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Kyria & Reb - Die Rückkehr

Kyria & Reb - Die Rückkehr

Titel: Kyria & Reb - Die Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Schacht
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am Gatter entlang, um nach seinen Pferden zu sehen. Der o-beinige Olof Petterson stand bei ihnen und schien in ein vertrauliches Gespräch mit den Tieren vertieft zu sein. Als einer der Hengste den Kopf hob und ein leises Begrüßungswiehern ausstieß, sah auch der Alte hoch.
    »Seid gegrüßt, Reb Alvarson. Eure Rösser wollen laufen und siegen.«
    »Sagen sie dir das?«
    Er nickte ernsthaft.
    »Das freut mich zu hören.« Reb streichelte die weichen Nasen, die sich an ihn drängten. »Ich soll dich von meinem Vater grüßen, Olof Petterson. Er hat dich nie vergessen. Er würde sich freuen, wenn du mal für ein paar Wochen auf sein Gestüt kommen wolltest.«
    Die Augen des alten Pferdetrainers leuchteten auf. »Das wäre eine feine Sache.«
    »Dann ist es abgemacht. Nach dem Rennen begleitest du mich ins Reservat.«
    »Marie Petterson, kann sie auch mitkommen?«
    »Wer ist Marie?«
    »Die Alte, die es seit vierzig Jahren mit mir aushält«, kicherte der Pferdetrainer.
    »Oh. Na sicher. Vierzig Jahre.«
    »Eine Ewigkeit, findet Ihr, Reb Alvarson? Ja, ist eine lange Zeit. Und war immer eine gute Zeit.« Das Kinn des Alten ruckte vor und wies auf drei junge Frauen, die trotz der Novemberkühle ihre bunten Flauschjacken großzügig über ihren weiten Ausschnitten geöffnet hatten und auf hochhackigen Stiefeln über den Fahrweg stakselten. Ihre Blicke galten Reb.
    »Es ändert sich nichts«, sagte Petterson. »Man kann Männer mit Medikamenten zu Weicheiern machen, ihnen vorschreiben, sich die Haare in Locken zu drehen und die Fingernägel zu lackieren, sich schwammige Bäuche anzufressen, und alles das zum Schönheitsideal erheben – wenn junge Frauen Männer wie dich sehen, werden sie schwach.«
    Reb beäugte die Mädchen, die herausfordernd die Hüften schwenkten. Sie sahen appetitlich aus.
    »Mein Großvater hat noch vor der Großen Pandemie gelebt, und er hat meinem Vater viel aus der Zeit erzählt. Damals haben die Frauen angefangen, sich gegen die Vorherrschaft der Männer aufzulehnen, Reb Alvarson, und das war auch gut so. Aber selbst in der Vorzeit haben Frauen und Männer einander angezogen. Und wenn sich zwei gefunden haben, die zueinander passten, dann haben sie sich Treue gelobt. Ich habe meiner Marie die Treue gehalten, vierzig Jahre lang. Und sie mir die ihre. Es ist gut, wenn man sich aufeinander verlassen kann, Reb Alvarson. Besser als die Bewunderung solcher kleinen Hühnchen.«
    »Tut aber auch gut«, murmelte Reb und stellte sich in Positur.
    »Verführerisch ist das, und Ihr mögt es genießen. Aber ein Mann braucht mehr als das. Verzeiht, Reb Alvarson, dass ich so offen rede, aber Ihr seht … unglücklich aus.«
    Reb zuckte mit den Schultern und versuchte sich unbewegt zu geben. Aber die Worte schnitten ihm in die Seele. »Ich komm ganz gut klar«, meinte er und stopfte die Hände in die Taschen.
    Petterson lächelte. »Kommt Ihr. Denkt Ihr. Aber man hat Euch verletzt. Ich weiß, Junge, dass man Euch zutiefst verletzt hat. Lasst nicht zu, dass es Euch das Leben vergällt.«
    Warum belästigte der Alte ihn damit? Was ging es ihn an? Warum ging er nicht einfach weg?
    Weil er selbst die Antwort suchte.
    »Zu jemanden stehen ist auch eine Form des Mutes.«
    Petterson hatte es ganz sanft gesagt.
    »Sie hat sich mit Cam zusammengetan«, stieß Reb hervor.
    Alte, weise Augen sahen ihn mitfühlend an. »Mit Euerm Freund, nicht wahr? Nun, das macht es noch etwas schwieriger. Aber Weglaufen ist nicht die Lösung.«
    Tiefe Traurigkeit legte sich über Reb, und er lehnte den Kopf an die Flanke des Pferdes neben ihm. »Ich bin nichts wert«, brach es aus ihm heraus.
    »Verdammte Schlange«, knurrte Petterson. »Diese elende, verdammte Natter von einem Weib.« Er packte Reb bei den Schultern und zwang ihn, ihm ins Gesicht zu sehen. »Ihr seid mehr wert als jede Hohepriesterin. Ihr seid ein Mann, wie man ihn nur noch selten findet. Kommt zu Euch, Reb, Sohn des Alvar. Steht auf und kämpft. Ihr habt überlebt in einem Alter, in dem jeder Junge zugrunde gegangen wäre. Ihr habt einen Platz errungen, für den Euch Achtung gebührt. Ihr seid ein erfolgreicher Wagenlenker geworden. Ihr seht Eurem Vater so verdammt ähnlich. Ihr werdet Euren Weg machen, Reb, Euren eigenen … «
    »Sie ist die Tochter von La Dama Isha«, murmelte Reb.
    »Na und? Kyria La Jonquilla ist eine mutige, schöne und aufrechte junge Frau. Wenn sie Euch haben will, dann seid stolz und glücklich. Und steht ihr zur Seite, Reb Alvarson. Denn es

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