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Kyria & Reb - Die Rückkehr

Kyria & Reb - Die Rückkehr

Titel: Kyria & Reb - Die Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Schacht
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die wintergrünen Gewächse bildeten noch immer eine zauberhafte Kulisse vor dem grauen Stein. Wir wurden eingelassen, und eine Novizin führte uns auf leisen Sohlen zu einem hellen, warmen Raum, in dem am Fenster in einem sachte knarrenden Schaukelstuhl eine weißhaarige Dame saß. Die Schäferhündin spitzte die Ohren, als wie zu ihr traten, und die dünnen Finger von Donna Helika kraulten sie am Hals.
    »Carita, man hat mir deinen Besuch angekündigt.«
    Ihre Stimme klang ein wenig heiser, doch klar verständlich, und ihre blassen Augen sahen ungefähr in unsere Richtung.
    »Ich habe Ihnen sogar noch mehr Besuch mitgebracht, Honora. Sie erinnern sich doch sicher an Isha La Jonquilla?«
    »Oh, sicher, ich höre jeden Tag die Nachrichten über sie. Isha, meine Liebe, ich heiße … «
    »Nein, Honora, Isha ist derzeit ein wenig unpässlich. Es ist ihre Tochter Kyria, die Sie kennenlernen möchte.«
    Ich kniete mich neben die Hündin, die mich vornehm beschnüffelte, und legte meine Hand auf die der alten Priesterin.
    »Honora, ich grüße Sie mit Achtung und Respekt.«
    Helika kicherte.
    Ich verschluckte mich.
    »Mach es nicht so förmlich. Ich freue mich, dass du hergekommen bist.«
    »Und ich freue mich, Sie kennenzulernen. Meine Mutter denkt oft an Sie.«
    »Ich hab ihr Manieren beigebracht. Scheint, dass sie etwas davon behalten und weitergegeben hat.«
    »Kann es sein, das Ma Dama Isha dazu eine Lehrerin brauchte?«
    »Sie war ein ziemlich ungebärdiges Mädchen. Aber sie hat sich gebessert. Wer ist die andere Frau, die bei euch ist?«
    Maie kniete ebenfalls vor dem Schaukelstuhl nieder und berührte Donna Helikas Hand.
    »Maie, ich bin verantwortlich für die Amazonen der Capitale.«
    »So, so. Dann wollt ihr also, dass ich wegen Isha irgendetwas aus meinem Gedächtnis hervorkrame?«
    »Wir wären Ihnen sehr verbunden, Honora. Wir sind auf der Suche nach Informationen über meinen Vater. Demir muss in den letzten Tagen seines Lebens bei Ihnen gewesen sein.«
    »Ah, Umwege liebst du nicht, Kyria La Jonquilla.«
    »Ich würde höflicher fragen, Honora, wenn es nicht so wichtig wäre. Aber man trachtet meiner Mutter und mir nach dem Leben wegen etwas, das damals vorgefallen ist. Mein Vater wurde umgebracht.«
    Die Fröhlichkeit wich aus den heiteren Zügen der alten Dame, und ein grimmiger Zug erschien um ihren Mund. »Erzähle.«
    Ich wiederholte, was wir zusammengetragen hatten, und mir schien, dass die Priesterin, genau wie Carla, höchst aufmerksam die Ohren spitzte.
    »Vergiftet mit radioaktivem Polonium«, sagte sie schließlich. »Mein Gefühl war also nicht ganz falsch. Hört zu. Es war ein kalter Frühlingstag, Nieselregen, Graupelschauer, düstere Wolken. Demir kam in den Abendstunden, er wollte an einer Zeremonie im Tempel teilnehmen. Er wirkte nervös und beunruhigt. Ich hatte Dienst als Kerzenträgerin, Saphrina durfte inzwischen ihre ersten Kulthandlungen unter meiner Aufsicht vollziehen. Er kam als Gefährte der Göttin dazu, und nach dem offiziellen Teil nahm Saphrina ihn mit in ihre Räume. Er blieb bis Mitternacht, dann wollte er den Tempel verlassen, aber ich hielt Nachtwache im Tempel, und so redeten wir noch eine Weile miteinander. Er war erbost und zutiefst verstört. Er hatte herausgefunden, dass jemand ganz bewusst eine Mumpsepidemie bei den NuMen ausgelöst hatte, hatte sich bei seiner Vorgesetzten im Gesundheitsministerium darüber beschwert und war abgewiesen worden. Ich glaube, wenn er nicht so aufgewühlt gewesen wäre, hätte er nicht mit mir darüber gesprochen.«
    »Sie haben nichts weiter unternommen, Honora?«
    »Vertrauliche Gespräche, Kyria, darf ich nicht weitergeben. Außerdem dachte ich damals, dass er womöglich etwas übertrieben reagiert hatte. Er war ein Mensch mit großer Empathie. Zudem – Kyria – er hatte sich Saphrina ebenfalls anvertraut, und sie hatte schon damals weit mehr Einfluss als ich.«
    »Man hat ihn nirgendwo ernst genommen, Honora. Man hat sofort versucht, ihn zu versetzen und von meiner Mutter zu trennen. So reagierten seine Vorgesetzten. Ich glaube aber nicht, dass sie es waren, die ihn vergiftet haben.«
    »Nein, das hat Saphrina getan.«
    Stille lag über dem Raum.
    Atemlose Stille.
    Carla leckte meine Hand.
    Maie atmete heftig aus.
    »Honora, haben Sie Beweise?«
    »Nur einen Verdacht. Saphrina kam oft zu mir, wenn ich Nachtwache hielt. So auch in jener Nacht. Sie brachte mir ein Glas warmer Milch und plauderte Belangloses über die Zeremonie,

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