es, Fehler zu machen.«
»Tja, ich auch.«
Und der Schmerz in Rebs Herzen flammte auf. Unwillkürlich griff er nach seinem Amulett.
Kyria würde auch ohne ihn klarkommen. Und er auch ohne sie.
Es war so schön, neben ihr zu schlafen. Bei ihr hatte er nie Albträume gehabt. Und sie war so mutig. Kein Willnich und Kannich mehr. Mit welcher Kraft sie sich aufrecht gehalten hatte, als sie nach La Dama Isha gesucht hatten.
Scheiße, er vermisste jetzt schon ihre Nähe.
Er schloss die Augen und versuchte in einen leichten Dämmerschlaf zu sinken.
Das Holpern auf der Landebahn weckte ihn aus einem abgrundtiefen Schlaf, und als das Flugzeug endlich stand, erhoben sie sich, um auf das windige Flugfeld zu treten.
Alvar kam ihnen entgegen. »Nun, Sohn, diesmal in VIP -Manier unterwegs?«
Sein Vater schlug ihm leicht auf die Brust und nahm mit einem schiefen Lächeln Cams respektvollen Gruß entgegen. Dann legte er ihm kameradschaftlich den Arm um die Schultern.
»Ich habe eine kurze Meldung von Elard bekommen, mein Junge. Du musst ziemlich erschüttert sein.«
»Ja, Honor.«
»Lass den Quatsch. Ich heiße Alvar. Und jetzt sehen wir erst mal, was Nora uns zu essen gemacht hat. Dann trinken wir einen anständigen Roten, und ihr erzählt mir, was für einen Blödsinn ihr angestellt habt.«
Die vertraute Umgebung, die ruhige, gelassene Art seines Vaters, die präzisen Fragen und – na ja – auch der Rotwein führten dazu, dass Reb sich allmählich besser fühlte. Auch Cam schien die dunkelste Phase überwunden zu haben.
Irgendwann um Mitternacht schickte Alvar die beiden zu Bett, nicht ohne ihnen ein hartes, Morgentraining angedroht zu haben.
Die kalte, salzige Luft, der harte, glatte Strand, die frischen, energiegeladenen Pferde pusteten ihnen bis zur Mittagszeit allerlei trübe Gedanken aus dem Kopf. Cam lebte sichtlich auf, und er lieferte sich mit Reb und Alvar einige anstrengende Rennen. Einmal gelang es ihm sogar, Alvar in letzter Sekunde zu überholen. Nass und sandig brachten sie die Pferde zurück, kümmerten sich um deren Wohlergehen und verschlangen dann die riesigen Portionen, die die Haushälterin aufgetischt hatte.
»Und jetzt widmen wir uns der Vergangenheit«, sagte Alvar und lehnte sich in einem der voluminösen Ledersessel zurück. »Ihr habt einen Verdacht?«
Reb und Cam sahen sich an.
»Du zuerst, Reb!«
»Okay. Diese Mumpsepidemie, von der dein Freund Demir erfahren hat, ist von einer Laienpriesterin ausgelöst worden. Cam hat gestern bei Senor Cassius eine alte Aufzeichnung aus einer Überwachungskamera gefunden, die zeigt, wie sie an einem Stand, der Gemüseburger anbot, ein Fläschchen über die Salatblätter leerte.«
»Gute Arbeit. So weit sind wir damals nicht gekommen. Allerdings haben wir ein paar andere Schmutzecken gefunden, die auch in dieses Umfeld passen. Es gab weitere Datenmanipulationen, um Männer in Quarantäne zu schicken. Bei den Gesundheitschecks wurden sie als seuchengefährdet gekennzeichnet. Die meisten von ihnen sympathisierten mit den NuMen oder waren durch Forderungen nach mehr Rechten zu laut geworden. Viele von ihnen kamen nie wieder aus den Quarantänestationen heraus, einige flüchteten und tauchten in der Subcultura unter. Ihr solltet La Dama Isha darauf aufmerksam machen, dass Männer willkürlich aus dem Verkehr gezogen wurden und sicher noch werden.«
»Ja, das ist vermutlich so.
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