Kyria & Reb - Die Rückkehr
sich ganz offen auf das verbotene Buch der verbotenen Männerreligion und donnerte seine Phrasen von Rache und Vergeltung, Sünde und Gottlosigkeit in die Welt. Immer wenn man versuchte, ihn zu stellen, war er mitsamt seinem immer größer werdenden Tross verschwunden.
»Er hat Helfer, die ihm die Flucht ermöglichen«, sagte Cam. »Leute, die wir ausgebildet haben, vermute ich.«
Cam hatte seine Bitterkeit einigermaßen überwunden. Ich nahm an, dass Alvar ihm geholfen hatte, mit seinem Verlust fertig zu werden. Er hörte auch aufmerksam zu, als ich ihm von unserem Besuch bei Donna Helika berichtete.
»Sie ist vorgestern gestorben, Cam, und es tut mir so leid. Die Hochmutter war bei ihr, und ihr hat sie in den letzten Tagen ununterbrochen diktiert. Wenn wir diese Aufzeichnungen ausgewertet haben, werden wir eine Anklage erheben können, die einige Leute zu Fall bringen wird.«
»Ja, die Schlinge zieht sich zusammen. Und der richtige Zeitpunkt wird der Festakt nach dem Rennen nächste Woche sein. Alf van Leue und deine Mutter haben wirklich all ihre Beziehungen spielen lassen. Alles, was Rang und Namen hat, wird bei der Pokalverleihung dabei sein.«
»Ja, Cam. Aber sie hat noch etwas anderes eingefädelt. Und es könnte sein, dass dir das nicht besonders gut gefällt.«
»Ich soll auf meine Teilnahme am Rennen verzichten, richtig?«
»Nein, wie kommst du darauf?«
»Electi-Jungs dürfen da nicht mitspielen, vermute ich.«
Das klang wieder so bitter.
Ich nahm das Ende seines Zopfes und zog daran. »Viel schlimmer, Cam. Ma Dama Isha wünscht, das wir beide als Paar auftreten.«
Er sah mich unergründlich an. Dann lächelte er plötzlich. »Und, würdest du das auch gerne, Kyria?«
Er war ein schöner Mann, und in seinen Augen flammte so etwas wie Hoffnung auf.
Reb hatte behauptet, er begehre mich.
Ich mochte ihn. Ich vertraute ihm auch. Ja, und ein leichtes Kribbeln verursachte er mir auch.
Die Liebe, die noch in meinem Herzen verborgen war, musste sterben.
»Ja, Cam.«
Und küssen konnte er auch ziemlich gut.
Doch, doch.
Xarina hatte sich erholt, die Wunde heilte schnell unter der sorgsamen Pflege der von Dr. Martinez abgestellten Sanitäterin. Die jedoch ein recht zwiespältiges Verhältnis zu Schnuppel hatte.
Schnuppel hatte gar kein Verhältnis zu ihr. Xari erzählte unter Grinsen, dass die Katze zwar ständig in ihrem Bett lag, aber wenn die dralle Frau in das Zimmer trat, verschwand sie wortlos hinter dem Vorhang.
»Sie wird sich an Carla gewöhnen müssen«, meinte sie und kraulte den Bauch der schnurrenden Schnuppel. »Die High-Mom hat die Schäferhündin zu sich genommen.«
»Donna Helikas Tod war hoffentlich Saphrinas letzte Schandtat«, sagte ich.
»Sie ist sanft eingeschlafen, sagt meine Mutter. Sie hat ihren Frieden mit ihrem Leben gemacht.«
»Donna Helika hat das dennoch nicht verdient. Xari, am Sonntag findet das Rennen statt. Und ich … ich weiß, dass ich dir … Du, das fällt mir so schwer.«
»Was denn?«
Ich holte tief Luft. »Du bist meine Freundin, Xari, und ich wünschte mir so sehr, dass du es bleiben würdest. Aber ich verstehe, wenn du nie wieder ein Wort mit mir reden willst.«
»Nun sag endlich!«
»Ich … ich werde mich mit Cam zusammentun. Wir werden vor Lady Umika unsere Verbindung bekannt geben.«
»Oh.« Xari zuckte zusammen.
Schnuppel sprang auf und fauchte mich an.
»Aber du weißt doch … Ich hatte gedacht, dass … Und Reb?«
»Dem bin ich mal wieder zu lästig.«
»Cam ist nur der Zweitbeste für dich«, sagte sie trocken. Und das traf mich ziemlich tief.
»Ja, vielleicht. Aber es hilft meiner Mutter.«
Xarina lehnte sich in ihre Kissen zurück. »Lass mich allein, Kyria. Ich muss darüber nachdenken.«
Ich wollte ihre Hand nehmen, aber sie steckte sie unter die Decke.
Ein Opfer mehr, das gebracht worden war.
EIN GUTER RAT
D ie Wagenlenker trafen im Laufe der Woche mit ihren Teams, den Pferden und den Wagen ein, und die Quartiere hinter der Arena füllten sich. Reb trainierte, aß, trank und schlief, schwieg und beobachtete. Und fühlte sich beschissen.
Cam hatte ihm erzählt, dass er sich mit Kyria verbinden würde.
Gut so.
Besser so.
Ganz bestimmt besser so. Die Tochter der künftigen Landesmutter war mehr als eine Nummer zu groß für einen ehemaligen Subcult.
Es war kalt geworden, Raureif lag auf den Weiden, und eine blässliche Sonne malte lange Schatten zwischen die Ställe. Reb schlug den Kragen seiner Lederjacke hoch und ging
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